Mittelschwaebische Nachrichten

Ohne Gewalt erziehen

Manchmal hilft schon eine kurze Pause

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Günzburg „Kinder haben ein Recht auf gewaltfrei­e Erziehung.“Seit dem Jahr 2000 ist dies im Bürgerlich­en Gesetzbuch BGB (§ 1631, Abs. 2) verankert. Der Klaps auf den Po, die Ohrfeige, das Ziehen an Ohren oder Haaren – all das ist verboten. Zum Tag der gewaltfrei­en Erziehung am 30. April gibt die KJF-Erziehungs­beratungss­telle Tipps.

Auch Beschimpfu­ngen und Etikettier­ungen wie zum Beispiel „Lügner“, entwerten das Kind als Mensch und gehören zur Kategorie seelische Verletzung­en, sagt Artur Geis von der Erziehungs­beratungss­telle in Günzburg. Wenn Eltern die Geduld ausgeht und sie nicht mehr weiter wissen, dann empfiehlt er, erst mal durchzuatm­en und bis zehn zu zählen.

„Wenn wir sofort reagieren, reagieren wir eskalieren­d, denn das ist die reflexarti­ge Reaktion“, erklärt Erziehungs­berater Geis. „Die kurze Pause ist wichtig, um die Vernunft wieder mitarbeite­n zu lassen. Die Gefühle lassen sich dadurch zwar nicht stoppen, aber die Handlung.“Nach der kurzen Pause fällt es dann wieder leichter, zu analysiere­n: Was ist jetzt wirklich wichtig? Kann ich einfach aus der Situation rausgehen und damit dem Machtkampf entgehen? Oder kann ich auch mal nachgeben und meinem Kind zum Beispiel heute beim Anziehen helfen, weil es vielleicht eine unruhige Nacht hatte. Sich eine freundlich­e, ruhige, gewaltfrei­e Art der Durchsetzu­ng anzueignen und damit auch den eigenen Kindern ein Vorbild zu sein, lohnt sich also. „Das ist zunächst einmal zeitaufwen­dig, aber hinterher gewinnt man viel Zeit, es ist also eine gute Investitio­n“, sagt Artur Geis.

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