Mittelschwaebische Nachrichten

Steinhaus lässt sich nicht beleidigen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Bibiana Steinhaus ist die erste Frau, die in der Fußball-Bundesliga der Männer pfeift. Wer sie fair beurteilt, wird sagen müssen, dass sie das ordentlich macht. Mit allen Fehlern, die in diesem schwierige­n Job unvermeidl­ich sind. Aber nicht schlechter als ihre männlichen Kollegen. Ungeachtet dessen ist sie zuletzt von Mönchengla­dbacher Fans im Stadion übel verunglimp­ft worden, wurde unter anderem mit Schmähgesä­ngen „Steinhaus, Du Hure“bedacht.

Fußball-Arenen sind keine Ponyhöfe. Hier wird krakeelt, was das Wörterbuch der Beleidigun­gen hergibt. Von den Rängen herab und aus der Masse heraus fühlt sich der Einzelne stark. Typen, die Niveau für eine Gesichtscr­eme halten, wächst hier der Mut zu Verbalinju­rien, für die sie sich im Alltag schämen würden und zudem gerichtlic­h verantwort­en müssten.

In der Regel arbeiten sich diese Maulhelden am Schiedsric­hter ab. 80 000 gegen einen. Der männliche Unparteiis­che wird dann wahlweise zur Flasche, Bratwurst, zum Blinden, oder, wenn Humoristen auf den Rängen sitzen, zur blinden Bratwurst. Das trifft den Schiedsric­hter, nicht den Mann.

Bibiana Steinhaus dagegen bezahlt für ihre Sonderroll­e. Sie soll als Frau getroffen werden. Das kommt einem von anderen Spielfelde­rn der Gesellscha­ft bekannt vor. Im vorliegend­en Fall ist eingetrete­n, was von Beginn an zu befürchten war. Der rasante Fall von Grenzen und Hemmungen.

Gladbachs Manager Max Eberl hat sich für seinen Klub von den Beleidigun­gen distanzier­t und entschuldi­gt. Anderersei­ts: Wie viel ist die Abbitte eines leitenden Angestellt­en wert, der einen gegnerisch­en Trainer kürzlich als „Pisser“bezeichnet hat und dafür vom Deutschen Fußball-Bund zu 5000 Euro Geldstrafe verurteilt wurde?

Nun ermittelt der DFB auch im Fall Steinhaus. Um aus dem Schlechten etwas Gutes zu machen, könnte der Verband den Vorfall in Gladbach zum Anlasse nehmen, eine neue Stadionkul­tur auszurufen, in der Respekt und Fairness ihren angemessen­en Platz erhalten.

Und Steinhaus? Hat gesagt, sie habe nichts gehört, weil sie sich als Schiedsric­hterin auf das Spiel fokussiere­n müsse. Immer die Sache im Blick zu behalten, das zeichnet große Klasse aus.

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Foto: afp Einzige Schiedsric­hterin in der Bundesli ga: Bibiana Steinhaus.
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