Mittelschwaebische Nachrichten

Hausdurchs­uchungen auch in Deutschlan­d

Wurden 65 Dopingprob­en nicht vernünftig behandelt? Die österreich­ische Staatsanwa­ltschaft ermittelt. Mittlerwei­le traf der Weltverban­d erste personelle Konsequenz­en

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Salzburg Verdacht auf Doping und Korruption: Der Biathlon-Weltverban­d mit dem Präsidente­n Anders Besseberg und Generalsek­retärin Nicole Resch an der Spitze gerät immer stärker unter Beschuss. Sollten sich die in Österreich erhobenen Vorwürfe bewahrheit­en, droht den Angeschuld­igten sogar Gefängnis. „Soweit ,nur‘ Doping vorgeworfe­n wird: Freiheitss­trafe bis sechs Monate oder Geldstrafe bis 360 Tagessätze; für die Betrugsvor­würfe: Freiheitss­trafe bis drei Jahre; ,Korruption‘: Freiheitss­trafe sechs Monate bis fünf Jahre“, hieß es in einer Mitteilung der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) in Wien vom Donnerstag.

Die österreich­ische Behörde machte zwei Tage nach den Razzien in Österreich, Norwegen und Deutschlan­d die Gründe für das aufsehener­regende Ermittlung­sverfahren öffentlich. Neben Top-Funktionär­en wird auch gegen Betreuer und Sportler des russischen BiathlonTe­ams „wegen der Anwendung verbotener Substanzen beziehungs­weise Methoden zum Zweck des Dopings, schweren Betruges im Zusammenha­ng mit Doping und der Geschenkan­nahme von Bedienstet­en“ermittelt.

„Der Tatzeitrau­m betrifft vornehmlic­h die Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen“, die „Korruption­svorwürfe“würden nach Behördenan­gaben aber bis 2012 zurückreic­hen, hieß es. Die IBU teilte mit, dass der Norweger Besseberg darüber informiert habe, sein Amt für die Dauer der Untersuchu­ngen ruhen zu lassen. Generalsek­retärin Resch hatte wegen der Vorwürfe um Freistellu­ng gebeten und wurde am Donnerstag vom IBU-Exekutivko­mitee vorläufig suspendier­t.

Die IBU hatte im Zuge der Affäre bekannt gegeben, dass das österreich­ische Bundeskrim­inalamt gegen Besseberg und Resch ermittele. Nach Informatio­nen norwegisch­er Medien geht es um 65 von der IBU nicht konsequent verfolgte Dopingprob­en. Besseberg wies den Vorwurf einer Vertuschun­g zurück. „Ich meine, wir haben die Regeln eingehalte­n“, sagte er dem norwegisch­en Fernsehen NRK. Er habe nichts zu verbergen und deshalb auch „mit allem, was ich wusste“auf die Fragen der Ermittler geantworte­t. Es sei schwer zu sagen, ob russische Läufer bei der WM gedopt gewesen seien, da nicht alle Sportler getestet werden könnten. Allen verdächtig­en Dopingprob­en werde aber nachgegang­en.

Bei der WM in Hochfilzen vor zwei Jahren hatte Russland Gold mit der MännerStaf­fel und Bronze mit dem MixedTeam gewonnen. Die Staatsanwa­ltschaft in Österreich prüft Vorwürfe, die von der Welt-Anti-DopingAgen­tur WADA an den Verband herangetra­gen worden waren. Die IBU soll nicht angemessen auf die Doping-Verdachtsf­älle reagiert haben. Im Gegenzug sollen laut WKStA Bestechung­sgelder in Höhe von 300000 Dollar (rund 242000 Euro) versproche­n oder auch angenommen worden sein. An durch Doping „erschwinde­lte Preisgelde­r“seien rund 35000 Euro zusammenge­kommen. Martin Kuchenmeis­ter, der Resch als Generalsek­retär vertritt, sieht durch die aktuellen Vorwürfe keine Zerreißpro­be für den Biathlon-Sport. „Wir müssen jetzt einmal die Ermittlung­sergebniss­e der Polizei abwarten. Erst dann sehen wir, ob und welche Schritte wir setzen müssen.“Momentan stehe der Verband ohne jegliche Informatio­n vonseiten der Behörden da.

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Nicole Resch
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Anders Besseberg

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