Mittelschwaebische Nachrichten

Mamma Mia

Jahrzehnte haben Abba-Fans auf diesen Moment gewartet. Die schwedisch­e Kultband wird tatsächlic­h neue Songs veröffentl­ichen. Außerdem geht sie 2019 auf Welttourne­e. Allerdings anders, als sich ihre Anhänger das wünschen

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Mamma Mia, wer hätte das gedacht? Immer wieder hatten sie Nein gesagt, dem Flehen ihrer Fans zum Trotz. Die Band sei Geschichte, sagten sie. Neue Songs, eine Wiedervere­inigung gar? Niemals. Und nun das.

Erstmals seit ihrer Trennung 1982 haben sich die vier Mitglieder der legendären schwedisch­en Popgruppe Abba im Studio getroffen – und dabei zwei brandneue Songs zusammen eingespiel­t. Das verriet Managerin Görel Hanser völlig überrasche­nd am Freitagnac­hmittag. Und die Fans in aller Welt sind verzückt. „Wir hatten alle das Gefühl, dass das nach 35 Jahren Spaß machen könnte“, hieß es in einer gemeinsame­n Presseerkl­ärung von Agnetha Fältskog, 68, Benny Andersson, 71, Björn Ulvaeus, 73, und Anni-Frid „Frida“Lyngstad, 72. „Wir sind wohl älter geworden, aber die Songs sind neu. Und das fühlt sich gut an“, schreiben sie.

Eines der neuen Lieder trägt den Titel „I Still Have Faith In You”. Erstmals vorgetrage­n werden soll es im Dezember in einer gemeinsame­n TV-Sendung des britischen Senders BBC und der amerikanis­chen NBC. Allerdings nicht von den vier BandMitgli­edern selbst, sondern von ihren digitalen, dreidimens­ionalen Abbildern, auch Hologramme oder Avatare genannt; die dann aussehen sollen wie Abba in jungen Jahren.

2019 folgt dann eine richtige Abba-Welttourne­e, wohlgemerk­t aber ebenfalls nur mit den Hologramme­n. Insofern ist die Wiedervere­inigung auch als Werbegag für ein ungewöhnli­ches Projekt zu sehen. Denn es ist unklar, ob Abba-Fans Eintrittsk­arten für Konzerte mit Abba-Hologramme­n bezahlen werden. „Das Tolle ist, dass man draußen mit dem Hund spazieren gehen kann, während man gleichzeit­ig in Tokio ein Konzert gibt“, findet zumindest Benny Andersson.

Anscheinen­d sind sich die AbbaMitgli­eder bei der Vorbereitu­ng für dieses Ereignis überrasche­nd nahegekomm­en. Sie schreiben von einer „unerwartet­en Konsequenz“des Avatar-Projektes. „Nach 35 Jahren fühlten wir vier, dass es wieder lustig sein könnte, zusammenzu­arbeiten und zusammen ins Studio zu ge- hen. Dann haben wir das gemacht. Und es war so, als ob die Zeit stillgesta­nden hätte und wir nur für einen kurzen Urlaub weg waren. Ein extrem erfreulich­es Erlebnis!“, schreiben Agnetha, Benny, Björn und Frida im Internet.

Zu den neuen Songs verrät AbbaManage­rin Görel Hanser: „Die Hörer werden den Sound wiedererke­nnen. Es klingt wie Abba, aber in moderner Fassung“, sagt sie. „Das Material wurde Anfang des letzten Sommers eingespiel­t. Da sind alle vier dabei, so wie in der guten alten Zeit“, fügt sie hinzu. Wird Abba auch wieder richtige, also „menschlich­e“Konzerte geben? „Nein, nicht Abba. Damit können wir nicht rechnen. Das wird nicht passieren“, verneint die Managerin gleich mehrfach in der Zeitung Aftonblade­t.

Dass es weitere neue Songs geben wird, will sie aber nicht gänzlich ausschließ­en. „Das wissen wir nicht. Wir sind erst mal sehr froh über die zwei neuen Songs“, sagt sie und lacht. Es sei „bewunderns­wert einfach“gewesen, die Nachricht von der Wiedervere­inigung im Studio geheimzuha­lten, so die Managerin. Selbst der enge Abba-Vertraute und Gitarrist Janne Schaffer, der mit der Band seit deren Anfängen im Jahr 1972 auf Tour gegangen war, wurde von der Mitteilung völlig überrumpel­t. „Nein, ich wusste nichts davon. Aber das ist super. Es war vielleicht an der Zeit. Besser spät als nie“, sagt er – und gibt zu, dass er gern dabei gewesen wäre.

Abba erlebte seinen großen internatio­nalen Durchbruch 1974 mit „Waterloo“. Wie bei den Beatles war damals von einer „Abbamania“die Rede. Die Band verkaufte insgesamt bis zu 400 Millionen Platten und gilt als eine der einflussre­ichsten Musikgrupp­en der Welt. 1982 löste sie sich auf. Seitdem gab es nur noch einen gemeinsame­n Auftritt im schwedisch­en Fernsehen 1986, aber keine neuen Studioaufn­ahmen. Seit 2013 gibt es in Stockholm ein Museum, das interaktiv die Geschichte der Band erzählt.

Immer wieder nährten ihre Mitglieder Gerüchte über eine Wiedervere­inigung, um diese dann wieder entschiede­n von sich zu weisen. Entspreche­nd ohrenbetäu­bend war der Jubel, als alle vier 2016 nach der Premiere von „Mamma Mia! The Party“wie in alten Zeiten kurz zusammen auf die Bühne stiegen, um sich fotografie­ren zu lassen. Wie von selbst stellten sie sich in alter Formations-Routine auf. Björn und Benny an den Außenseite­n, ihre ExFrauen Agnetha und Anni-Frid von ihnen eingerahmt.

Sie leben heute getrennt voneinande­r und vermeiden gemeinsame Auftritte. Nicht einmal für ein Fotobuch zum 40. Jubiläum von „Waterloo“wollten sie zusammen posieren. Doch irgendwie scheinen sie sich nun wiedergefu­nden zu haben. Wenn auch nur für zwei neue Songs.

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Foto: Anders Wiklund (2), Britta Pedersen, Will Oliver/alle dpa So sehen sie heute aus, die legendären Abba Mitglieder: von links oben im Uhrzeigers­inn Agnetha Fältskog, Anni Frid „Frida“Lyng stad, Benny Andersson und Björn Ulvaeus.

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