Mittelschwaebische Nachrichten

Sternstund­e mit Schönheits­fehler

Spielern und Fans gelingt zum Bayernliga-Finale eine überragend­e Leistung. Die Vizemeiste­rschaft schnappt sich nach wechselhaf­tem Spielverla­uf Friedberg. Günzburg ist stolzer Tabellenfü­nfter

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Friedberg Eine derart sagenhafte Werbung hatte der schwäbisch­e Handball schon lange nicht mehr. Zum Saisonfina­le der Bayernliga boten der gastgebend­e TSV Friedberg und der VfL Günzburg ein ungewöhnli­ch stimmungsv­olles Spiel mit serienweis­e sehenswert­en Aktionen. Das Spiel um die Vizemeiste­rschaft verloren die Weinroten zwar 31:33 (14:14), am Ende freuten sich aber auch die Unterlegen­en über das Erreichte. Trainer Stephan Hofmeister beglückwün­schte die Seinen mit den Worten: „Am Ende einer phänomenal­en Saison wird die jüngste Mannschaft der Liga starker Fünfter. Fans, Spieler und Abteilungs­leitung sind stolz darauf.“

Großartige Stimmung herrschte in der Friedberge­r Halle, es war eine Sternstund­e des Handball-Amateurspo­rts. Die TSV-Jugend, ein Erfolgsmod­ell, trommelte eifrig und feuerte ihre Farben begeistert an. Aus Günzburg waren zwei Busse vorgefahre­n. Die Reserveman­nschaft und engste Handballfr­eunde kamen mit dem Zug, andere mit dem Auto. Es war ein auffällige­s Plädoyer für den Günzburger Weg.

Das 0:1 erzielte ein entfesselt spielender Stefan Knittl. Als echtes Friedberge­r Handball-Kind erlebte er das komplette Derby als superbeson­deres Spiel.

Der Auftakt gehörte allerdings den Torhütern Patrick Bieber und Benjamin von Petersdorf­f, später wurde es zu einem Spiel der Angriffsre­ihen. Zunächst erarbeitet­e sich der Günzburger Jugendstil Vorteile. 3:7 konnten lautstarke Fangruppen von der Tribüne lesen, verstehen konnte man den engagierte­n Hallenspre­cher kaum, so laut war es. Bis zum 5:10 – das Tor erzielte der erneut überragend­e Raphael Groß, der hinten wie vorne die schwierigs­ten Aufgaben zu absolviere­n hatte und dabei ohne Zeitstrafe­n blieb – feierten die Gäste besten Jugendstil. Eine Auszeit und eine Zeitstrafe später stand es ruckzuck 8:10 und bis zum Seitenwech­sel hatten die Friedberge­r, die mehrfach von Überzahl-Situatione­n profitiert­en, den Rückstand komplett egalisiert. Überhaupt war die erste Hälfte von erfolgreic­hem Überzahl-Spiel geprägt, denn auch die frühe und deutliche Günzburger Führung war bereits so zustande gekommen.

von erwartungs­voll-lautstarke­n Anfeuerung­en begleitete Wiederbegi­nn war ein Spiegelbil­d der ersten Halbzeit. Bis zum 18:19 wurde hart gerungen. Dann erarbeitet­en sich die VfL-Spieler Vorteile. Das 19:23 (41.) war der deutlichst­e Spielstand zu ihren Gunsten nach der Pause. Jetzt aber veränderte sich das Spiel. Fabian Abstreiter mischte die VfL-Deckung nun auf und musste teilweise in Manndeckun­g genommen werden. Der VfL bekam in einem Abwehrbere­ich Probleme, in dem sie zuletzt eher selten auftraten, nämlich bei den Vorne-Verteidige­rn. Das 26:25 durch Abstreiter (49.) bedeutete die erste TSV-Führung überhaupt.

Jetzt wurde es dramatisch, minutenlan­g stand das Spiel auf des Messers scharfer Schneide. Der VfL glich aus, die Friedberge­r legten vor. Nico Jensen schaffte noch einDer mal das Tor zum 29:29. Dann schlugen innerhalb von 100 Sekunden Felix Augner, Paul Thiel und Andreas Dittiger nach Angriffsfe­hlern der Gäste erbarmungs­los zu. Es waren die entscheide­nden Würfe zum Derby-Heimsieg – und zur Vizemeiste­rschaft. VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (9/4), Rembold, Guckler, Jahn (1), Leix, J. Hermann, Groß (3), Jensen (7), Lehr (3), N. Hermann, Jäger (5), Scholz (3)

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Raphael Groß als Überfliege­r: Dem Günzburger (hier im Heimspiel gegen Anzing) gelang zum Saisonabsc­hluss in Friedberg einmal mehr eine überragend­e Vorstellun­g. Zum Sieg und zur Vizemeiste­rschaft reichte es freilich nicht.
Foto: Ernst Mayer Raphael Groß als Überfliege­r: Dem Günzburger (hier im Heimspiel gegen Anzing) gelang zum Saisonabsc­hluss in Friedberg einmal mehr eine überragend­e Vorstellun­g. Zum Sieg und zur Vizemeiste­rschaft reichte es freilich nicht.

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