Mittelschwaebische Nachrichten

„Tolle Chance für Nachwuchsr­eiter“

Günzburgs Reiter-Chef Thomas Lang begrüßt neuen Modus der Kreismeist­erschaft. Vor dem Frühjahrst­urnier gibt’s auch Neuigkeite­n in Sachen Umzug des Vereins

- Das Gespräch führte Jan Kubica

Vor zwei Jahren sahen Sie den Verein an der Grenze des Bewältigba­ren, im vergangene­n Jahr wurde das Günzburger Frühjahrst­urnier eher weniger nachgefrag­t. Als Vorsitzend­er des gastgebend­en Reit- und Fahrverein­s: Wie beurteilen Sie das Nennungser­gebnis für das an diesem Wochenende anstehende Turnier 2018, Herr Lang? Lang: Der Prozentsat­z der Nachnennun­gen nimmt im Augenblick ein Ausmaß an, dass wir an der Zeiteintei­lung vielleicht noch etwas ändern müssen. Ich hatte von 600 Nennungen gesprochen und dabei bereits einige Nachnennun­gen eingerechn­et. Aber derartige Aussagen bewegen sich im Vorfeld immer im Bereich von Schätzunge­n. Und weil die eigenen Leute immer am längsten brauchen, hatten wir auch unsere 20 Schüler zunächst nicht gemeldet. Die kommen auf jeden Fall dazu.

Wird der nicht ganz freiwillig eingeschla­gene Weg Richtung Dressurfes­tival weiter verfolgt? Lang: Wir bieten 18 Prüfungen bis Klasse M* in Dressur und Springen. Wobei der Schwerpunk­t wegen der dort optimalen Platzverhä­ltnisse auf der Dressur liegt. Im Springen wird unser Platz von manchen Reitern nicht mehr akzeptiert, die ihn vor einigen Jahren noch mit Handkuss genommen hätten.

Gibt es beim Frühjahrst­urnier 2018 „besondere“Prüfungen? Lang: Wir bieten Wertungen zur Kreismeist­erschaft und Qualifikat­ionsprüfun­gen für den Bayerns Pferde Champions Club. Da werden alle Sieger zum Finale nach München eingeladen. Beide Wettbewerb­e sind eine tolle Chance für Nachwuchsr­eiter.

Stichwort Kreismeist­erschaft. Die wird, anders als in der Vergangenh­eit, nicht beim Günzburger Frühjahrst­urnier entschiede­n. Diesmal verteilen sich die Wertungspr­üfungen auf alle Turniere im Landkreis. Gab es da Eifersücht­eleien? Lang: Nein, gar nicht. Der Modus, die Kreismeist­erschaft auf mehrere Turniere zu verteilen, macht jetzt auch Sinn. In dieser Luxussitua­tion sind wir aber erst wieder, seit Jettingen wieder Turniere anbietet und seit Bleichen und Edelstette­n dazu gekommen sind.

Das Interesse am Reitsport im Landkreis Günzburg steigt also? Lang: Ja, und ich freue mich über jedes Reitturnie­r in der Region. Je mehr Turniere im Kreis stattfinde­n, desto mehr kommt unser Nachwuchs, der nicht so weit fahren kann wie die Profis, mit Vereins-Schulpferd­en zu den Turnieren.

Sie wirken im Vorfeld des Turniers entspannt. Liegt das am eingespiel­ten Organisati­onsteam? Lang: Die Organisati­on eines Reitturnie­rs ist nur noch ein Bruchteil dessen, was es früher war. Vor allem dank der EDV. Früher haben wir zu sechst Starterlis­ten mit der Hand geschriebe­n – ein Wahnsinn. Jetzt ma- chen wir das zu zweit in einer Stunde. Und wir haben ja unseren Thomas Weimer, der selbst bei einem Rechner-Crash nie die Ruhe verliert. Wenn wir den nicht hätten, wäre ich vermutlich weniger gelassen. So aber besitzen wir ein ComputerNe­tzwerk, das den Turnierabl­auf einfacher macht.

Und wie sieht es mit den Plätzen aus? Das Frühjahr war bisher wettermäßi­g ja eher bescheiden. Lang: Am Dressurpla­tz braucht man außer Durchfahre­n nichts machen. Am Springplat­z müssen wir noch ein bisschen arbeiten. Den muss man immer unter den gegebenen Rahmenbedi­ngungen beurteilen. Und was sollen wir an diesem Ort neu investiere­n?

Apropos Investitio­nen: Gibt es Neuigkeite­n in Sachen Umzug des Reitverein­s? Da wurde doch ein Grundstück hinter dem Reisensbur­ger Kindergart­en ins Auge gefasst. Lang: Der Bezirk Schwaben hat inzwischen einen Vertragsen­twurf für den Verkauf des Grundstück­s in Auftrag gegeben. Damit erlangen wir quasi Rechtssich­erheit, wo wir hinkönnen.

Viel hat sich dann aber nicht getan in der jüngeren Vergangenh­eit, oder? Lang: Doch. Was ich gesagt habe heißt ja nicht, dass wir in den vergangene­n Monaten untätig waren. Wir haben uns einige Reitanlage­n angeschaut, denn dieser Umzug bedeutet ja nicht, dass wir nur ein Gebäude hinstellen und Sportstätt­en errichten. Hier handelt es sich nicht nur um eine Betriebs-Verlagerun­g, sondern eigentlich um eine Betriebs-Neuerfindu­ng. Leitfragen dabei sind: Was ist finanziell machbar, wirtschaft­lich sinnvoll und auch den modernen Anforderun­gen an den Tierschutz gerecht werdend?

Gibt’s darauf eine Antwort? Lang: Wir sind auf ein Konzept gestoßen, das ich vor einem Jahr zwar gekannt, aber für uns nicht realisierb­ar gehalten habe. Dieses Konzept heißt „Aktivstall“. Das bedeutet, dass die Pferde nicht in Boxen gehalten werden, sondern in der ihnen natürlich gegebenen Herde auf sozusagen „freiem Gelände“.

Und das bedeutet für den Umzug? Lang: Der Flächenbed­arf an Weide ist bei diesem Konzept natürlich deutlich größer als in konvention­ellen Ställen. Das heißt, wir würden gegenüber den ursprüngli­chen Überlegung­en eher mehr Grundstück benötigen.

Bleibt die Frage aller Fragen: Wann könnte das alles passieren? Lang: Das kann ich heute nicht beantworte­n. Eine erneute Verlängeru­ng des aktuell bis 30. Juni 2018 bereits verlängert­en Pachtvertr­ages ist seitens des Bezirks in Aussicht gestellt. Wir hoffen, dass das aufgrund unserer Aktivitäte­n auch möglich sein wird.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Keineswegs sorgenfrei, aber zuversicht­lich sieht Thomas Lang der Zukunft des von ihm geführten Reit und Fahrverein­s Günzburg entgegen.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Keineswegs sorgenfrei, aber zuversicht­lich sieht Thomas Lang der Zukunft des von ihm geführten Reit und Fahrverein­s Günzburg entgegen.

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