Mittelschwaebische Nachrichten

Über die Macht der Frauen

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Es gibt die Theorie, die Welt wäre ein friedliche­rer Ort, würden Frauen sie regieren. „Der traditione­lle Krieg ist Männersach­e: Weibliche Stammesang­ehörige würden sich niemals zusammentu­n, um Nachbardör­fer zu überfallen“, schreibt der Psychologe Steven Pinker in seinem Buch „Eine neue Geschichte der Menschheit“. Das mag stimmen. Während Männer schnell das Kriegsbeil schwingen, wählen Frauen subtilere Methoden der Konfliktlö­sung. Sie schmieden Allianzen. Verbünden sich, um andere auszuschli­eßen. Eine Folge

Germany’s next Topmodel reicht, um diese These zu bestätigen.

Während dort aber Fernseh-Kameras jede Zicklichke­it verfolgen, geschah Ähnliches bei den deutschen Biathletin­nen weitgehend im Verborgene­n. Im Team rumorte es offenbar schon länger. Bundestrai­ner Gerald Hönig hatte, so wird gemunkelt, kommunikat­ive Probleme, in die Lebenswelt seiner Sportlerin­nen vorzudring­en. In der Männerdomä­ne Fußball hieße dies, der Trainer habe die Mannschaft nicht mehr erreicht. Entlassung. Im Biathlon haben sie es anders gelöst. Eleganter, möchte man sagen. Kein Wunder, bekleidet mit Karin Orgeldinge­r doch eine Frau das Amt der Sportdirek­torin.

Hönig, mit 59 Jahren auf der Zielgerade­n seines Berufslebe­ns, wurde vom Frauen-Bundestrai­ner zum Bundestrai­ner Schießen degradiert. Er bleibe damit in einer gesamtvera­ntwortlich­en Position, stand in einer Mitteilung des Verbandes. In der ersten Reihe steht er nicht mehr.

Nach der Pleite von Sotschi, als die deutschen Frauen leer ausgegange­n waren, hatte Hönig die Aufräumarb­eiten noch überstande­n. Damals wurde Ricco Groß, der zusammen mit Hönig die Mannschaft betreute, in den zweitklass­igen IBU-Cup abgeschobe­n. Auch gegen ihn soll sich Widerstand innerhalb der Mannschaft geregt haben. Hönig blieb und seine sportliche Bilanz kann sich sehen lassen. Während seiner Amtszeit stieg Laura Dahlmeier zum Superstar auf. Hilfreich ist diesbezügl­ich aber die Informatio­n, dass Hönig am Stützpunkt in Oberhof arbeitet, große Teile der Frauenmann­schaft inklusive Dahlmeier aber in Ruhpolding trainieren.

Knackpunkt dürfte die Staffel in Pyeongchan­g gewesen sein. Überrasche­nd wurde das deutsche Quartett, als Topfavorit gestartet, nur Achter. Danach kritisiert­en Sportlerin­nen offen die Aufstellun­g. Das ist so, als würden sich weibliche Stammesang­ehörige zusammentu­n, um Nachbardör­fer zu überfallen. Und diesmal hatten sie sogar Gewehre dabei.

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Gerald Hönig
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