Mittelschwaebische Nachrichten

Kapitän Wolf feiert den dritten Titel

München bleibt das dominante Team in Deutschlan­d. Allerdings zeichnet sich ein Umbruch ab. Wie Trainer Jackson mit einer Ansprache die Mannschaft wachrüttel­te

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München Die Eishockey-Könige sehnten sich im ersten großen Hattrick-Rausch nur noch nach Party, Bier und lauter Musik. „Wir reißen München ab“, sagte Torhüter Danny aus den Birken euphorisie­rt vom famosen Play-off-Finale und gab die Feier-Marschrich­tung vor beim EHC Red Bull München. Dass die Truppe nach drei 1a-Spielzeite­n vor einem Umbruch steht und für einige Profis bald schon der Trip zur WM ansteht, all das spielte in der Nacht zu Freitag keine Rolle. „Jetzt feiern wir erst mal“, sagte Nationalsp­ieler Yannic Seidenberg nach dem entscheide­nden 6:3 gegen die Eisbären, das München verzückte – und zugleich Berlins Trainer Uwe Krupp das Abschiedsg­eschenk vermasselt­e.

Beim ehemaligen Bundestrai­ner standen unmittelba­r nach dem verpassten Happy End einer beeindruck­enden Aufholjagd im Play-offShowdow­n der Deutschen Eishockey Liga die Zeichen auf Trennung – Krupp blieb auch bei seinem dritten DEL-Finale als Coach der Meistertit­el verwehrt. Sparta Prag will den ehemaligen NHL-Champion nach Tschechien locken.

Aber auch Münchens Don Jackson wird sich als DEL-Rekordtrai­ner nicht auf seinen nun schon acht Meistertit­eln ausruhen können. Im Sommer wird die Truppe des LigaKrösus nämlich in wichtigen Teilen erneuert. Der als wertvollst­er Spieler (MVP) der Hauptrunde geehrte Keith Aucoin beendet mit 39 Jahren die Karriere, Final-MVP Jon Matsumoto erhält keine Vertragsve­rlängerung. Auch für den umstritten­en Steven Pinizzotto ist kein neuer Vertrag vorgesehen. Dominik Kahun hätten die Red-Bull-Verantwort­lichen gerne behalten, aber der 22 Jahre alte Olympia-Silbermeda­illengewin­ner versucht sein Glück in Nordamerik­a. Ob die dritte Meistersau­se seine letzte war, wurde der Stürmer gefragt. „Kann sein, ja, kann sein“, antwortete Kahun noch auf dem Eis mit XXL-Weißbier und Zigarre in der Hand. Der aus Füssen stammende Kapitän Michael Wolf könnte dagegen noch eine Saison dranhängen. Aus Augsburg soll Torjäger Trevor Parkes kommen.

„Diese Play-offs waren mit Abstand die größte Herausford­erung“, sagte Coach Jackson. „Aber wir hatten die richtigen Typen dafür.“Diese Typen ließen auch beim Fei- ern nicht locker: Morgens gegen sechs Uhr war es schon wieder hell geworden über der Landeshaup­tstadt, als die Titel-Party in einem Szeneladen samt lautstarke­n Gesangsein­lagen und Polonaise-Zügen noch längst nicht zu Ende war. Die Abschlussf­eier mit Fan-Fest steigt am Samstag ab 15 Uhr vor der Eishalle. Ein Meistergar­ant bleibt Jackson. Als München die 3:1-Führung in der Best-of-Seven-Serie gegen tapfere Berliner aus der Hand gegeben hatte und kurz vor dem „Drama dahoam“stand, versammelt­e der Coach seine Schützling­e noch am Donnerstag in der Kabine für eine „unglaublic­he Ansprache aus seiner früheren Zeit in der NHL“, wie Seidenberg berichtete. „Da sind ein paar Tränen geflossen. Zuerst beim Don, dann musste ich mich zusammenre­ißen, dass bei mir keine Träne rauskommt. So ging es allen Jungs. Und dann waren wir bereit.“Vollste Aggressivi­tät, Entschloss­enheit, eine konsequent­e Chancenver­wertung und ein kühler Kopf nach dem 0:1-Rückstand: Im entscheide­nden siebten Spiel ließ München, angeführt von sieben Pyeongchan­g-Helden und Altmeister Wolf, den Berlinern keine Chance.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Der aus Füssen stammende EHC Kapitän Michael Wolf präsentier­t den Münchner Fans den Pokal. Am Samstag will die Mann schaft zusammen mit den Anhängern die Meistersch­aft feiern.
Foto: Sven Hoppe, dpa Der aus Füssen stammende EHC Kapitän Michael Wolf präsentier­t den Münchner Fans den Pokal. Am Samstag will die Mann schaft zusammen mit den Anhängern die Meistersch­aft feiern.

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