Mittelschwaebische Nachrichten
Mit der Kamera die Insel Java erkunden
Ein K!ar.Texter unserer Zeitung verbringt mehrere Monate in Jakarta. Wie der Mittelschwabe die Hauptstadt Indonesiens, die Insel Java und die Menschen dort erlebt
Jakarta Mit schwerbepacktem Rucksack und einem Zelt in der Hand sitze ich auf dem Rücksitz eines Motorrads. Mein Fahrer stellt fest, dass es schon sehr dunkel geworden ist. Bei leichtem Nieselregen und Nebel soll er mich heute Nacht einen Bergpass hochfahren. Morgen möchte ich am Fuße eines Vulkans wandern. Hier auf Java, der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens, gibt es 38 davon. Mein ausgewählter Feuerberg, der Gede Pangrango, gilt als beliebtes Reiseziel. Ohne konkrete Vorstellung, was mich erwartet, fahren wir in die dunkle Berglandschaft. An einem Parkplatz lässt mich mein Fahrer absteigen. Im gedimmten Licht einer Straßenlaterne baue ich alsbald unter ein paar Bäumen mein Zelt auf.
Wenige Minuten später liege ich im Schlafsack und blicke auf die vergangenen Wochen zurück. Gesellige Menschen, leckere Imbissstände und Stadtmusikanten kommen mir sofort in den Sinn, wenn ich an Jakarta denke. Gerade abends sitzen die Leute gerne auf dem Gehsteig, spielen Schach, trinken Kaffee, plaudern. An Straßenständen findet man Köstlichkeiten jeder Art: gebratener Reis, Fleischspieße mit Erdnusssoße, frittierte Bananen, Suppen mit Fleischbällchen, verschiedenste Nudeln und vieles mehr. „Das weltbeste Gericht ist aus Indonesien“, haben mir meine örtlichen Freunde stolz erzählt. „Rendang“wurde vom amerikanischen Fernsehsender CNN mit diesen Titel geehrt. Das extrem zarte, in Kokosmilch gekochte und fein gewürzte Rindfleisch mundet tatsächlich sagenhaft. Egal an welcher Straße man sein Essen genießt oder mit Freunden sitzt, allgegenwärtig sind Stadtmusikanten. In unterschiedlicher Qualität singen sie ihre Lieder und sorgen für gute Laune. Die etlichen Einkaufszentren sind ebenfalls ein beliebter Zufluchtsort. Zugegeben wäre es vermessen, von nur einem Stadtbild zu sprechen. Wolkenkratzer, Slums, Moscheen und Altbauten aus niederländischen Kolonialzeiten gehören gleichermaßen zu Jakarta wie die kulturellen Einflüsse aus den über 1700 Inseln Indonesiens, den benachbarten asiatischen Staaten und Europa. Mit mehr als 30 Millionen Einwohnern ist Jakarta das zweitgrößte Ballungszentrum der Welt und damit schwer in wenigen Sätzen zu beschreiben. Der städtische Trubel ist jedoch allgegenwärtig und von diesem möchte ich mich erholen.
Feuchte Blätter streifen meine verschwitzte Haut, während ich mich durch das Dickicht eines Waldes kämpfe. Begeistert von der Vielfalt der schönen Tropenpflanzen, arbeite ich mich einen steilen Trampelpfad hoch. Wo mich dieser hinführt, weiß ich mal wieder nicht. Als die Sonne sich heute Morgen hinter dem riesigen Vulkan hervortraute, hatte ich bereits mein Zelt im Rucksack und machte mich auf den Weg. Der Pfad Richtung bewaldeter Berghang sah vielversprechend aus. Doch nach etwa eineinhalb Stunden muss ich feststellen, dass dieser irgendwo im Nichts endet. Unberührt davon trete ich den Rückweg an. Als ich den Wald wieder verlasse, grüße ich einen Bauer, der gerade sein Feld bestellt. Ich zücke meine Kamera und mache ein Bild von ihm. Dafür bin ich schließlich hergekommen. Für drei Monate mache ich ein Praktikum bei drei Berufsfotografen. Mit einem freundlichen Lächeln posiert der Bauer vor meiner Linse. Da die Menschen hier sehr offen sind, ist Indonesien perfekt, um Fotografieren zu üben. Ich laufe nun durch Tomaten-, Salat- wie Reisfelder, um die dort arbeitenden Menschen abzulichten. Meist nur mit Gummistiefeln, Kegelhut und einer Hacke ausgestattet arbeiten sie hart. Sie sind allerdings täglich von entspannender Stille, guter Luft und traumhafter Natur umgeben. Ein paar Stunden später sitze ich bis zu den Knien verdreckt in einem Kleinbus auf dem Weg zurück nach Jakarta. Der nun eingetretene Platzregen kann meinen schönen Tag keineswegs trüben.