Mittelschwaebische Nachrichten
Jetzt wird das Freibad herausgeputzt
Mindelheim will etwas für Familien tun. Das Geld dafür ist vorhanden. Warum es aber nicht sofort losgeht
Mindelheim Die weiter sprudelnden Steuerquellen machen es möglich: Die Kreisstadt Mindelheim will nach dem Millionenprojekt Hallenbad nun auch die Generalsanierung des Freibades angehen. Dafür sind 7,85 Millionen Euro notwendig. Weil sich die Bayerische Staatsregierung mit Ministerpräsident Markus Söder im Wahljahr 2018 besonders spendabel zeigt, hofft die Stadt sogar auf einen warmen Geldregen aus München. Entsprechende Signale, dass die Kommunen für die Sanierung von Freibädern mit Landesmitteln rechnen dürfen, hat Söder bereits ausgesendet.
Diese Unsicherheit, ob es Zuschüsse geben wird, ist der Grund dafür, dass die Stadt das Vorhaben bisher nur zur Planungsreife gebracht hat, aber noch keine Aufträge vergeben will. Frühestens also im nächsten Jahr kann mit dem Umbau begonnen werden. Die Arbeiten sollen in der kalten Jahreszeit erledigt werden, damit die Freibadsaison möglichst wenig eingeschränkt wird.
Vor dem Stadtrat stellten Martin Hofmann und Stefan Schreier ihre Entwurfsplanung vor. Das Bad in der heutigen Form wurde in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet. Hätten die Bademeister die Anlage nicht immer top gepflegt, hätte das Bad schon längst erneuert werden müssen. Den Charme der 60er Jahre wollten die Planer aber unbedingt erhalten wissen. Das große Schwimmbecken mit einer Länge von 25 Metern wird über acht Bahnen verfügen. Kurzzeitig war überlegt worden, das Becken aus Kostengründen auf sechs Bahnen zu verkleinern. Bei einer wachsenden Stadt wie Mindelheim, sagte Hofmann, wäre das eine Fehlentscheidung gewesen.
Erneuert wird der Sprungturm, der auch ein eigenes Becken erhält. Weitgehend erhalten bleibt das Kinderplanschbecken. Als weitere Attraktionen sind eine Breitwasserrutsche, Wasserspeier und eine Schaukelbucht vorgesehen, mit deren Hilfe die Badegäste Wellen erzeugen können. Neu errichtet wird eine Aufsichtsplattform für die Bademeister. Damit kann die Sicherheit verbessert werden, sagte Bürgermeister Stephan Winter.
Deutlich aufgewertet werden Gaststätte und Kiosk. Die Küche wird erneuert und behindertengerechte Toiletten gebaut. Allein dieser Umbau kostet 535 000 Euro, was Stadträtin Claudia Steber (CSU) etwas hoch erscheint. Schreier sagte, die gesetzlichen Anforderungen seien stark gestiegen. Bürgermeister Winter betonte, für so manche Familie sei ein Aufenthalt im Freibad Urlaubsersatz. Dazu gehöre es auch, dass man mittags etwas essen könne. Hermann Schröther vom Bauamt sagte, eine Gaststätte müsse schon deshalb gut ausgestattet sein, damit die Stadt auch einen Pächter findet. Das sei ohnehin schwer genug. 37 Sitzplätze soll das Lokal bekommen.
Die Umkleidekabinen werden teilweise verlegt. Jene zwischen Schwimmbereich und Liegewiese werden abgebaut, damit diese Trennung nicht mehr besteht, sagte der Planer Hofmann. Die Zahl der Kabinen wird leicht von 70 auf 72 erhöht. Das erscheint Stadträtin Christel Lidel (BG) zu wenig, weil allein 50 Mindelheimer auf einer Warteliste stehen, weil sie eine solche Kabine gerne hätten. Mehr Kabinen soll es dennoch nicht geben.
Die neuen Umkleiden werden etwas breiter, dafür gedrungener ausfallen. Der Grund ist der Umweltgedanke. Die Dachform richtet sich nach der Form von Solarmodulen, die auf jeder Unkleidekabine angebracht werden. Mit dieser umweltfreundlichen Energieform kann das Badewasser erhitzt werden.
Die Wassertemperatur soll bei mindestens 20 Grad liegen wie bisher auch. Bei einer Schönwetterperiode könne diese auch auf 24 Grad ansteigen, sagte Planer Martin Hofweiter mann. Zu verdanken ist das neben den Solarmodulen auch Solarabsorbern, die auf jeweils rund 800 Quadratmetern Dachfläche aufgebracht werden. Roland Ahne betonte für die SPD-Fraktion und das Energieteam die Energieeinsparungen. Gegenüber dem heutigen Zustand des Bades ließen sich 92 Prozent Kohlendioxid einsparen. Pro Jahr würden statt 270 000 nur noch 20 000 Tonnen an die Atmosphäre abgegeben werden.
Die Energiekosten betragen nur noch 80 Prozent von heute. Die Folgekosten für die Stadt halbieren sich. „Das ist ein Vorzeigeprojekt auch für andere Städte“, betonte Ahne. Christoph Walter (CSU) lenkte den Blick auf jene, die das erst ermöglichen – die Steuerzahler. Er appellierte, nicht kleinkariert auf die Kosten zu schauen.
Das Mindelheimer Freibad stammt ursprünglich aus der Jahrhundertwende um 1900 und trägt den Namen Maria-Theresia-Bad. An diese Ursprünge erinnert heute nichts mehr. Martin Hofmann regte eine Erinnerungstafel mit Bild an, um an Maria Theresia von Bayern zu erinnern, die sich sehr für das Rote Kreuz stark gemacht hatte.