Mittelschwaebische Nachrichten
Grün, gerade und äußerst gut
Jetzt ist Spargelzeit. Heiko Pohl hat in diesem Jahr auf seinem Feld in Lützelburg erstmals grünen Spargel angebaut.
Heiko Pohl erntet gerade buchstäblich die Früchte seiner Arbeit. Das Besondere daran ist: Er kam heuer zum ersten Mal in das Vergnügen, seinen selbst angebauten grünen Spargel zu ernten und zu verzehren. Im März 2017 hat er in seiner Bioland-Gärtnerei eine Fläche von etwa 1000 Quadratmetern mit grünem Spargel bepflanzt. 15 Zentimeter unter der Erde hat er den Grundstein für das Rhizom gelegt, das ihm heuer zum ersten Mal grünen Spargel beschert hat. Ein Rhizom ist der Wurzelstock, von dem unterirdisch ein ganzes Sprossensystem ausgeht.
Im vergangenen Jahr, im Sommer 2017, schossen die Spargelpflanzen gut 1,40 Meter in die Höhe. In dieser Zeit des Wachstums ist von der Spargelpflanze vergleichsweise viel auf dem Feld zu sehen. Auch unter der Erde entwickeln sich dicke Speicherwurzeln, die bis zu fünf Meter in die Tiefe reichen können. Diese Zeit braucht die Pflanze, um Fotosynthese zu betreiben und über die Blätter, die beim Spargel wie feine Nadeln aussehen, viel Energie in die Wurzeln zu pumpen. Das braucht die Pflanze, um im Frühjahr einen Spross nach dem anderen zu bilden. Im Herbst sterben die sichtbaren Teile der Pflanze oberhalb der Erdoberfläche ab. Vor zwei Wochen wurde es für Heiko Pohl nun richtig spannend. Er zog erstmals aufs Feld, um seinen grünen Spargel zu ernten.
Einen Zentimeter unterm Boden kappt er die Spargelstangen, die ausreichend lang sein müssen, um geerntet zu werden. 20 bis 26 Zentimeter lang sollen sie werden. Dabei ist eine gute Beobachtungsgabe gefragt. „Wenn der Spargelkopf aufgeht, beginnt die Verästelung und der Spargel wird holzig“, erklärt Heiko Pohl.
Die Erntezeit lag in diesem Jahr, im zweiten Wuchsjahr des Spargels, erst bei knapp drei Wochen. Die Speicherwurzeln müssen noch größer und kräftiger werden, um eine längere Ernteperiode verkraften zu können. Pro Tag konnten im Schnitt drei bis fünf Kilogramm Spargel geerntet werden. Ist das Wetter warm und sonnig, steigt diese Menge schnell an. Im nächsten Jahr wird sich nicht die tägliche Ausbeute steigern, sondern die Länge der Erntezeit. Sechs bis acht Wochen will Pohl dann seinen grünen Spargel ernten, der voraussichtlich acht bis zwölf Jahre einen Ertrag bringen soll.
Eine Verfrühung zu erwirken – indem der Spargel abgedeckt wird – ist nicht in Heiko Pohls Sinne. Wichtiger für ihn ist die spätere Erntephase, denn dann ist auf seinem Feld ohnehin viel los. Ende Mai beginnt traditionell die Erdbeerernte. Johannisbeeren und Himbeeren folgen. Außerdem gibt es Tomaten, Landgurken, Zuckermelonen, Kohl, Salat, Buschbohnen, Zuckererbsen und Kürbisse in Lützelburg. Dehnt sich die Erntezeit des Spargels aus, wird er direkt ab Feld an die Kunden verkauft. Heute vermarktet er seine sortierten Spargelstangen über Wiederverkäufer in Hirblingen, Biberbach und Augsburg. Ab nächstem Jahr will Pohl seinen grünen Spargel nicht nur auf dem Feld verkaufen, sondern auch im Dorfladen, der in Lützelburg aktuell in Planung ist.
Warum er sich für den Anbau von grünem Spargel entschieden hat, habe mehrere Gründe, erklärt Pohl: „Wir bauen das Gemüse an, das zum Boden passt und das uns schmeckt.“Der grüne Spargel ist geschmacklich deutlich intensiver als der „weiße“Bleichspargel. Er lässt sich auch leichter verarbeiten: Vom grünen Spargel muss nur das untere Drittel geschält werden. „Alternativ, wenn’s schnell gehen soll, kann er auch nur gekappt und das untere Drittel zu Suppe verarbeitet werden“, erklärt der Lützelburger. Der grüne Spargel hat mehr
der gesunden Inhaltsstoffe, obgleich die Stangen an sich dünner sind. Bleichspargel muss sich länger durch die aufgeschütteten Dämme kämpfen. Dadurch bilden sich dickere Stangen. Beim grünen Spargel ist deshalb auch die Pflanztiefe mit entscheidend für die Dicke der Stangen.
Einmal hat Pohl in Schrobenhausen dabei geholfen, Bleichspargel zu stechen. Die Abdeckung zu öffnen, die Stangen zu stechen, das Loch zu verschließen und die Abdeckung wieder zu verschließen ist nicht nur mit Blick auf die Körperhaltung ungesund und anstrengend. „Warum diesen Aufwand treiben, wenn der grüne Spargel ohnehin besser schmeckt?“Auch wäre viel teure Spezialtechnik für den Bleichspargel notwendig. Heiko Pohl hat sich mit dem Anbau von grünem Spargel für die „einfachere Methode“entschieden, auch wenn das Pflanzen mächtig anstrengend war und die Pflege in weiten Teilen manuelle Arbeit bedeutet.
Auf lockerem Boden wächst der Spargel besonders gut. Der vergleichsweise große Abstand zwischen den Reihen ist vor allem zur Blütezeit, also im Sommer, ein hilfreiches Detail. Es sorgt für ein rasches Abtrocknen der Pflanzen, damit sich Pilzkrankheiten nicht ausbreiten können.
Wenn in wenigen Tagen die letzten Spargelkisten das Feld in Lützelburg verlassen, darf die Spargelpflanze endlich wieder sprießen. Bis April 2019 gibt es dann zwar keinen grünen Spargel mehr in Lützelburg, dafür dann umso mehr.