Mittelschwaebische Nachrichten
Opfer durch Profis am Telefon
Tipps der Polizei, sich davor zu schützen
Landkreis Wie konnte Anfang März eine 83-jährige Frau aus dem Landkreis Günzburg ihr ganzes Vermögen an Telefonbetrüger verlieren? Polizeikommissar Florian Wallner vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West aus Kempten gibt Tipps, wie sich das verhindern lässt.
Wie kann so etwas trotz aller Aufklärung heute noch passieren?
Trotz aller Präventionsmaßnahmen, die auch auf die potenzielle Gruppe der Geschädigten ausgerichtet sind, insbesondere Printmedien und Rundfunk, ist es nicht möglich, alle Menschen zu erreichen. Die Tätergruppen gehen sehr professionell vor. Durch ständigen Kontakt mit dem Opfer, über mehrere Stunden, hat dieses nicht mehr die Möglichkeit, sich zu sammeln und die Situation kritisch zu hinterfragen. Dabei wird das allgemein gute Vertrauensverhältnis der Bürger zu ihrer Polizei von den Tätern instrumentalisiert, um glaubwürdig zu wirken. Mit einer fingierten Geschichte über beispielsweise festgenommene Einbrecher, bei denen die Adresse des Angerufenen aufgefunden wurde, wird die Drohkulisse eines bevorstehenden Einbruchs aufgebaut und teilweise über Tage und Wochen aufrechterhalten. In der Folge werden die zu Hause aufbewahrten Vermögensgegenstände ausgekundschaftet. Anschließend wird vorgetäuscht, diese Werte sichern zu wollen, indem diese – wie im Fall des 83-jährigen Opfers – abgelegt werden sollen. Dies wird mit einer sonst möglichen Entdeckung der polizeilichen Maßnahmen durch die Täter begründet. Auf diese Weise runden die Täter die Geschichte ab und erzeugen beim Opfer das gewünschte Verhalten. Die Anrufer reagieren dabei sehr flexibel auf die Angaben der Angerufenen und passen die Geschichte entsprechend an. Sollten Angerufene Vermögen bei ihrer Bank hinterlegt haben, wird die Geschichte um kriminelle Bankmitarbeiter ergänzt. Auf diese Weise wird der Eindruck erweckt, dass selbst auf der Bank die Geldmittel nicht mehr sicher sind und diese abzuheben und zu deponieren sind. Dadurch werden gleichzeitig Mitarbeiter der Bank, die ihren Kunden warnen wollen, unglaubwürdig gemacht und der Prozess nur beschleunigt.
Wie sollte ich mich am Telefon verhalten?
Generell ist es wichtig, ruhig und besonnen zu reagieren. Niemals Auskünfte über persönliche Verhältnisse geben, vor allem nicht über Vermögensverhältnisse. Das Gespräch muss durch Auflegen unterbrochen werden. Dann sofort die Notrufnummer 110 wählen. Dies ist vor allem wichtig, weil die Täter in jüngster Vergangenheit ein Freizeichen einspielten und dadurch einen Verbindungsabbruch simulierten. Wegen der nicht unterbrochenen Verbindung erreicht der Angerufene nach dem Wählvorgang nicht die Polizei. Stattdessen täuscht der Täter vor, den Anruf auf der Polizeidienststelle entgegenzunehmen.
Staatliche Stellen fordern niemals Geld auf diese Art und Weise. Vorsicht, wenn Sie angerufen werden: Schenken Sie der Telefonnummer im Display Ihres Telefons kein Vertrauen. Diese wird von den Tätern durch eine Software manipuliert. So kann sogar die Nummer einer Polizeidienststelle oder die lokale Vorwahl mit der Notrufnummer 110 angezeigt werden. In diesem Fall legen Sie auf und wählen die 110.
Wie kann jeder Bürger die Präventionsarbeit der Polizei unterstützen?
Sprechen Sie ältere Personen, die keine Medien konsumieren, darauf an und erläutern Sie die Vorgehensweise möglicher Betrüger.