Mittelschwaebische Nachrichten
Über die Macht der Frauen
Es gibt die Theorie, die Welt wäre ein friedlicherer Ort, würden Frauen sie regieren. „Der traditionelle Krieg ist Männersache: Weibliche Stammesangehörige würden sich niemals zusammentun, um Nachbardörfer zu überfallen“, schreibt der Psychologe Steven Pinker in seinem Buch „Eine neue Geschichte der Menschheit“. Das mag stimmen. Während Männer schnell das Kriegsbeil schwingen, wählen Frauen subtilere Methoden der Konfliktlösung. Sie schmieden Allianzen. Verbünden sich, um andere auszuschließen. Eine Folge
Germany’s next Topmodel reicht, um diese These zu bestätigen.
Während dort aber Fernseh-Kameras jede Zicklichkeit verfolgen, geschah Ähnliches bei den deutschen Biathletinnen weitgehend im Verborgenen. Im Team rumorte es offenbar schon länger. Bundestrainer Gerald Hönig hatte, so wird gemunkelt, kommunikative Probleme, in die Lebenswelt seiner Sportlerinnen vorzudringen. In der Männerdomäne Fußball hieße dies, der Trainer habe die Mannschaft nicht mehr erreicht. Entlassung. Im Biathlon haben sie es anders gelöst. Eleganter, möchte man sagen. Kein Wunder, bekleidet mit Karin Orgeldinger doch eine Frau das Amt der Sportdirektorin.
Hönig, mit 59 Jahren auf der Zielgeraden seines Berufslebens, wurde vom Frauen-Bundestrainer zum Bundestrainer Schießen degradiert. Er bleibe damit in einer gesamtverantwortlichen Position, stand in einer Mitteilung des Verbandes. In der ersten Reihe steht er nicht mehr.
Nach der Pleite von Sotschi, als die deutschen Frauen leer ausgegangen waren, hatte Hönig die Aufräumarbeiten noch überstanden. Damals wurde Ricco Groß, der zusammen mit Hönig die Mannschaft betreute, in den zweitklassigen IBU-Cup abgeschoben. Auch gegen ihn soll sich Widerstand innerhalb der Mannschaft geregt haben. Hönig blieb und seine sportliche Bilanz kann sich sehen lassen. Während seiner Amtszeit stieg Laura Dahlmeier zum Superstar auf. Hilfreich ist diesbezüglich aber die Information, dass Hönig am Stützpunkt in Oberhof arbeitet, große Teile der Frauenmannschaft inklusive Dahlmeier aber in Ruhpolding trainieren.
Knackpunkt dürfte die Staffel in Pyeongchang gewesen sein. Überraschend wurde das deutsche Quartett, als Topfavorit gestartet, nur Achter. Danach kritisierten Sportlerinnen offen die Aufstellung. Das ist so, als würden sich weibliche Stammesangehörige zusammentun, um Nachbardörfer zu überfallen. Und diesmal hatten sie sogar Gewehre dabei.