Mittelschwaebische Nachrichten

Kippe aus – zum Wohl der Kinder

In Österreich ist es ab dem 1. Mai verboten, in Autos zu rauchen, wenn Minderjähr­ige mitfahren. Experten und Politiker könnten sich auch in Deutschlan­d eine solche Regelung vorstellen

- VON DENIS DWORATSCHE­K Washington Post. Rupert Huber

Augsburg Zigaretten­rauch schadet. Er schadet Erwachsene­n. Er schadet Frauen wie Männern. Ganz besonders schädlich ist der Rauch aber für Kinder. Da sind sich Experten einig. Trotzdem sieht man immer wieder Eltern, die im Auto qualmen, wenn die Kleinen mitfahren. Im Nachbarlan­d Österreich ist das ab dem 1. Mai strafbar. Bis zu 1000 Euro Bußgeld werden dann fällig. Auch Politiker in Deutschlan­d wollen dem Nachbarlan­d folgen und ein ähnliches Gesetz auf den Weg bringen.

Hermann Josef Kahl, Sprecher des Berufsverb­andes der Kinderund Jugendärzt­e (BVJK), findet das Gesetz der Alpenrepub­lik gut: „Auch wir würden uns in Deutschlan­d dafür starkmache­n.“Zwar sei er grundsätzl­ich dagegen, immer gleich alles zu verbieten. Wenn es aber um die Gesundheit der Kinder gehe, die durch den Rauch „massiv geschädigt“werden, brauche es ein Verbot. „Der Zigaretten­rauch kann zu einer Bronchitis führen, er fördert die Bildung von Asthma und Lungenentz­ündungen“, erklärt der Mediziner Kahl. Einfach das Fenster während der Fahrt herunterzu­kurbeln, reiche nicht. Der BVJK hofft deshalb auf den neuen Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU). „Wir haben das Thema bereits bei Gesprächen mit ihm angesproch­en“, sagt Kahl.

Auf Anfrage unserer Zeitung antwortet das Bundesmini­sterium für Gesundheit in einer Mail: „Ein solches Verbot ist nicht Teil des Koalitions­vertrages. Aber jede vernünftig­e parlamenta­rische Initiative zur Rauchpräve­ntion fände die Unter- stützung des Gesundheit­sministers.“Auch der Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange (CSU) aus Nördlingen im Landkreis DonauRies findet: „Wenn Kinder im Auto dabei sind, sollte man aufs Rauchen verzichten. Das sollte eigentlich jedem klar sein.“Sei das nicht der Fall, müsse man über weitere Maßnahmen nachdenken. Dazu könnten auch gesetzlich­e Regelungen gehören. Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Union ist unter anderem für den Bereich Verkehr zuständig. „Die Gesundheit des Kindes muss an erster Stelle stehen“, sagt er.

Wäre ein solches Gesetz einmal eingeführt, würde sich die Frage stellen, wie das Vergehen geahndet und überhaupt festgestel­lt werden kann. Thomas Bentele von der Gewerkscha­ft der Polizei in Bayern sagt: „Das Rauchen könnte ähnlich wie bei Gurtkontro­llen oder dem Benutzen von Handys erkannt werden, oder wenn bei Abstandsme­ssungen auf dem Video das Vergehen zu sehen ist.“Leicht werde aber die Überwachun­g nicht.

Trotzdem hält Bentele ein Verbot zum Schutz der Kinder für sinnvoll.

„Der Zigaretten­rauch fördert die Bildung von Asthma und Lungenentz­ündungen.“Hermann Josef Kahl, Kinderarzt

„Der Nachweis ist schwer, wenn der Fahrer die Kippe aus dem Fenster wirft.“Thomas Bentele, Gewerkscha­ft der Polizei

„Natürlich kann der Tatnachwei­s schwer werden, wenn Fahrer oder Beifahrer kurz vor der Kontrolle die Zigarette aus dem Fenster werfen“, sagt er. Die Polizisten könnten zwar weiterhin den Rauch im Auto riechen, aber dann nicht eindeutig nachweisen, wer am Ende geraucht habe.

Ein weiterer Grund, das Rauchen zu verbieten, wäre die Gefahr einer möglichen Ablenkung. „Ich habe von Kollegen schon gehört, dass es Unfälle gegeben hat“, sagt Bentele. So sei die Glut beim Fahren herunterge­fallen und habe zu Schmerzen beim Fahrer geführt, der dann abgelenkt war und einen Unfall verursacht hat. Jedoch: „Diesen Grund lasse ich nicht gelten, weil man sonst alles verbieten muss, was ablenkt – auch Trinken oder das Auf- und Absetzen der Sonnenbril­le“, sagt Thomas Bentele. überzeugt ist, dass das „System“binnen 48 Stunden kollabiere­n wird. Deren Anführer Ulysses (Dimitrij Schaad) sorgt dank seiner Mitstreite­r mit einem Stromausfa­ll in Berlin und Brandenbur­g für apokalypti­sche Zustände.

Übrigens: Der Titel dieses Polizeiruf­s bezieht sich auf „Democracy Dies In Darkness“, das Motto der

Demokratie stirbt im Dunkeln – vielleicht überlebt sie aber auch. Jedenfalls spiegelt das Motto das Selbstvers­tändnis einiger amerikanis­cher Journalist­en.

Derweil kabbeln sich Lenski und Raczek: „Ihr Frauenbild ist so erschrecke­nd“. Reaktion Raczeks: „Das höre ich öfter.“Das Radiogepla­uder nach dem Stromausfa­ll ist noch erschrecke­nder: „Mein Cappuccino im Coffeeshop war heiß und cremig wie immer.“

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Foto: Franziska Gabbert, dpa Rauchen im Auto geht gar nicht, wenn Kinder mit im Auto sitzen. Experten sind sich darin einig. Aber die Realität sieht oft anders aus.
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Foto: Feist, ARD, rbb Lenski (Maria Simon) und Raczek (Lucas Gregorowic­z) mit Lennard Kohlmorgen (Jürgen Vogel, Mitte).
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