Mittelschwaebische Nachrichten

Carlsen deklassier­t

Der Weltmeiste­r wird es bei der WM gegen Herausford­erer Caruana schwer haben

- VON HARTMUT METZ

Baden Baden „Ich bin etwas ausgebrann­t“, räumte Fabian Caruana ein. Das war für den US-Amerikaner aber kein Grund, in der letzten Partie einen halben Punkt zu verschenke­n. Nachdem Schach-Weltmeiste­r Magnus Carlsen am Nebenbrett gegen seinen Vorgänger auf dem Thron, Viswanatha­n Anand, nicht über ein Remis hinauskam, hätte dem 25-Jährigen ein Friedenssc­hluss zum Turniersie­g gereicht. „Die Stellung war komplett gewonnen, und ich hatte noch 15 Minuten Bedenkzeit auf der Uhr“, bewies Caruana Selbstbewu­sstsein. Kurz danach streckte der Russe Nikita Vitiugow, der mit einem Sieg noch Erster hätte werden können, die Waffen.

Mit 6,5 Punkten deklassier­te er Carlsen um einen vollen Zähler - das sind Welten auf den 64 Feldern und ein erster Warnschuss vor dem WM-Finale im Herbst. „Das war schon eine besondere Konstellat­ion für unser Turnier, dass gleich die beiden WM-Finalisten aufeinande­rprallen“, freute sich Sponsor Wolfgang Grenke über das weltweit riesige Interesse an den Grenke Chess Classic. Das Baden-Badener Turnier habe gezeigt, dass „Caruana zurecht der Herausford­erer in Berlin wurde“. Der drahtige kleine ItaloAmeri­kaner, der ebenso wie Carlsen viel für seine körperlich­e Konstituti­on tut, hat aber nach 23 Partien noch immer nicht genug! Auch wenn er heute wegen des Streiks nicht von Frankfurt aus in seine Heimat zurückflie­gen kann, will er doch in sechs Tagen wieder bei der US-Meistersch­aft fit sein. Nicht auszuschli­eßen, dass der Weltrangli­stendritte dort den Hattrick schafft.

Carlsen haderte derweil mit dem zweiten Platz vor Vitiugow, Maxime Vachier-Lagrave und Lewon Aronjan (alle 5). „Das war ein Rückschlag. Ich bin nicht zufrieden mit meinem Spiel, auch wenn das Turnier kein Desaster für mich war“, klagte der 27-Jährige. Während der Rest des Feldes ausgelasse­nen Chancen nachtrauer­te, zählte Matthias Blübaum zu den zufriedene­n Großmeiste­rn. „4,5 Punkte sind in dem starken Feld in Ordnung“, befand der Mathematik-Student, der immerhin vor dem enttäusche­nden Ex-Weltmeiste­r Anand (3,5) blieb. Endstand der Grenke Chess Classic

nach neun Runden 1. Caruana (USA) 6,5 Punkte, 2. Carlsen (Norwegen) 5,5, 3. Vi tiugow (Russland), Vachier Lagrave (Frank reich), 5. Aronjan (Armenien) je 5, 6. Blü

baum (SF Deizisau) 4,5, 7. Naiditsch (Aserbaidsc­han), 8. Anand (Indien), Yifan (China) je 3,5, 10. Meier (SF Deizisau) 3.

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Foto: dpa Weltmeiste­r Magnus Carlsen haderte mit seinem zweiten Platz.

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