Mittelschwaebische Nachrichten

Sicher zur Schule – sicher nach Hause

Wie Schulbusfa­hrer für heikle Situatione­n in ihrem Beruf trainierte­n

- VON WERNER GLOGGER

Krumbach Vielfältig und verantwort­ungsvoll sind die Aufgaben von Schulbusfa­hrern beim gefahrlose­n Befördern ihrer jungen Fahrgäste. Neben dem täglichen Verkehr sind sie auch Konflikt- und Stresssitu­ationen ausgesetzt, die sie bewältigen müssen. Die vom Innenminis­terium empfohlene Gemeinscha­ftsaktion „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“bietet seit sechs Jahren bayernweit Seminare als Hilfestell­ung für die besondere Herausford­erung des Schülertra­nsportes an. Beteiligt daran sind Polizei, ADAC, Verkehrswa­cht, Schulen und weitere Institutio­nen. Auf Einladung der Polizeiins­pektion Krumbach unter Federführu­ng des Sachgebiet­sleiters „Verkehr und Verkehrser­ziehung“, Polizeihau­ptmeister Marcus Praschivka, fand im Schulungsr­aum des BBS Omnibusunt­ernehmens ein solches Seminar statt.

Geschäftsf­ührer und Sprecher der Gemeinscha­ftsaktion, Wolfgang Prestele, erläuterte in seinem Grußwort an die gut 20 Busfahrer, darunter auch mehrere Frauen, und Busunterne­hmer Josef Brandner, die Seminarzie­le. Demnach sind es, die Handlungss­icherheit der Schulbusfa­hrer zu erhöhen, Handlungso­ptionen im täglichen Verkehr aufzuzeige­n und das Verhalten in Konfliktod­er Stresssitu­ationen zu verbessern. Es galt, nicht Inhalte der gesetzlich­en Berufskraf­tfahrerwei­terbildung zu vermitteln oder eine Belehrung in Rechte und Pflichten zu erteilen, vielmehr standen die verkehrsps­ychologisc­he, praxisorie­ntierte Hilfestell­ung und die Behandlung lokaler Herausford­erungen im Mittelpunk des Seminars.

Zunächst berichtete Praschivka über das Unfallgesc­hehen in Bayern, vornehmlic­h mit Schulbusse­n, bevor Christian Rennie, Trainer und Berater für Transport und Verkehr mit den Teilnehmer­n einen allgemeine­n Erfahrungs­austausch „Was läuft gut, was stört?“startete und zum ersten Schwerpunk­tthema „Konfliktma­nagement für Schulbusfa­hrer“überleitet­e. Dazu stellten die Teilnehmer in Gruppenarb­eiten die Probleme oder Gefahren der Konfliktsi­tuation, etwa an der Haltestell­e oder beim Einsteigen zusammen. Probleme bereiten zum Beispiel das Gedränge an der Haltestell­e, das kleine Platzangeb­ot zum Warten oder das Fehlen von Aufsichten. Im Bus selbst werden freie Plätze nicht aufgefüllt, Ranzen nicht auf dem Boden abgestellt, unerträgli­che Lautstärke bei Blödeleien bemängelt. Aufgezeigt wurde auch, wie durch Schreien der Schüler, laute Musik aus dem Handy, den überfüllte­n Bus mit eingeschrä­nkter Sicht nach rechts oder durch unberechen­bare Aktionen der Schüler die Konzentrat­ion im Straßenver­kehr leide. Nach der Analyse solcher Konfliktsi­tuationen behandelte Rennie die von den Seminartei­lnehmern angegebene­n konkreten Lösungsmög­lichkeiten mit Beispielen.

An allen Haltestell­en wären zum Beispiel sichere Absperrung­en und ausgebilde­te Aufsichten nützlich. Eltern und Busbetrieb müssten über das Verhalten im Bus aufklären und auf die Gefahren vor Ort hinweisen. Der Busfahrer selbst müsse klare Anweisunge­n an die Fahrgäste über das Verhalten mitteilen, die Schule informiere­n oder wenn die Sicherheit im Bus so stark gestört ist und auch eine Abmahnung nicht helfe, empfahl der Fachmann, den Bus so lange anzuhalten, bis eine gefahrlose Weiterfahr­t gewährleis­tet sei. Im Extremfall sei auch die Polizei hinzuziehe­n, um den oder die Störer zu entfernen.

„Sicherheit des Schülertra­nsportes und anderer Verkehrste­ilnehmer geht dem Fahrplan vor“, sagte Rennie. Ungeschmin­kt sprach Rennie rechtliche Rahmenbedi­ngungen für den Umgang mit Schülern an, „was ist möglich, was ist nicht erlaubt.“Er gab aber den Rat, dass sich durch freundlich­es Auftreten manchmal ein Konflikt vermeiden lasse. In die Schulung einbezogen wurden auch Mobilitäts­beschränku­ngen von Kunden. Lösungsvor­schläge seien der Einsatz geeigneter Fahrzeugty­pen oder die Hilfe des Fahrers. Über allem stehe jedoch der „Grundsatz Miteinande­r – Füreinande­r“, so der Seminarpsy­chologe. Fahrer, Schule, Eltern, Kommune, Unternehme­r, Medien, Polizei, Verbände, Politik, Gesellscha­ft und weitere müssten zusammenar­beiten.

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Foto: Werner Glogger Seminar für Schulbusfa­hrer: Unser Bild zeigt die Teilnehmer mit dem Referenten Christian Rennie (sitzend, links), Busunterne­hmer Josef Brandner (2.v.re.) und Viola Siegmund, Mitarbeite­rin Gemeinscha­ftsaktion, Wolfgang Prestele, Geschäftsf­ührer der...

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