Mittelschwaebische Nachrichten
Jetzt gehe ich meinen Weg
Was macht einen Weltreisenden aus? Er sollte idealerweise stark sein – und zielorientiert. Bastian Sünkel stellt im frostigen Frühling auf Island fest: Er hat nichts von alledem. Und zieht weiter in die USA – Serie, Teil 2
sere Pläne über den Haufen werfen und mit dem Flugzeug nach Los Angeles jetten.
Über alles hinweg, was wir eigentlich auf einem Trip von der Ost- an die Westküste erkunden wollten. Quebec, die Großen Seen, Badlands und Yellowstone. Zu teuer ist das Reisen ohne Auto. Blogger, die bereits durch die USA per Anhalter gereist sind, beklagen die Umstände: Trampen ist zum Teil streng verboten, an anderen Orten einfach nervenzehrend. Imo bleibt in den USA, sie fliegt weiter nach Hawaii. Ich suche mein Glück im Süden: Mexiko, Mittelamerika, wahrscheinlich Südamerika, um irgendwann möglichst mit dem Boot oder Schiff nach Asien überzusetzen. Vielleicht kaufe ich mir ein Fahrrad oder wandere weite Strecken. Alles scheint wieder möglich zu sein.
Seit ich die Entscheidung getroffen und den Flug nach L.A. gebucht habe, steigt die Stimmung. Vielleicht hat auch New York City seinen Teil dazu beigetragen. Ich habe mich von den Gitarren berauschen lassen, habe mich mit Menschen auf der Straße unterhalten – darunter ein Südafrikaner, der seinen Körper zum Kunstobjekt deklariert hat. Er hängt sich an seinen Hautschichten auf und pendelt für seine Shows an Haken über sein Publikum.
So viel zum Thema Schmerzgrenze. Ich erinnere mich wieder an die Gletscher und Wasserfälle auf Island, die alles Alltägliche, was zuvor mein Leben bestimmt hat, hinweggespült haben. Mein Körper zittert noch beim Gedanken an die eisigen zwei Nächte im Skoda Octavia am Straßenrand: vier Schichten Kleidung und von innen gefrorene Scheiben. Wärmender sind die Erinnerungen an die vielen neuen Bekanntschaften auf Island, die wir als Couchsurfer kennengelernt haben. Gudmundurs schallendes Lachen auf den Erkundungstrips durch den Norden, Vickys warmer Empfang in ihrem Haus voller Papageitauchern auf der Insel Vestmannaeyjars.
Was macht also einen Weltreisenden aus? Im Moment die Tatsache, unbequeme Entscheidungen zu treffen und eher auf sein Herz als auf den Verstand zu hören. Ich lerne mich und die Welt gerade erst kennen.
Pathos-Alarm! Im „Radio UOXW“läuft zu den letzten Sätzen der Song „Go your own Way“von Fleetwood Mac.
* Wie ist es, alles hinter sich zu lassen und auf Weltreise zu gehen? Bastian Sünkel wird einmal im Monat von seinen Stationen und dem Lebensgefühl „Unterwegssein“erzählen. Eineinhalb Jahre will er die Welt bereisen. Anfang Juni wird der 32-Jährige von seinem Erlebnissen aus Los Angeles, San Diego und Tijuana berichten. Und dann? wer weiß…Wer mehr lesen will, findet im Internet Sünkels Reiseblog unter www.globalmonkey.net.