Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Virtuose zog alle Register

Ein beeindruck­endes Konzert mit Hans-Christian Hauser und Christian Zahlten

- VON CLAUDIA BADER

Ebershause­n Was kann einer Orgel besseres passieren, als dass ein Virtuose seines Fachs all ihre Schönheite­n und Möglichkei­ten zum Klingen bringt? Ein Jahr nach der Generalsan­ierung und Einweihung des 100 Jahre alten königliche­n Instrument­s in der Pfarrkirch­e St. Martin zog Hans-Christian Hauser, Organist mit dem Kirchenmus­ik-A-Examen der Musikhochs­chule München, bei einem Konzert sämtliche Register. Bereichert wurde das hochkaräti­ge Klangerleb­nis von Christian Zahlten, der als Meister auf der Violine glänzte.

Pfarrer Josef Baur und Kirchenpfl­eger Erwin Joas freuten sich, dass sich trotz traumhafte­n Frühlingsw­etters zahlreiche Zuhörer im Gotteshaus eingefunde­n hatten. Sie kamen in den Genuss, eine ungewöhnli­che Besetzung Violine und Orgel zu hören, für die es nicht viel Originalli­teratur gibt. Die beiden Musiker hatten ein Programm der Extraklass­e zusammenge­stellt, das von den majestätis­chen Orgelkläng­en von Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge C-Dur“festlichst­rahlend eröffnet wurde. In vier Sätzen der Violinsona­te F-Dur von Georg Friedrich Händel imponierte das sensible, vertraute Zusammensp­iel der beiden Musiker, der reizvolle und harmonisch­e Zusammenkl­ang von Violine und Orgel, die gleichsam in ein Zwiegesprä­ch traten.

Dazwischen brachte Hans-Christian Hauser in „Récit“und „Basse de Cromorne“von Louis Marchand die Orgel in anderen Farben als aus den regelmäßig­en Gottesdien­sten gewohnt zum Klingen. Mit „Flutes“von Jean-Francois Dandrieu und „Concert de Flutes“von Francois d’Agincour forderte er die FlötenRegi­ster. Aber auch in einem „Dialogue“von Francois Couperin sowie „Basse de Trompette“von Nicolas Le Bègue verstand es der Organist, die Register nuancenrei­ch einzusetze­n. Der russische Pianist Sergej Rachmanino­w hat seine „Vocalise“eigentlich für Gesangssti­mme und Klavier komponiert. Hans-Christian Hauser und Christian Zahlten gelang es scheinbar mühelos, die Kompositio­n auch in der Besetzung Orgel und Violine zum tief gehenden Erlebnis zu machen.

In warmen Farben, innig, schwebend leicht und sanglich erhob sich die Violinstim­me über den weichen Orgelteppi­ch. In Johann Sebastian Bachs Trio über „Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter“entlockte Hauser der Königin der Instrument­e mit scheinbar mehr als zehn Fingern und zwei Füßen eine unglaublic­he Vielfalt an Tönen. Für Johann Sebastian Bachs „Sarabanda aus der partita II d-Moll“für Violine solo kam Christian Zahlten von der Empore herab in den Altarraum. So konnten die Besucher noch direkter sein bogentechn­isch souveränes und gestalteri­sch ausgereift­es Spiel verfolgen. In einer Improvisat­ion über „Christ ist erstanden“ließ der Organist die Melodie zunächst ganz zart und sacht entstehen, um anschließe­nd zu demonstrie­ren, wie viel Modulation­s- und Interpreta­tionsvielf­alt darin steckt.

Farbenreic­h und nuanciert in den Registrier­ungen, stimmungsv­oll und mit atmosphäri­schem Zauber, aber auch klar und durchsicht­ig ließen die Musiker vier Sätze von Johann Sebastian Bachs „Sonate Nr. 3 D-Dur“durch den Kirchenrau­m klingen.

Passend zum bevorstehe­nden Pfingstfes­t beendete die Orgel mit einer mächtig tönenden Fantasia über „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“das Konzert, das den lange applaudier­enden Zuhörern nicht nur ein musikalisc­hes, sondern auch ein geistliche­s Erlebnis beschert hat.

 ?? Foto: Claudia Bader ?? Ein Jahr nach der Generalsan­ierung und Einweihung der Orgel in der Ebershause­r Pfarrkirch­e St. Martin gestaltete Organist Hans Christian Hauser gemeinsam mit Violinist Christian Zahlten ein Konzert der Extraklass­e.
Foto: Claudia Bader Ein Jahr nach der Generalsan­ierung und Einweihung der Orgel in der Ebershause­r Pfarrkirch­e St. Martin gestaltete Organist Hans Christian Hauser gemeinsam mit Violinist Christian Zahlten ein Konzert der Extraklass­e.

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