Mittelschwaebische Nachrichten
Zum Abschied kommt das Golden Sound Team in den Adlersaal
40 Jahre lang spielten Wolfgang Maier und Wolfgang Knoll zusammen. Was nach dem Golden Sound Team kommt
Ziemetshausen/Balzhausen Das Bild, das die Anfänge des Golden Sound Teams zeigt, hat schon einen ziemlichen Rotstich. Der junge Mann mit der Gitarre blickt etwas verlegen hinter seinem Notenständer in die Kamera, während sich sein Nebenmann mit dem Akkordeon aufs Spielen konzentriert. Der Schlagzeuger reckt die Arme hoch zwischen Luftschlangen und bunten Luftballons, die von der Decke des Probenraums baumeln und noch an die letzte Faschingsparty erinnern, die hier gefeiert wurde. An den Wänden hängen die Idole der Jugend dieser Jahre. Jimmy Page, Ozzi Osbourne und Santana. Rocker und Rebellen. Doch die jungen Männer, die hier für ihre ersten Auftritte proben, planen keine gesellschaftliche Revolution. Sie tragen Schlaghose, Hemd und ordentliches, kurz geschnittenes Haar.
40 Jahre liegt dieser Augenblick zurück. Wolfgang Knoll und Wolfgang Maier hatten sich beim Ziemetshauser Musikverein kennengelernt. Knoll besuchte damals das Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg, das großen Wert auf musikalische Ausbildung legte. Er spielte Akkordeon, Gitarre und Posaune. Maier stammt aus einer musikbegeisterten Familie. Beim Musikverein hatte er als Tubist begonnen, beherrschte aber auch das Akkordeonspiel. Bei Ausflügen des Vereins war es damals üblich, dass immer jemand zu später Stunde zu Gitarre und der „Quetsche“griff, um gemeinsam zu singen und zu musizieren. „Irgendwann hat man uns auch mal hingesetzt und gesagt, ’jetzt spielt ihr mal’“, erinnert sich Maier. Das hat so gut geklappt, dass sich die beiden Wolfgangs dachten, ’das können wir ausbauen’. Maiers Bruder wurde überredet Schlagzeug zu spielen. Der hatte das Instrument zwar bislang noch nie bedient, doch er fügte sich willig. Geprobt wurde im Keller der Familie Maier in Ziemetshausen. Es folgten erste Auftritte für die Tanzband der noch 17-Jährigen. Damals wurden noch viele Faschingsbälle in den Dörfern organisiert. Allein in Balzhausen gab es mindestens zehn solcher Feste. Fast jeder Verein hatte seinen eigenen Ball. Und es wurde noch ausgiebig getanzt: Twist, Charleston, Rock’n’Roll. Kaum erwarten konnten die jungen Burschen die Schwofrunde mit Damenwahl. Dann wurde es richtig eng auf der Tanzfläche. Die Musiker wussten dann, je langsamer sie spielten, desto besser. Maier und Knoll verstehen sich bis heute als Tanzmusiker. Die Rocker, das waren immer die anderen. Sie spielten die Hits von Roy Black, David Haselhoff und die Flippers aber auch Volksmusik. Wichtig war stets, dass die Musik „tanzbar“ist – auch wenn man dazu das ein oder andere Stück ein bisschen vergewaltigen musste. Aber damit füllten sie damals wie heute die Säle. Anfang der 1980er Jahre holten sie sich noch mit einem Kindheits- und Jugendfreund aus ihrer Clique einen Bassisten mit ins Boot und tourten als „Team S“zu viert durch die Lande. Als dieser jedoch bei einem Autounfall 1985 ums Leben kam, löste sich die Band auf. „Das hat schon wehgetan“, erinnert sich Maier. Erstmals im Leben sei ihm da bewusst geworden, wie schnell es vorbei sein kann.
Anfang der 1990er Jahre enterten Knoll und Maier dann im Trio als „Golden Sound Team“die Bühne, indem sie von einer Bekannten die Schwester als Sängerin engagierten. Die junge Frau hatte großes Talent, sich aber bislang nicht getraut, auf der Bühne zu singen. Lange blieb sie dem Golden Sound Team aber nicht erhalten. Nach einer Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach schlug sie den Weg zur Berufsmusikerin ein und lebt heute in der Nähe von Mainz. „Wir hatten schon ein bisschen einen Sängerinnenverschleiß“, erinnert sich Maier. Immer wieder mussten sie Aushilfssängerinnen anheuern, die teils in anderen Bands engagiert waren oder aufgrund Veränderungen im Privatleben schnell wieder das Handtuch warfen. Erst im Jahr 2008 stieß mit Carina Draxler eine Sängerin zu dem Duo, die Maier und Knoll bis jetzt die Treue hielt. Während ihrer Babypause verstärkte Sängerin Tina Gold-Abele das Team. In all den Jahren hatte sich sowohl die Organisation der Proben als auch der Auftritte durch die Technik stark verändert und vieles auch vereinfacht. Habe man sich in jüngeren Jahren noch mindestens einmal pro Woche zum Proben getroffen, sei es durch die Technik heute möglich, dass jeder seinen Part für sich zu Hause einstudiert und nur noch wenige Proben genügen, um das Zusammenspiel zu harmonisieren. Trotzdem habe er viele Abende und auch Nächte im Probenraum verbracht, sagt Maier. Immerhin war das Trio in den vergangenen Jahren im Schnitt für bis zu 35 Auftritte im Jahr gebucht. Ein Pensum, das Maier zunehmend als anstrengend empfand. Er holt tief Luft. „Man soll dann aufhören, wenn’s am schönsten ist“, sagt der heute 57-Jährige, „40 Jahre ist doch schon eine ganze Menge.“Am kommenden Samstag, ab 20 Uhr, wird Maier bei der Dirndl- und Lederhosenparty im Saal des Gasthofs Adler in Balzhausen – so etwas wie der zweiten Heimat des „Golden Sound Teams“– sein letztes Konzert mit der Band geben. Er habe auch noch andere Interessen als nur die Band, begründet Maier seine Entscheidung, die er vor gut eineinhalb Jahren getroffen habe. Der Spaßfaktor sei nach wie vor hoch, er lasse jedoch langsam nach. Trotz seines Ausstiegs aus dem „Golden Sound Team“werde er niemals auf die Musik verzichten, er hat noch andere, kleinere Projekte, um die er sich kümmern will. Die Musik habe ihm stets auch aus Lebenskrisen geholfen. Sechs Wochen nach dem Unfalltod seiner Tochter hat er wieder auf einer Hochzeit gespielt. „Das war die richtige Entscheidung“, sagt er rückblickend. Die Musik hat mich aus dem Tief geholt. Es muss immer weiter gehen. Weiter geht es auch für Wolfgang Knoll. Die Besetzung des „Golden Sound Team New Generation“soll gleich bleiben. Es wird eine neue Sängerin und auch einen Nachfolger für Maier geben. Das Programm wird etwas moderner sein, verspricht Knoll. Partyhits und Oldies bleiben aber im Repertoire und die Musik muss tanzbar sein.
Kontakt „Golden Sound Team New Generation“, Telefon 0170/4077977; Mail: knoll 1@t online.de.