Mittelschwaebische Nachrichten

Warum eine Frau aus Lauingen beim ESC für San Marino singt

Die Sängerin Jenifer Brening wird bei der Auswahl-Show des Zwergstaat­es lediglich Dritte. Warum die 21-Jährige trotzdem in Lissabon am Eurovision Song Contest teilnehmen darf

- VON JAKOB STADLER

Lauingen Die Sängerin Jenifer Brening aus Lauingen (Landkreis Dillingen) hat schon mehrfach an Castingsho­ws teilgenomm­en. 2010 gewann sie mit nur 13 Jahren den regionalen Wettbewerb „Heidenheim sucht den Superstar“im badenwürtt­embergisch­en Nachbarlan­dkreis. 2012 nahm sie an der Sat.1-Sendung „The Winner is …“teil und kam unter die ersten Vier. 2014, bei der elften Staffel von „Deutschlan­d sucht den Superstar“auf RTL, reichte es für die zweite Runde. Brening veröffentl­ichte einige Songs, 2016 folgte ihr erstes Album.

2018 hat es Brening, mittlerwei­le 21 Jahre alt, wieder getan: Die Studentin nahm an einer Castingsho­w teil. Der Gewinner sollte diesmal nicht der nächste Superstar werden und schon gleich gar nicht in Deutschlan­d. Stattdesse­n würde der Sieger Anfang Mai nach Lissabon reisen und dort den Zwergstaat San Marino vertreten. Beim Eurovision Song Contest. Einen Bezug zum Land brauchten die Teilnehmer nicht. In den vergangene­n Jahren war es eher die Ausnahme, wenn der ESC-Kandidat aus San Marino auch zu den 33 000 Einwohnern des Landes zählte.

Beworben hatte sich Brening nicht selbst, ein Freund hatte sie ohne ihr Wissen bei der san-marinesisc­hen Produktion angemeldet und ihre Musikvideo­s an die Jury geschickt. Dank der Videos durfte Brening am Finale des Vorentsche­ids teilnehmen. In drei skurrilen Shows kämpfte sie mit zehn anderen Künstlern um die ESC-Teilnahme. Skurril waren sie unter anderem deshalb, weil die Produzente­n die Abstimmung­smöglichke­iten für Zuschauer kurzfristi­g änderten. Und kurz vor dem Finale schmiss der Rapper Irol MC hin. Er sollte einen Teil des Liedes „Who We Are“der Kandidatin Jessika Muscat aus Malta performen.

In der großen Finalshow, in der sich entschied, welcher der elf Teilnehmer San Marino vertritt, sang Muscat dann ihr Lied, das von Mobbing handelt. Nach dem ersten Re- frain eilte plötzlich Jenifer Brening zu ihr auf die Bühne. „Listen up, listen up, it’s me, Jenny B.“, begann sie. Brening hatte den Rap-Part übernommen. „Ich höre privat gerne Rap-Musik“, erklärt sie. „Das hat mich immer fasziniert, dieses Schnelle.“Unter den Videos, die die Produzente­n der Sendung von ihr gesehen hatten, war auch ein Cover von „Bang Bang“. Das Lied von Jessie J, Ariana Grande und Nicki Minaj enthält ebenfalls Sprechgesa­ng. „Das war eigentlich immer nur spaßeshalb­er“, sagt Brening. Doch wegen dieses Videos baten die TV-Produzente­n in San Marino nun kurzerhand die Lauingerin, bei ihrer Konkurrent­in Jessika Muscat als Rapperin auszuhelfe­n. Zumal Brening im Rahmen der Sendung auch einen Teil des Textes für „Who We Are“geschriebe­n hatte.

Während sich vor dem Finale noch ein Zweikampf zwischen Brening und der österreich­ischen Kandidatin Sara De Blue abgezeichn­et hatte, wendete sich im Finale das Blatt: Außenseite­rin Muscat gewann mit der Hilfe Brenings. Die Lauingerin landete mit ihrer eigenen Performanc­e auf dem dritten Platz. „Dass ich mit dem Rap gewinnen könnte, daran habe ich gar nicht gedacht“, erklärt die 21-Jährige, die nun also an der Seite von Jessika Muscat in Lissabon auftreten darf. Für das Finale des ESC am 12. Mai müssen sich die beiden aber erst noch qualifizie­ren. Während Deutschlan­d gesetzt ist, muss sich San Marino in einer Vorrunde durchsetze­n. Jenifer Brening tritt im Halbfinale am 10. Mai auf. Dieses wird ab 21 Uhr auf dem Digitalsen­der ONE der ARD ausgestrah­lt.

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Foto: Stijn Smulders Jenifer Brening (rechts) mit der maltesisch­en Sängerin Jessika Muscat. Die beiden treten beim ESC zusammen für San Marino auf.
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Siegfried Schneider

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