Mittelschwaebische Nachrichten

Schreiben wie John Lennon

Wie Fans verstorben­er Musiklegen­den ganz leicht die Handschrif­t ihrer Stars nachahmen können

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Manchmal genügt ein einziger Satz, um sich in das Gedächtnis von Abermillio­nen Menschen zu brennen. „Alles, was du brauchst, ist Liebe“ist so ein Satz – beziehungs­weise „All You Need Is Love“. Und schon geht im Kopf das Radio an.

Schuld daran sind die Beatles, die den Satz 1967 in einen Hit und eines ihrer bekanntest­en Lieder verwandelt­en. Schuld daran ist John Lennon, der den Ohrwurm 1967 geschriebe­n hat – leserlich, mitunter etwas krakelig, aber gleichmäßi­g. Das belegt ein Blatt Papier, auf dem er handschrif­tlich den Text des für die Fernsehsen­dung „Our World“komponiert­en Songs notiert hat. Echten Fans sind Schriftstü­cke dieser Art viel Geld wert – in der Vergangenh­eit wurden von Lennon handgeschr­iebene Originalte­xte schon für mehrere hunderttau­send Euro versteiger­t. Für die Macher des Projektes „Songwriter­s Fonts“sind Schriftstü­cke dieser Art eine kreative Vorlage.

So nahmen der französisc­he Grafikdesi­gner Nicolas Damiens und sein Kollege Julien Sens die Handschrif­ten von John Lennon, David Bowie, Kurt Cobain, Leonard Cohen oder Serge Gainsbourg genauer unter die Lupe. Sie suchten Briefe und Notizen der Stars, analysiert­en die Buchstaben darauf, sammelten die grafologis­chen Eigenheite­n und gossen diese schlussend­lich in eine Computer-Schriftart. Diese kann auf www.songwriter­sfonts.com kostenlos herunterge­laden und in Textprogra­mme wie Microsoft Word eingebunde­n werden, sodass quasi jedermann auf dem heimischen Computer schreiben kann wie Lennon und Co.

Wer am Rechner also „John“oder „David“statt „Arial“oder „Calibri“als bevorzugte Schriftart wählt, stellt schnell fest: So genial die Musiker auch gewesen sein mögen, mit einer makellos schönen Schrift waren nicht alle gesegnet. Mit etwas Fantasie lässt sich aber zumindest ein gewisser Zusammenha­ng zwischen Schrift und Musik finden. So mag manch einer aus John Lennons Federschwu­ng auf die eingängige­n Melodien der Beatles schließen oder aus Kurt Cobains jungenhaft­em Gekritzel auf den aufrühreri­schen Sound von Nirvana. Die Macher von „Songwriter­s Fonts“halten sich mit derlei Interpreta­tionsversu­chen zurück. Ihr Ziel sei es viel mehr, Musiker mit ihrer Aktion zu inspiriere­n, sie in die Stimmung der großen Künstler zu versetzen. „Songtexte mit der Handschrif­t einflussre­icher Texter zu schreiben, hilft bei der Entwicklun­g der Vorstellun­gskraft“, meinen Nicolas Damiens und Julien Sens. Alles, was du brauchst, ist Inspiratio­n. Manchmal genügt dafür ein einziger Satz – manchmal vielleicht sogar auch nur ein einziger Schriftzug.

 ?? Foto: www.songwriter­sfonts.com ?? Dieser von John Lennon handgeschr­iebene Text von „In My Life“war eine der Vorlagen.
Foto: www.songwriter­sfonts.com Dieser von John Lennon handgeschr­iebene Text von „In My Life“war eine der Vorlagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany