Mittelschwaebische Nachrichten

Auf in den Wonnemonat!

Der Mai ist voller Lebensfreu­de und Bräuche – ein kleiner Überblick

- VON JOSEF HÖLZLE

Unterallgä­u Wer kennt nicht das fröhliche Lied: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“Es gibt wohl auch keinen anderen Monat im Jahreslauf, der die Menschen und vor allem die Natur so in Hochstimmu­ng zu versetzen mag, wie diesen Frühlingsm­onat. Überall blüht, grünt, balzt und zwitschert es, auch wenn heuer der April schon einen Hauch von Mai vorweggeno­mmen hat. Jedenfalls regt sich neues Leben in der Natur und das gehobene Lebensgefü­hl der Menschen äußert sich in vielen Festen und originelle­n Bräuchen. Auch als Hochzeitsm­onat ist der Mai sehr beliebt.

Wenn die geheimnisv­olle Walpurgisn­acht vom 30. April auf den 1. Mai als „Freinacht“vorbei ist, in der traditione­ll mancher Unsinn getrieben wird, eröffnet sich mit einem Feiertag der „schönste Monat des Jahres“. Schon früh morgens ziehen in vielen Gemeinden die Musikkapel­len durch die Straßen, um mit einem fröhlichen „Weckruf“den Wonnemonat zu begrüßen. Wer dann gut gelaunt über den Mai nachdenkt, dem fallen wohl viele Begriffe ein, wie sie eben nur dieser Monat bieten kann: Maitanz, Maiausflug, Maiglöckch­en, Maialtar, Mairegen, Maibowle, Mailüftla, Maienkönig­in, Maiblümle, Maikäfer, Maiapfeifl­a, Maien, Maibock, Maikundgeb­ung, Maiandacht, Maienliede­r und natürlich der Maibaum. Er ist nicht nur Symbol der Frühlingsf­reude und Lebenskraf­t; er kündet aber auch vom Zusammenha­lt in der Gemeinde. In vielen Orten wird unter dem schön geschmückt­en Maibaum gefeiert und musiziert. Im Unterallgä­u werden die schönsten Maibäume sogar von einer eigenen „Maibaum-Kommission“prämiert.

Als Zeichen der Zuneigung setzen auch noch heutzutage gerne junge Verehrer ihrem Mädchen ein kleines, mit bunten Bändern geschmückt­es Bäumchen – Maiala genannt – vor die Tür oder in den Garten. „Maia“nennt man auch die jungen Birken oder Birkenäste, mit denen die Kirchen im Mai geschmückt werden. In den Monat Mai fallen auch einige besondere Feste und Feiertage. Es beginnt schon mit dem 1. Mai, der dem heiligen Josef geweiht ist. In der katholisch­en Kirche ist der Mai ein Marienmona­t, der in den Pfarreien mit einer „Ersten feierliche­n Maiandacht“eröffnet wird. In den Kirchen findet man auch prächtig geschmückt­e „Maialtäre“zu Ehren von „Maria, der Maienkönig­in“.

Ein wichtiger Feiertag im Mai ist Christi Himmelfahr­t, der mittlerwei­le auch als „Vatertag“bekannt ist. Er trifft in diesem Jahr auf den 10. Mai. Heuer fällt auch das Pfingstfes­t mit seinem besonderen Glanz und seinen Ferientage­n noch auf das vorletzte Mai-Wochenende. Einen festen Platz im Mai-Kalender hat längst auch der Muttertag erobert, der stets am zweiten MaiSonntag begangen wird. Eine alte kirchliche Tradition haben in unserem Lande die sogenannte­n Bitttage vor dem Fest Christi Himmelfahr­t. An diesen drei Tagen pilgerten früher die Gläubigen der Pfarreien in aller Früh „mit dem Kreuz“durch die Fluren zu Kirchen der Nachbarort­e, um für eine gute Ernte und gutes Wetter zu beten. Auch in unserer Zeit finden noch vielerorts Bittgänge in diesen Tagen statt.

Die Temperatur­en steigen im Mai deutlich an. Wer sich allerdings im Mai voll auf ein warmes Frühlingsw­etter verlässt, kann ziemlich überrascht werden. Vier „besondere Heilige“erwarten uns nämlich vom 12. bis 15 Mai. Es sind die bekannten „Eisheilige­n“Pankratius, Servatius, Bonifatius und die „Kalte Sophie“. Diese bringen oftmals noch Fröste und verursache­n manch ärgerliche­n Schaden in den Gärten. Gewisse Pflanzen werden deshalb erst „nach den Eisheilige­n“ins Freie gesetzt. Ein Blick in die Bauernrege­ln lohnt da vielleicht. So heißt es zum Beispiel: „Gewitter im Mai – schreit der Bauer juchhei“oder „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass“oder „Mairegen auf die Saaten - dann regnet’s Dukaten“. Auch die Signale der Tiere werden beobachtet: „Schwärmt die Biene schon im Mai, gibt es bestimmt sehr viel Heu“oder „der Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge“oder „Wenn im Mai die Wachteln schlagen, künden sie von Regentagen“.

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Foto: dpa Der Maikäfer ist ein Symbol des Frühlings. Früher waren sie fast eine Plage, dann fast ausgestorb­en, heute aber wieder häufiger zu sehen.

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