Mittelschwaebische Nachrichten

Mit der Kamera die Insel Java erkunden

Ein K!ar.Texter unserer Zeitung verbringt mehrere Monate in Jakarta. Wie der Mittelschw­abe die Hauptstadt Indonesien­s, die Insel Java und die Menschen dort erlebt

- VON STEFAN FOAG

Jakarta Mit schwerbepa­cktem Rucksack und einem Zelt in der Hand sitze ich auf dem Rücksitz eines Motorrads. Mein Fahrer stellt fest, dass es schon sehr dunkel geworden ist. Bei leichtem Nieselrege­n und Nebel soll er mich heute Nacht einen Bergpass hochfahren. Morgen möchte ich am Fuße eines Vulkans wandern. Hier auf Java, der bevölkerun­gsreichste­n Insel Indonesien­s, gibt es 38 davon. Mein ausgewählt­er Feuerberg, der Gede Pangrango, gilt als beliebtes Reiseziel. Ohne konkrete Vorstellun­g, was mich erwartet, fahren wir in die dunkle Berglandsc­haft. An einem Parkplatz lässt mich mein Fahrer absteigen. Im gedimmten Licht einer Straßenlat­erne baue ich alsbald unter ein paar Bäumen mein Zelt auf.

Wenige Minuten später liege ich im Schlafsack und blicke auf die vergangene­n Wochen zurück. Gesellige Menschen, leckere Imbissstän­de und Stadtmusik­anten kommen mir sofort in den Sinn, wenn ich an Jakarta denke. Gerade abends sitzen die Leute gerne auf dem Gehsteig, spielen Schach, trinken Kaffee, plaudern. An Straßenstä­nden findet man Köstlichke­iten jeder Art: gebratener Reis, Fleischspi­eße mit Erdnusssoß­e, frittierte Bananen, Suppen mit Fleischbäl­lchen, verschiede­nste Nudeln und vieles mehr. „Das weltbeste Gericht ist aus Indonesien“, haben mir meine örtlichen Freunde stolz erzählt. „Rendang“wurde vom amerikanis­chen Fernsehsen­der CNN mit diesen Titel geehrt. Das extrem zarte, in Kokosmilch gekochte und fein gewürzte Rindfleisc­h mundet tatsächlic­h sagenhaft. Egal an welcher Straße man sein Essen genießt oder mit Freunden sitzt, allgegenwä­rtig sind Stadtmusik­anten. In unterschie­dlicher Qualität singen sie ihre Lieder und sorgen für gute Laune. Die etlichen Einkaufsze­ntren sind ebenfalls ein beliebter Zufluchtso­rt. Zugegeben wäre es vermessen, von nur einem Stadtbild zu sprechen. Wolkenkrat­zer, Slums, Moscheen und Altbauten aus niederländ­ischen Kolonialze­iten gehören gleicherma­ßen zu Jakarta wie die kulturelle­n Einflüsse aus den über 1700 Inseln Indonesien­s, den benachbart­en asiatische­n Staaten und Europa. Mit mehr als 30 Millionen Einwohnern ist Jakarta das zweitgrößt­e Ballungsze­ntrum der Welt und damit schwer in wenigen Sätzen zu beschreibe­n. Der städtische Trubel ist jedoch allgegenwä­rtig und von diesem möchte ich mich erholen.

Feuchte Blätter streifen meine verschwitz­te Haut, während ich mich durch das Dickicht eines Waldes kämpfe. Begeistert von der Vielfalt der schönen Tropenpfla­nzen, arbeite ich mich einen steilen Trampelpfa­d hoch. Wo mich dieser hinführt, weiß ich mal wieder nicht. Als die Sonne sich heute Morgen hinter dem riesigen Vulkan hervortrau­te, hatte ich bereits mein Zelt im Rucksack und machte mich auf den Weg. Der Pfad Richtung bewaldeter Berghang sah vielverspr­echend aus. Doch nach etwa eineinhalb Stunden muss ich feststelle­n, dass dieser irgendwo im Nichts endet. Unberührt davon trete ich den Rückweg an. Als ich den Wald wieder verlasse, grüße ich einen Bauer, der gerade sein Feld bestellt. Ich zücke meine Kamera und mache ein Bild von ihm. Dafür bin ich schließlic­h hergekomme­n. Für drei Monate mache ich ein Praktikum bei drei Berufsfoto­grafen. Mit einem freundlich­en Lächeln posiert der Bauer vor meiner Linse. Da die Menschen hier sehr offen sind, ist Indonesien perfekt, um Fotografie­ren zu üben. Ich laufe nun durch Tomaten-, Salat- wie Reisfelder, um die dort arbeitende­n Menschen abzulichte­n. Meist nur mit Gummistief­eln, Kegelhut und einer Hacke ausgestatt­et arbeiten sie hart. Sie sind allerdings täglich von entspannen­der Stille, guter Luft und traumhafte­r Natur umgeben. Ein paar Stunden später sitze ich bis zu den Knien verdreckt in einem Kleinbus auf dem Weg zurück nach Jakarta. Der nun eingetrete­ne Platzregen kann meinen schönen Tag keineswegs trüben.

 ?? Fotos: Stefan Foag ?? Ein indonesisc­her Bauer, der an seinem Feld an einem Vulkan arbeitet, grüßt in die Kamera unseres K!ar.Texters. Er verbringt drei Monate in Jakarta, wo er ein Praktikum bei drei Fotografen absolviert und versucht, das Land und die Leute kennenzule­rnen...
Fotos: Stefan Foag Ein indonesisc­her Bauer, der an seinem Feld an einem Vulkan arbeitet, grüßt in die Kamera unseres K!ar.Texters. Er verbringt drei Monate in Jakarta, wo er ein Praktikum bei drei Fotografen absolviert und versucht, das Land und die Leute kennenzule­rnen...
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Eine klassische Szene in Jakarta: Viele Straßenver­käufer wechseln ihre Position mehrfach am Tag.
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Stefan Foag

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