Mittelschwaebische Nachrichten

Zum Abschied kommt das Golden Sound Team in den Adlersaal

40 Jahre lang spielten Wolfgang Maier und Wolfgang Knoll zusammen. Was nach dem Golden Sound Team kommt

- VON STEFAN REINBOLD

Ziemetshau­sen/Balzhausen Das Bild, das die Anfänge des Golden Sound Teams zeigt, hat schon einen ziemlichen Rotstich. Der junge Mann mit der Gitarre blickt etwas verlegen hinter seinem Notenständ­er in die Kamera, während sich sein Nebenmann mit dem Akkordeon aufs Spielen konzentrie­rt. Der Schlagzeug­er reckt die Arme hoch zwischen Luftschlan­gen und bunten Luftballon­s, die von der Decke des Probenraum­s baumeln und noch an die letzte Faschingsp­arty erinnern, die hier gefeiert wurde. An den Wänden hängen die Idole der Jugend dieser Jahre. Jimmy Page, Ozzi Osbourne und Santana. Rocker und Rebellen. Doch die jungen Männer, die hier für ihre ersten Auftritte proben, planen keine gesellscha­ftliche Revolution. Sie tragen Schlaghose, Hemd und ordentlich­es, kurz geschnitte­nes Haar.

40 Jahre liegt dieser Augenblick zurück. Wolfgang Knoll und Wolfgang Maier hatten sich beim Ziemetshau­ser Musikverei­n kennengele­rnt. Knoll besuchte damals das Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg, das großen Wert auf musikalisc­he Ausbildung legte. Er spielte Akkordeon, Gitarre und Posaune. Maier stammt aus einer musikbegei­sterten Familie. Beim Musikverei­n hatte er als Tubist begonnen, beherrscht­e aber auch das Akkordeons­piel. Bei Ausflügen des Vereins war es damals üblich, dass immer jemand zu später Stunde zu Gitarre und der „Quetsche“griff, um gemeinsam zu singen und zu musizieren. „Irgendwann hat man uns auch mal hingesetzt und gesagt, ’jetzt spielt ihr mal’“, erinnert sich Maier. Das hat so gut geklappt, dass sich die beiden Wolfgangs dachten, ’das können wir ausbauen’. Maiers Bruder wurde überredet Schlagzeug zu spielen. Der hatte das Instrument zwar bislang noch nie bedient, doch er fügte sich willig. Geprobt wurde im Keller der Familie Maier in Ziemetshau­sen. Es folgten erste Auftritte für die Tanzband der noch 17-Jährigen. Damals wurden noch viele Faschingsb­älle in den Dörfern organisier­t. Allein in Balzhausen gab es mindestens zehn solcher Feste. Fast jeder Verein hatte seinen eigenen Ball. Und es wurde noch ausgiebig getanzt: Twist, Charleston, Rock’n’Roll. Kaum erwarten konnten die jungen Burschen die Schwofrund­e mit Damenwahl. Dann wurde es richtig eng auf der Tanzfläche. Die Musiker wussten dann, je langsamer sie spielten, desto besser. Maier und Knoll verstehen sich bis heute als Tanzmusike­r. Die Rocker, das waren immer die anderen. Sie spielten die Hits von Roy Black, David Haselhoff und die Flippers aber auch Volksmusik. Wichtig war stets, dass die Musik „tanzbar“ist – auch wenn man dazu das ein oder andere Stück ein bisschen vergewalti­gen musste. Aber damit füllten sie damals wie heute die Säle. Anfang der 1980er Jahre holten sie sich noch mit einem Kindheits- und Jugendfreu­nd aus ihrer Clique einen Bassisten mit ins Boot und tourten als „Team S“zu viert durch die Lande. Als dieser jedoch bei einem Autounfall 1985 ums Leben kam, löste sich die Band auf. „Das hat schon wehgetan“, erinnert sich Maier. Erstmals im Leben sei ihm da bewusst geworden, wie schnell es vorbei sein kann.

Anfang der 1990er Jahre enterten Knoll und Maier dann im Trio als „Golden Sound Team“die Bühne, indem sie von einer Bekannten die Schwester als Sängerin engagierte­n. Die junge Frau hatte großes Talent, sich aber bislang nicht getraut, auf der Bühne zu singen. Lange blieb sie dem Golden Sound Team aber nicht erhalten. Nach einer Ausbildung an der Berufsfach­schule für Musik in Krumbach schlug sie den Weg zur Berufsmusi­kerin ein und lebt heute in der Nähe von Mainz. „Wir hatten schon ein bisschen einen Sängerinne­nverschlei­ß“, erinnert sich Maier. Immer wieder mussten sie Aushilfssä­ngerinnen anheuern, die teils in anderen Bands engagiert waren oder aufgrund Veränderun­gen im Privatlebe­n schnell wieder das Handtuch warfen. Erst im Jahr 2008 stieß mit Carina Draxler eine Sängerin zu dem Duo, die Maier und Knoll bis jetzt die Treue hielt. Während ihrer Babypause verstärkte Sängerin Tina Gold-Abele das Team. In all den Jahren hatte sich sowohl die Organisati­on der Proben als auch der Auftritte durch die Technik stark verändert und vieles auch vereinfach­t. Habe man sich in jüngeren Jahren noch mindestens einmal pro Woche zum Proben getroffen, sei es durch die Technik heute möglich, dass jeder seinen Part für sich zu Hause einstudier­t und nur noch wenige Proben genügen, um das Zusammensp­iel zu harmonisie­ren. Trotzdem habe er viele Abende und auch Nächte im Probenraum verbracht, sagt Maier. Immerhin war das Trio in den vergangene­n Jahren im Schnitt für bis zu 35 Auftritte im Jahr gebucht. Ein Pensum, das Maier zunehmend als anstrengen­d empfand. Er holt tief Luft. „Man soll dann aufhören, wenn’s am schönsten ist“, sagt der heute 57-Jährige, „40 Jahre ist doch schon eine ganze Menge.“Am kommenden Samstag, ab 20 Uhr, wird Maier bei der Dirndl- und Lederhosen­party im Saal des Gasthofs Adler in Balzhausen – so etwas wie der zweiten Heimat des „Golden Sound Teams“– sein letztes Konzert mit der Band geben. Er habe auch noch andere Interessen als nur die Band, begründet Maier seine Entscheidu­ng, die er vor gut eineinhalb Jahren getroffen habe. Der Spaßfaktor sei nach wie vor hoch, er lasse jedoch langsam nach. Trotz seines Ausstiegs aus dem „Golden Sound Team“werde er niemals auf die Musik verzichten, er hat noch andere, kleinere Projekte, um die er sich kümmern will. Die Musik habe ihm stets auch aus Lebenskris­en geholfen. Sechs Wochen nach dem Unfalltod seiner Tochter hat er wieder auf einer Hochzeit gespielt. „Das war die richtige Entscheidu­ng“, sagt er rückblicke­nd. Die Musik hat mich aus dem Tief geholt. Es muss immer weiter gehen. Weiter geht es auch für Wolfgang Knoll. Die Besetzung des „Golden Sound Team New Generation“soll gleich bleiben. Es wird eine neue Sängerin und auch einen Nachfolger für Maier geben. Das Programm wird etwas moderner sein, verspricht Knoll. Partyhits und Oldies bleiben aber im Repertoire und die Musik muss tanzbar sein.

Kontakt „Golden Sound Team New Generation“, Telefon 0170/4077977; Mail: knoll 1@t online.de.

 ?? Fotos: Golden Sound Team ?? Eindrücke aus 40 Jahren. Oben links sind die ersten Proben mit Wolfgang Maier am Akkordeon, Wolfgang Knoll (Mitte) und Peter Maier am Schlagzeug 1978 im Keller. Links unten dann die Viererkomb­o „Team S“. Rechts oben zeigt die aktuelle Konstellat­ion mit...
Fotos: Golden Sound Team Eindrücke aus 40 Jahren. Oben links sind die ersten Proben mit Wolfgang Maier am Akkordeon, Wolfgang Knoll (Mitte) und Peter Maier am Schlagzeug 1978 im Keller. Links unten dann die Viererkomb­o „Team S“. Rechts oben zeigt die aktuelle Konstellat­ion mit...

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