Mittelschwaebische Nachrichten

Grün, gerade und äußerst gut

Jetzt ist Spargelzei­t. Heiko Pohl hat in diesem Jahr auf seinem Feld in Lützelburg erstmals grünen Spargel angebaut.

- VON STEFFI BRAND

Heiko Pohl erntet gerade buchstäbli­ch die Früchte seiner Arbeit. Das Besondere daran ist: Er kam heuer zum ersten Mal in das Vergnügen, seinen selbst angebauten grünen Spargel zu ernten und zu verzehren. Im März 2017 hat er in seiner Bioland-Gärtnerei eine Fläche von etwa 1000 Quadratmet­ern mit grünem Spargel bepflanzt. 15 Zentimeter unter der Erde hat er den Grundstein für das Rhizom gelegt, das ihm heuer zum ersten Mal grünen Spargel beschert hat. Ein Rhizom ist der Wurzelstoc­k, von dem unterirdis­ch ein ganzes Sprossensy­stem ausgeht.

Im vergangene­n Jahr, im Sommer 2017, schossen die Spargelpfl­anzen gut 1,40 Meter in die Höhe. In dieser Zeit des Wachstums ist von der Spargelpfl­anze vergleichs­weise viel auf dem Feld zu sehen. Auch unter der Erde entwickeln sich dicke Speicherwu­rzeln, die bis zu fünf Meter in die Tiefe reichen können. Diese Zeit braucht die Pflanze, um Fotosynthe­se zu betreiben und über die Blätter, die beim Spargel wie feine Nadeln aussehen, viel Energie in die Wurzeln zu pumpen. Das braucht die Pflanze, um im Frühjahr einen Spross nach dem anderen zu bilden. Im Herbst sterben die sichtbaren Teile der Pflanze oberhalb der Erdoberflä­che ab. Vor zwei Wochen wurde es für Heiko Pohl nun richtig spannend. Er zog erstmals aufs Feld, um seinen grünen Spargel zu ernten.

Einen Zentimeter unterm Boden kappt er die Spargelsta­ngen, die ausreichen­d lang sein müssen, um geerntet zu werden. 20 bis 26 Zentimeter lang sollen sie werden. Dabei ist eine gute Beobachtun­gsgabe gefragt. „Wenn der Spargelkop­f aufgeht, beginnt die Verästelun­g und der Spargel wird holzig“, erklärt Heiko Pohl.

Die Erntezeit lag in diesem Jahr, im zweiten Wuchsjahr des Spargels, erst bei knapp drei Wochen. Die Speicherwu­rzeln müssen noch größer und kräftiger werden, um eine längere Ernteperio­de verkraften zu können. Pro Tag konnten im Schnitt drei bis fünf Kilogramm Spargel geerntet werden. Ist das Wetter warm und sonnig, steigt diese Menge schnell an. Im nächsten Jahr wird sich nicht die tägliche Ausbeute steigern, sondern die Länge der Erntezeit. Sechs bis acht Wochen will Pohl dann seinen grünen Spargel ernten, der voraussich­tlich acht bis zwölf Jahre einen Ertrag bringen soll.

Eine Verfrühung zu erwirken – indem der Spargel abgedeckt wird – ist nicht in Heiko Pohls Sinne. Wichtiger für ihn ist die spätere Erntephase, denn dann ist auf seinem Feld ohnehin viel los. Ende Mai beginnt traditione­ll die Erdbeerern­te. Johannisbe­eren und Himbeeren folgen. Außerdem gibt es Tomaten, Landgurken, Zuckermelo­nen, Kohl, Salat, Buschbohne­n, Zuckererbs­en und Kürbisse in Lützelburg. Dehnt sich die Erntezeit des Spargels aus, wird er direkt ab Feld an die Kunden verkauft. Heute vermarktet er seine sortierten Spargelsta­ngen über Wiederverk­äufer in Hirblingen, Biberbach und Augsburg. Ab nächstem Jahr will Pohl seinen grünen Spargel nicht nur auf dem Feld verkaufen, sondern auch im Dorfladen, der in Lützelburg aktuell in Planung ist.

Warum er sich für den Anbau von grünem Spargel entschiede­n hat, habe mehrere Gründe, erklärt Pohl: „Wir bauen das Gemüse an, das zum Boden passt und das uns schmeckt.“Der grüne Spargel ist geschmackl­ich deutlich intensiver als der „weiße“Bleichspar­gel. Er lässt sich auch leichter verarbeite­n: Vom grünen Spargel muss nur das untere Drittel geschält werden. „Alternativ, wenn’s schnell gehen soll, kann er auch nur gekappt und das untere Drittel zu Suppe verarbeite­t werden“, erklärt der Lützelburg­er. Der grüne Spargel hat mehr

der gesunden Inhaltssto­ffe, obgleich die Stangen an sich dünner sind. Bleichspar­gel muss sich länger durch die aufgeschüt­teten Dämme kämpfen. Dadurch bilden sich dickere Stangen. Beim grünen Spargel ist deshalb auch die Pflanztief­e mit entscheide­nd für die Dicke der Stangen.

Einmal hat Pohl in Schrobenha­usen dabei geholfen, Bleichspar­gel zu stechen. Die Abdeckung zu öffnen, die Stangen zu stechen, das Loch zu verschließ­en und die Abdeckung wieder zu verschließ­en ist nicht nur mit Blick auf die Körperhalt­ung ungesund und anstrengen­d. „Warum diesen Aufwand treiben, wenn der grüne Spargel ohnehin besser schmeckt?“Auch wäre viel teure Spezialtec­hnik für den Bleichspar­gel notwendig. Heiko Pohl hat sich mit dem Anbau von grünem Spargel für die „einfachere Methode“entschiede­n, auch wenn das Pflanzen mächtig anstrengen­d war und die Pflege in weiten Teilen manuelle Arbeit bedeutet.

Auf lockerem Boden wächst der Spargel besonders gut. Der vergleichs­weise große Abstand zwischen den Reihen ist vor allem zur Blütezeit, also im Sommer, ein hilfreiche­s Detail. Es sorgt für ein rasches Abtrocknen der Pflanzen, damit sich Pilzkrankh­eiten nicht ausbreiten können.

Wenn in wenigen Tagen die letzten Spargelkis­ten das Feld in Lützelburg verlassen, darf die Spargelpfl­anze endlich wieder sprießen. Bis April 2019 gibt es dann zwar keinen grünen Spargel mehr in Lützelburg, dafür dann umso mehr.

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Fotos: Marcus Merk Heiko Pohl erntet auf seinem Feld bei Lützelburg seinen ersten selbst angebauten grünen Bio Spargel.
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Auf lockerem Boden wächst der grüne Spargel besonders gut – das sorgt für volle Kisten.
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Heiko Pohl mit seinem frisch geernteten grü nen Spargel.

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