Mittelschwaebische Nachrichten
Mit Köpfchen und Charakter
Wie Ichenhausen zum ebenso überraschenden wie verdienten Auswärtssieg kommt. Aus einer furios spielenden Elf ragen der Doppel-Torschütze und der Abwehrchef heraus
Gilching Kaum ist die Abstiegsgefahr von den Schultern gerutscht, präsentieren sich die Königsblauen wie aus einem Guss. Beim Landesliga-Gastspiel in Gilching traten alle Ichenhauser beherzt auf, zeigten sehr gute spielerische Leistungen, und als Team harmonierte alles wunderbar. Am Ende des Sonntagnachmittags stand ein überraschender, aber verdienter 3:2-Erfolg.
Umjubelter Held war Daniel Dewein, der die Partie mit zwei Toren in der Schlussphase in die korrekte Richtung drehte. Immerhin gut 60 der 90 Minuten hatten die Königsblauen eindeutig dominiert, und so gab’s keine ernsthafte Gegenrede zu Deweins Worten, als er sagte: „Wir spielten eine Halbzeit lang sehr konzentriert. Danach haben wir die Sache zu locker genommen, aber anschließend, als wir hinten lagen, noch einmal aufgedreht.“
Etwa eine Stunde früher hatte ein Sympathisant der Gilchinger konsterniert bemerkt: „Das kann doch nicht sein, dass hier nur die Blauen spielen.“Genau so war es aber. Nur ein einziges Mal kamen die Gastgeber im ersten Durchgang gefährlich nach vorne, und der Schuss von Ramon Adofo wäre auch im Kasten gelandet, doch Janick Reitz hatte etwas dagegen und klärte hart an der Torlinie (15.). Das schmälerte den Gesamteindruck dieser wirklich furiosen ersten Halbzeit der Gäste überhaupt nicht. Zumal sie zu diesem Zeitpunkt bereits führten. Als wolle er den überragenden Auftritt seines Teams damit krönen, gelang Stefan Winzig ein Traumtor. Sein fulminanter Schuss aus 25 Metern schlug humorlos im Netz ein (11.). Anschließend gab’s ein paar Gelegenheiten, das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Nach Versuchen von Stefan Strohhofer (33.) und Janick Reitz (35.) landete die Kugel jeweils am Pfosten. Nicht nur da hatten die Gilchinger Riesendusel. Als sich nämlich Spielführer Christian Rodenwald eine klare Tätlichkeit gegen Dewein leistete, beließ es der Unparteiische Tobias Jehle bei einer Verwarnung (20.). „Da hatten wir echt Glück“, räumte TSV-Trainer Wolfgang Krebs kleinlaut ein.
Kurz nach Wiederbeginn rächte sich der Chancenwucher der Ichenhauser. Florian Huber gelang aus dem Nichts ein schöner Kopfball ins lange Eck (51.). Damit nicht genug: Für die kurze Zeit, in der die Sonne vom Frühlingshimmel verschwand, spielten die Gastgeber nun ruhig und abgezockt. Als Ichenhausen im Mittelfeld den Ball vertändelte, ging es blitzschnell nach vorne und drei Passstationen später schoss wiederum Huber an Zeiser vorbei zum 2:1 ins Netz (70.).
Doch die Ichenhauser zeigten diesmal wirklich Mumm. Ermuntert von der gegen Spielende wieder auftauchenden Sonne, gelang Martin Wenni ein überragender Pass auf Dewein und der traf zum 2:2 (86.). Unmittelbar danach beglückte Andreas Beckmann seinen Kumpel Dewein mit einem ebenso feinen Zuspiel, der Ichenhauser Linksaußen umkurvte Torwart Felix Ruml elegant und schob den Ball zum Endstand ins Tor (88.).
Allerbeste Siegerlaune zum rundum gelungenen Ausflug machte nach der Partie SCI-Trainer Oliver Unsöld. Nach einigen sehr kritischen Worten in der jüngeren Vergangenheit lobte er seine Jungs diesmal über den Schellenkönig und formulierte: „Man sieht den Charakter der Mannschaft und den fußballerischen Sachverstand im Team. Wenn wir so auftreten, kann es uns sogar gelingen, ein Spitzenteam auswärts zu schlagen.“Abwehrchef und CoTrainer Martin Wenni stellte der Coach als „herausragenden Kopf und lebendes Vorbild“heraus. TSV Gilching Argelsried F. Ruml – Meißner (79. Teouri), Hänschke, Wiede mann, Brand, König (87. Fauth), Ersoy (75. Schnöller), Rodenwald, Adofo, M. Ruml, Huber SC Ichenhausen Zeiser – Strohhofer, Wenni, Ocker, Schlittmeier, Beckmann, De wein (90.+3 Kräutter), Lohr, Winzig, Reitz, Wiedemann (79. Schiller) Schiedsrichter Jehle (SSV Bobingen, Gruppe Südschwaben) Tore 0:1 Winzig (11.), 1:1, 2:1 Huber (51., 70.), 2:2, 2:3 Dewein (86., 88.) Zuschauer 200