Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Geheimnis wird gelüftet
Michael Kobr und Volker Klüpfel stellen im Forum am Hofgarten in Günzburg ihren Jubiläums-Krimi vor
Günzburg Bestens gelaunt präsentierten sich Volker Klüpfel und Michael Kobr, von vielen einfach „die zwei, die den Kluftinger schreiben“genannt, im fast ausverkauften Forum am Hofgarten. Die beiden sind auf Jubiläumstour, haben sie doch seit einer Woche Kommissar Kluftingers zehnten Fall in den Buchläden. Vor 15 Jahren machte sich ihr Titelheld zum ersten Mal im beschaulichen Altusried im Allgäu auf Verbrecherjagd. Grund genug für Klüpfel und Kobr auf der Leinwand ein paar Feuerwerksraketen zu zünden und einen Schwur auf gegenseitiges „Nicht-Ärgern“zu leisten. Eine Aktion, die das Publikum sofort bedauerte. Zum Glück war der Schwur nicht ernst gemeint.
Bubenhaft und mit viel Schalk reiht das Autorenduo gelesene Texte an philosophischen Diskussionen, streut Fotos aus der eigenen Jugend dazwischen und lässt keine Gelegenheit des sprachlichen Hineingrätschens aus. Die Schulfreunde von damals sind sich auch heute als gestandene Allgäuer Männer für keinen Kalauer zu schade.
Die erste Lesestelle gebührt selbstverständlich dem neuen Band mit seinem pragmatisch-schlichten Titel „Kluftinger“. Es geht auf den Altusrieder Friedhof, wo sich die Kluftingers ordentlich angezogen und samt Enkelkind dem Totenmarathon Allerheiligen stellen. Man trifft den Intimfeind Dr. Martin Langhammer, der nun auf den Hund gekommen ist. Doch wirklich gruselig wird es, als sie ein frisches Grab entdecken. Auf dem Holzkreuz steht Kluftingers Name. Auch sein Vorname, das seit 15 Jahre bestgehütete Geheimnis des KlüpfelKobr-Kosmos! Ob dieser jetzt der häuslichen Lektüre anzuempfehlen oder doch vorzulesen sei, wird zu ei- nem so gut inszenierten Streit, dass das Publikum beim Kluftinger-Vornamen nicht Beifall klatscht, sondern ihn als nächstes Witzle deutet. Jetzt ist es also ein für alle Mal raus, wie er heißt, der Klufti. Dafür entsteht die nächste Geheimniskrämerei darüber, ob das „Enkele jetzt a Bua odr a Mädle“ist. Auf jeden Fall kommt Opa Kluftinger bald in die Verlegenheit, auf das „Butzele“aufzupassen, keine einfache Aufgabe. Genial gelesen und intoniert von Klüpfel und Kobr einschließlich einem Diskurs für die vielen Namen für einen Schnuller, über Diddi, Bapfi und Zapfa, und einer nicht weniger lustigen Diskussion über die Namen für die Körperteile „untenrum“. In der Jubiläumstour erfahren die Leser, dass die Kluftinger-Reihe um ein Haar ein äußerst blutiger Schweden-Thriller mit dem Titel „Smorebrodere“geworden wäre, auch ein mystischer Thriller „Scrotum“, in dem Kluftinger auf Wunsch des Papstes eine verschwundene Reliquie sucht, sei angedacht gewesen. Ob man den Autoren auch das Rosamunde-PilcherGenre zutrauen könnte, wird ungeklärt bleiben. Kostproben dieser persönlichen Sturm-und-DrangZeit der 1990er Jahre, einschließlich erlesener literarischer Höhenflüge, geben Klüpfel und Kobr auf ihrem aufblasbaren Sofa zum Besten. Ganz die Medienprofis witzeln sie sich durch Mikrofonprobleme oder schwingen sich trotz „Rücken“noch halbwegs elegant vom Sofa aus Studentenzeiten. Witzig lesen sie vor wie der junge Kluftinger das erste Mal den Martin Langhammer trifft und wie die Erika beim ersten Besuch die Kluftinger-Eltern mit Kässpatzen umgarnt. Der Sinn des Lesens, wie die Jubiläumstour heißt, erschließt sich dem Günzburger Publikum auf jeden Fall: Es macht unbändigen Spaß.