Mittelschwaebische Nachrichten
Postbräu und seine Stellung in der Warsteiner-Gruppe
Dem Trailerhersteller aus Burtenbach geht es gut. Was notwendig ist, um das auch für die Zukunft zu sichern, darüber streiten Geschäftsleitung und Gewerkschaft hinter den Kulissen
Burtenbach Im Speditionsgewerbe ist die Firma Kögel eine große Nummer. Für Sattelauflieger zwischen 18 und 42 Tonnen haben die Experten aus Burtenbach immer eine Lösung. Die Trailerproduktion steigt von Jahr zu Jahr. Die Zahl der Mitarbeiter wächst. Die Geschäfte laufen gut, bestätigt Petra A. Adrianowytsch auf Nachfrage. Und das solle sich auch nicht ändern. Am liebsten wäre es der Geschäftsführerin für die Bereiche Unternehmensentwicklung, Personal, Marketing/ Kommunikation und IT, wenn die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmerseite weiterhin einen Pakt schließen könnten, um gegenüber Wettbewerbern insbesondere aus dem osteuropäischen Ausland konkurrenzfähig bleiben zu können.
Die Geschäftsleitung ist deshalb nach Informationen unserer Zeitung bereits im vergangenen Herbst an Betriebsrat und die IG Metall herangetreten, um eine „Zukunftsvereinbarung Kögel“zu regeln. Im Kern wollte das Unternehmen im großen Stil in Burtenbach investieren, wenn die Beschäftigten weiterhin auf tarifliche Leistungen verzichten würden.
Betriebsrat und IG Metall nahmen die Verhandlungen auf und stellten rund 25 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahre als Beitrag für das Werk in Burtenbach in Aussicht. Das bestätigte Günter Frey, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, gegenüber unserer Zeitung. Die Geschäftsleitung wollte dem Gewerkschaftsfunktionär zufolge aber eine generelle Abkehr von den Tarifverträgen erreichen. Die üblicherweise zeitlich befristeten Abweichungen etwa bei der Arbeitszeit und beim Weihnachtsgeld sollten dauerhaft gelten. Dies habe die IG Metall abgelehnt.
Vorausgegangen seien schwierige Gespräche. Außerdem sei ein starker Druck auf Beschäftigte und den Betriebsrat ausgeübt worden, die Vorschläge des Unternehmens anzunehmen. Gegen diese Art der Verhandlungsführung hat die IG Metall am vergangenen Freitag offiziell protestiert. Frey erwartet, dass dies künftig und dauerhaft unterbleibt.
Dem Vernehmen nach sei dem Betriebsrat deutlich gemacht worden, dass er für die Sicherung des Standortes Burtenbach eine große Mitverantwortung trage. Geschäftsführerin Adrianowytsch kündigte auf Anfrage Investitionen in hoher zweistelliger Millionenhöhe an, falls die Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Bewertung der Situation einig würden. Und falls nicht? Offenbar steht die Drohung im Raum, den Stammsitz der Kögel Trailer GmbH & Co. KG im Landkreis Günzburg unter Umständen nicht mehr wie bislang aufrecht erhalten zu wollen. So lautet zumindest die Auskunft der Gewerkschaft.
Die Lesart von Petra Adrianowytsch, die in einem Telefongespräch betont, neben Betriebswirtschaftslehre auch Ethik studiert zu haben („Ich bin keine Managerin im Elfenbeinturm, sondern diskutiere mit den Mitarbeitern auch am Werkstor“), ist eine andere: „Es gibt nur einen Plan A und keinen Plan B für mich. Und wissen Sie warum? Weil Plan A immer der beste ist.“Gleichwohl sagt sie auch, dass es Jedem angesichts der scharfen Konkurrenzsituation klar sein müsse, dass die augenblicklichen guten Zeiten keine Selbstverständlichkeit seien. „Wir haben zwei Insolvenzen überstanden und sind endlich wieder da, wo wir hingehören“, sagt sie. Dazu hätten auch die Beschäftigten beigetragen, ergänzt Adrianowytsch – eine von fünf Geschäftsführern bei Kögel. Betriebsrat und Gewerkschaft bezeichnet sie im Laufe des Gesprächs mehrfach als Partner.
Diese Partnerschaft sei, wie es sinngemäß aus Gewerkschaftskreisen heißt, in den vergangenen Wochen doch ziemlich auf die Probe gestellt worden. Die IG Metall verweist auf die zweite Insolvenz des Unternehmens im Jahr 2009 – als Folge der globalen Wirtschaftskrise. Damals wurde die Burtenbacher Firma vom Insolvenzverwalter mit Unterstützung der Arbeitnehmervertretung (Sitz und Stimme im Gläubigerausschuss) an Ulrich Humbaur verkauft. Der Unternehmer aus Gersthofen bei Augsburg übernahm – je nach Zählweise – zwischen 300 und 450 Arbeitskräfte.
In einem Werktarifvertrag erklärten sich die Beschäftigten bereit, für die Dauer von fünf Jahren, auf das tarifliche Urlaubsgeld zu verzichten, zunächst 4,5 Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche zu leisten, Entgelterhöhungen zu verschieben und auf Einmalzahlungen zu verzichten. Dieser Vertrag wurde, da die wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch nicht überwunden waren, im Jahr 2015 bis Ende 2019 verlängert.
In Summe haben die Kögel-Mitarbeiter nach Angaben der IG Metall bis September 2017 auf rund 18 Millionen Euro verzichtet. Das beweise, dass die Arbeitnehmer sehr wohl und sehr lange zugunsten des Unternehmens Verzicht geübt hätten. Dies, so Frey, könne aber kein Dauerzustand sein. Am Montag haben Kögel-Geschäftsleitung und IG Metall telefonisch vereinbart, die Gespräche mit dem Ziel zumindest einer Annäherung noch in dieser Woche fortzuführen.