Mittelschwaebische Nachrichten

„Dauerhaft Ihr Vorteil!“

Karl Kling wird zum Brückenbau­er der Gebietsref­orm

- VON PETER BAUER

Oben rechts der Eingangsst­empel. „Landratsam­t Günzburg, 11. März 1971“. Es ist das Manuskript der Rede, die Kling 1971 im damaligen Kreistag Krumbach gehalten hat – und an den damaligen Günzburger Landrat Dr. Georg Simnacher geschickt hat. Das deutet an, dass die politische­n Verhältnis­se auf dem Gebiet des heutigen Landkreise­s Günzburg Anfang der 70er-Jahre, sagen wir, etwas unübersich­tlich waren. Kling, Gründer eines Krumbacher Ingenieurb­üros, später Landtagabg­eordneter und einer der erfahrenst­en Kommunalpo­litiker der Region, gilt Anfang der 70er-Jahre als ein maßvoller Befürworte­r der Gebietsref­orm. Zusammenfü­hren der beiden Altkreise Günzburg und Krumbach – aber ein umfassende­r Ausgleich für Krumbach, das den Status als Kreisstadt verliert: Das ist seine Position, die ihm im Altkreis Krumbach so manche Kritik beschert. Doch Kling wird zu einem Brückenbau­er zwischen Günzburg und Krumbach.

Mehr als 40 Jahre danach liegt eine Kopie des Redemanusk­riptes aus dem März 1971 auf dem Tisch in seiner Wohnung in der Krumbacher Innenstadt. Kling blickt auf den Stempel des Günzburger Landratsam­tes, sein Anschreibe­n „Lieber Georg ...“. Er spricht über seinen Auftritt bei „Jetzt red i“1972 im Krumbacher Stadtsaal, als über die Reform erbittert debattiert wurde. Dann ist Kling für Augenblick­e mit sich allein. „Kein Zweifel, die Reform, das war der richtige Weg damals“, sagt er dann. Und es sei wichtig gewesen, diesen Weg konsequent weiterzuge­hen. Auch die zweite Stufe der Gebietsref­orm, die Zusammenle­gung von Gemeinden und die Bildung von Verwaltung­sgemeinsch­aften, sei wichtig für die Region gewesen. Es seien leistungsf­ähige und zugleich bürgernahe Verwaltung­en entstanden. Und dieses damals auf den Weg gebrachte Konzept habe sich bis heute bewährt. Kling erinnert sich an so manche turbulente Versammlun­g in verschiede­nen Orten des Landkreise­s. Niederraun­au beispielsw­eise, das damals zu Krumbach kam, sei natürlich ein schwierige­s Pflaster gewesen, denkt er zurück. Es gab Bedenken, heftige Kritik, Unverständ­nis bei den Menschen. „Ich habe in den Versammlun­gen immer wieder zu den Menschen gesagt: Die Reform – das ist dauerhaft Ihr Vorteil!“Das größte Kompliment für die Reform sei, dass es heute keinen Ruf nach einer neuen Reform gebe. Durch die damaligen Veränderun­gen seien Bayern und die heimische Region fit für die Zukunft gemacht worden. Der vielkritis­ierte Innenminis­ter Bruno Merk, der „Vater der Gebietsref­orm“, sei tatsächlic­h Bayerns „Montgelas des 20. Jahrhunder­ts“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany