Mittelschwaebische Nachrichten
Traumgebilde und Gebrauchskeramik
Fantasie und Alltagsfunktion harmonieren in der Stadlgalerie Pilz in Mindelzell
Mindelzell Die Ideen seien da, aber die Zeit fehle, sie umzusetzen. Vielversprechend klingt die Erklärung von Andrea Pilz, als sie durch die weitgehend schon aufgebaute Ausstellung im weitläufigen Stadl führt. Sie würde beispielsweise gerne einmal mit Blattgold arbeiten, doch das habe sie zur Frühjahrsausstellung nicht mehr geschafft. Aber es gebe ja auch künftig noch viele Gelegenheiten, dem interessierten Publikum Neuigkeiten anzubieten. In der aktuellen Ausstellung setzt Andrea Pilz einen starken Akzent mit ihren Frauenköpfen. Ausdrucksstarke Gesichter sind auf schlanke, gebürstete und lackierte Buchenholzscheite montiert. Eine besondere Herausforderung stellen die Haare dar. Mit Ton eine Haarpracht herzustellen, die locker und duftig wirkt, das bedarf schon einer besonderen Technik, die sich die Künstlerin nach und nach erarbeitet hat. Erstmals setzt sie Kopfbedeckungen auf die Haare, beispielsweise ein keckes kleines Hütchen mit Stacheln, das wirkt, als wäre es von einem Berliner Modeschöpfer der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelt worden.
Die Umsetzung neuer Ideen zeigt sich auch bei der Gebrauchskeramik aus dem Atelier Pilz. Man habe neue, flache Schalen entwickelt, sagt Stefan Pilz. Neuartig und passend zum Frühjahr wirken die Griffe der Dosen. Sie sind Blütenblättern nachempfunden und verleihen den an sich schon aparten Dosen das gewisse Etwas. Schaustück der Gebrauchskeramik ist diesmal eine hohe Vase, die wie ein Turm mit Ohren aussieht und deren Oberfläche eine bezaubernde Struktur aufweist, für die im Atelier auch eine ganz eigenen Technik entwickelt wurde.
Ein weiteres Mal mit von der Partie ist bei der Frühjahrsausstellung die Krumbacher Malerin Silvia Maier. Nachdem sie einiges ausprobiert habe in letzter Zeit, sei sie doch wieder zu ihrer früheren Stilrichtung zurückgekehrt. „Diese Bilder passen zu mir und ich bleibe mit dieser Kunst bei mir“, meint sie. Zum Entstehungsprozess der Bilder erklärt sie Folgendes. Sie male zuerst etwas Gegenständliches, das sie nach und nach und oft über ein paar Wochen hinweg übermale und verwische. Es entsteht etwas Leichtes, fast Schwebendes in diesen Gemälden und je länger man in ihnen sucht, umso mehr tritt hervor. Man glaubt eine starke Woge zu sehen, aus der ein Speer schließt, daneben ein Stück Abendhimmel und daneben rätselhafte Zeichen. In diesen Bildern ist man unterwegs wie in den eigenen Träumen, wo auch scheinbar unvereinbare Dinge plötzlich aufscheinen und zu abenteuerlichen Verwicklungen führen. Der Betrachter solle sich Zeit nehmen zum Betrachten, die Dinge kommen lassen, er werde staunen, was sich da entwickle, sagt die Künstlerin.
Info Die Ausstellung Kunst und Kunst handwerk in der Stadl Galerie Pilz in Mindelzell ist am 5. und am 6. Mai jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.