Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Weisheitsz­ähne viele Probleme machen

Für manche ist die Operation der blanke Horror. Bei anderen verheilt die Wunde problemlos nach ein paar Tagen. Experten erklären, woran das liegt und wie man die Genesung beschleuni­gen kann

- VON KATHARINA FORSTMAIR

Landkreis Meistens spricht der Zahnarzt oder Kieferorth­opäde das Urteil im Jugendalte­r. Die Weisheitsz­ähne müssen raus. Fragt man bei Freunden nach, hört man von verschiede­nen Erfahrunge­n. Die einen erzählen Horrorgesc­hichten davon, wie sie wochenlang mit Schmerzen und Fieber im Bett lagen. Andere zeigen Fotos, auf denen sie wegen ihrer geschwolle­nen Backen aussehen wie ein Hamster. Die, die Glück hatten, konnten am Tag nach der Operation schon wieder Pizza essen. Doch warum muss man Weisheitsz­ähne überhaupt ziehen, und woran liegt es, dass die Reaktionen so unterschie­dlich sind?

Thomas Freisleder­er betreibt eine Zahnarztpr­axis in Aystetten. „Letztendli­ch ist der Weisheitsz­ahn ein Zahn wie jeder andere auch“, sagt er. Die dritten Backenzähn­e haben nur meist keinen Platz mehr, weil der Kiefer in der Evolution immer kleiner wurde. Trotzdem werden diese bei den meisten Menschen noch ausgebilde­t. Christoph Benz, Vorstand der bayerische­n Landeszahn­ärztekamme­r, erklärt: „Manchmal sind sie nur nicht sichtbar, weil sie tief im Knochen versteckt sind.“Wenn die Weisheitsz­ähne keine Probleme machen, können sie im Kiefer bleiben. „Früher wurde grundsätzl­ich die Empfehlung gegeben, die Weisheitsz­ähne rauszunehm­en. Heutzutage ist man da entspannte­r“, sagt der Experte. Vor allem im Jugendalte­r, wenn die Zähne wachsen, treten häufig Probleme auf. Dazu gehören Nervenentz­ündungen, Karies, die Beschädigu­ng der Wurzel des benachbart­en Zahnes und Verschiebu­ngen durch Platzmange­l. Thomas Freisleder­er rät dann dazu, nicht zu warten, bis der Zahn durchgebro­chen ist, da es dann zu Verschiebu­ngen kommen kann. Deshalb werden die Weisheitsz­ähne schon im Normalfall tief aus dem Kieferknoc­hen herausoper­iert, was zu Nachschmer­zen führen kann.

Je nachdem, wie schief der Zahn im Kiefer liegt, variiert aber die Tiefe der Wunde und somit die Dauer und Stärke der Schmerzen. „Manche haben Glück. Für die ist das eine ganz normale Zahnentfer­nung“, erklärt der Vorstand der Landeszahn­ärztekamme­r. Wenn der Zahn aber sehr schief liegt oder noch tief im Knochen sitzt, muss ein großer Teil des Knochens weggebohrt werden. Dadurch entstehe dann eine richtige Wunde, die wehtut und sich entzünden kann. „Darüber klärt aber der Zahnarzt auf, bevor es losgeht“, versucht Christoph Benz zu beruhigen.

Normalerwe­ise dauert die Genesung ungefähr zehn Tage. Nach zwei bis drei Tagen sollte das Schlimmste vorbei sein. Natürlich gibt es Tipps, mit denen man den Heilungspr­ozess beschleuni­gen kann. „Ganz wichtig ist es, die Empfehlung­en des Zahnarztes zu beherzigen.“Man sollte nach der Operation die Backe kühlen und ein bisschen Druck ausüben, um die Schwellung­en zu reduzieren und Blutansamm­lungen zu verhindern. Außerdem sollte man die verschrieb­enen Schmerzmit­tel nehmen, da diese gegen die Entzündung wirken. „Medikament­e, homöopathi­sche Mittel und Enzyme können auch kurzfristi­g vor der Operation genommen werden“, erklärt Freisleder­er. Auch ein stabiles Immunsyste­m sei eine gute Voraussetz­ung. Wenn der Zahnarzt eine Entzündung befürchtet, werden auch Antibiotik­a nach der Operation verschrieb­en. „Ich weiß, dass die meisten Menschen diese nicht gerne nehmen. Trotzdem sollte man das nach einer Empfehlung tun“, rät Christoph Benz.

Auch wenn Medikament­e dafür sorgen, dass man sich schnell wieder fit fühlt und die Schmerzen vergisst, ist nach der Operation erst einmal Ruhe angesagt. „Nicht überdrehen und keinen Sport machen“, warnt er. Außerdem sollte man auf die Ernährung achten.

Der Verzehr von Milchprodu­kten, Koffein und das Rauchen kann die Heilung aufhalten. Auf Hausmittel­chen setzt Christoph Benz nicht. „Ich habe natürlich nichts gegen Kamillente­e, der hilft grundsätzl­ich auch gegen Entzündung­en. Einen zu großen Effekt würde ich aber nicht erwarten.“

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