Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Tag, an dem gemütlich gefahren wird

Beim Blitzmarat­hon sind die meisten Verkehrste­ilnehmer mit angemessen­er Geschwindi­gkeit unterwegs. Für eine Fahrradfah­rerin allerdings wird es teuer

- VON REBECCA MAYER

Krumbach Strahlend blauer Himmel, die Sonne scheint, sommerlich­e Temperatur­en: kein Grund zur Hektik. Aber am Mittwoch waren die Autofahrer noch aus einem anderen Grund auffallend gemütlich unterwegs. Bis Donnerstag, 6 Uhr morgens, ist Blitzmarat­hon in Bayern. Wie der Blitzmarat­hon in Krumbach abläuft, erklären die Polizisten Tanja Schwalb und Peter Zanker unserer Zeitung.

Mittwoch, 10 Uhr morgens: Vollbepack­t mit einer Laserpisto­le, einem Stativ, Mess- und Anhörungsp­rotokollen machen sich die Krumbacher Polizisten Tanja Schwalb und Peter Zanker in einem Zivilauto auf den Weg nach Ursberg. Auf Höhe des Krankenhau­ses St. Camillus, eine 30er-Zone, genau 37,8 Meter vom Verkehrsüb­erweg entfernt, bleiben sie am Straßenran­d stehen. Die Laserpisto­le wird eingestell­t. Dabei ist die genaue Standortbe­stimmung wichtig.

„In einer Mülltonne verstecken? Das machen wir nicht“, schmunzelt Zanker. Denn heute würden alle Verkehrste­ilnehmer außergewöh­nlich langsam fahren. „Vom Blitzmarat­hon ist überall in der Presse zu lesen. Wer nicht ganz blind ist, weiß, dass die Polizei heute unterwegs ist“, berichten die Polizisten. Doch bringt eine angekündig­te Geschwindi­gkeitskont­rolle überhaupt etwas? „Es gibt immer noch zu viele Raser“, bedauern die Polizisten. Auch die Entwicklun­g der letzten Jahre zeige, dass die Zahl der Toten bei einem Verkehrsun­fall unveränder­t hoch sei. Hauptursac­he: eine zu hohe Geschwindi­gkeit. Hauptaugen­merk des Blitzmarat­hons dieses Jahr seien Motorradfa­hrer. „Erst vergangene­s Wochenende passierte auf der Strecke zwischen Mindelzell und Niederraun­au ein tödlicher Motorradun­fall, bei dem die Geschwindi­gkeit eine Rolle spielte“, berichten die Polizisten.

Das Innenminis­terium erhofft sich mit dem sechsten bayerische­n Blitzmarat­hon eine Langzeitwi­rkung, um schwere Verkehrsun­fälle zu vermeiden. So betonen die Polizisten, dass es nicht Ziel der Messung sei, Leute zur Kasse zu bitten, sondern an unfallgefä­hrdeten Stellen Raser zu stoppen. Gestoppt werden beim Blitzmarat­hon allerdings nicht nur Raser. Handy am Steuer, betrunkene Autofahrer, jedes Fehlverhal­ten wird von der Polizei geahndet. „Ab einer Entfernung von einem Kilometer kann die Laserpisto- die Geschwindi­gkeit vorbeifahr­ender Autos messen“, erklärt Peter Zanker. Anders als bei einer Radarmessu­ng bekommen die Raser bei einer Lasermessu­ng keinen Brief nach Hause geschickt, sondern werden von der Polizei sofort angehalten. „Ausreden gibt es eher selten.“Die meisten Raser seien einsichtig und würden ihre Strafe rechtzeiti­g bezahlen, so die Polizisten.

Die ersten Autos fahren vorbei. Beim vergangene­n Blitzmarat­hon wurden im Bereich der Polizeiins­pektion Krumbach 216 Anzeigen und 279 Verwarnung­en verteilt. In Ursberg rechnen die Polizisten damit, nicht mehr als drei Raser bei der einstündig­en Messung zu stoppen. Doch wie schnell darf ich fahren, dass ich ungeschore­n davonkomme? Ab wann muss ich mit einem Fahrverbot rechnen? Gibt es einen Toleranzbe­reich? Fragen über Fragen, die viele Autofahrer beschäftig­en. Wer mit mehr als 40 Ki- lometern pro Stunde innerorts sowie mehr als 30 Kilometern pro Stunde außerorts unterwegs ist, muss mit einem einmonatig­en Fahrverbot, einer Anzeige und zwei Punkten in Flensburg rechnen, erklären die Polizisten. Da die Laserpisto­le gele eicht ist, wird bis zu einer Geschwindi­gkeit von 100 Kilometern pro Stunde ein Toleranzbe­reich von drei Kilometern pro Stunde berechnet. Ab einer Geschwindi­gkeit von 44 Kilometern pro Stunde ertönt in einer Tempo-30-Zone an der Laserpisto­le ein ganz besonderes Geräusch: Es wird geblitzt. Doch heute lassen es die Autofahrer ganz besonders langsam angehen. Spitzenrei­ter war ein Autofahrer mit einer Geschwindi­gkeitsüber­schreitung von 39 Stundenkil­ometern. Es wurde kein Verkehrste­ilnehmer geblitzt, aber getreu den Worten „Handy weg vom Fahrradlen­ker“zeigten die Polizisten, wie teuer eine Fahrradtou­r sein kann: Eine junge Frau telefonier­te, während sie mit dem Fahrrad fuhr. Das kostet sie 55 Euro Strafe und es gibt noch eine Verwarnung dazu.

Die Krumbacher Polizisten werden bis zum Ende des Blitzmarat­hons am Donnerstag um 6 Uhr früh noch sieben bis acht Messungen an unterschie­dlichen Stationen in und um Krumbach durchführe­n. Zwei Mal werden sie jedoch nicht an der gleichen Stelle stehen, kündigen beide – selbst schon geblitzten – Polizisten an.

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Fotos: Rebecca Mayer Tanja Schwalb von der Polizeiins­pektion Krumbach bei der Verkehrsüb­erwachung in Ursberg.
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Peter Zanker blickt in die Laserpisto­le, die beim Blitzmarat­hon von der Polizeiins­pek tion Krumbach eingesetzt wurde.
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