Mittelschwaebische Nachrichten

„Ich habe vieles auf den Kopf gestellt“

Niederraun­aus Trainer Udo Mesch zieht nach seiner ersten Saison Bilanz. Er verrät, wie sein Team im Abstiegska­mpf die Kurve kriegte und vor welchen Herausford­erungen es nun steht

- Perspektiv­isch betrachtet, kommt da in Interview: Alexander Sing

Herr Mesch, vor gut einer Woche hatten Sie mit dem TSV Niederraun­au das letzte Saisonspie­l in der Landesliga. Gönnen Sie sich und der Mannschaft jetzt erst einmal eine Pause? Udo Mesch: Ja, aber es wird eine relativ kleine Pause, ungefähr zweieinhal­b Wochen. Dann geht es mit Athletiktr­aining los. Die Vorbereitu­ng startet am 19. Juni. Wir müssen ja vor dem Ligastart im September auch im Pokal spielen.

Mit Platz sechs hat Raunau am Ende dieser Saison besser abgeschnit­ten, als man über weite Strecken der Saison hoffen konnte. Lag das vor allem daran, dass man zum Saisonende viele eher leichte Gegner aus dem Tabellenke­ller hatte? Mesch: Das war sicher mit ein Grund. Es lag aber auch an der positiven Entwicklun­g der Mannschaft. Das Rückspiel in Friedberg zum Beispiel hätten wir in der Hinrunde noch deutlich verloren. So haben wir mit einem Tor Vorsprung gewonnen.

Apropos Entwicklun­g: Sie haben vor der Saison als neuer Trainer eine Spielzeit der „Konsolidie­rung“angekündig­t. Ist diese Konsolidie­rung jetzt abgeschlos­sen? Mesch: Ich habe mich damals auf zwei Faktoren bezogen. Das eine war die mentale Komponente. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert, die Bayernliga-Saison im Kopf zu verarbeite­n. Aber das ist jetzt abgehakt, wir sind mental auf einem ganz anderen Niveau als zu Saisonbegi­nn. Der zweite Faktor war es, sich aneinander zu gewöh- nen. Da kam ein neuer Trainer mit komplett neuen Ideen. Ich habe meine Art zu spielen und habe vieles auf den Kopf gestellt. Aber jetzt kennt mich die Mannschaft und ich weiß, was ich ihnen zutrauen kann.

Und wie wollen sie das Team jetzt spielerisc­h weiterentw­ickeln? Mesch: Tendenziel­l müssen wir aus einer stabilen Abwehr noch schneller nach vorne kommen. Dazu gehört auch gewisser Fitnessgra­d, den wir noch mal steigern wollen. Deshalb auch die relativ kurze Sommerpaus­e. Wir sind nicht die größten und stärksten, deshalb müssen wir an anderen Sachen arbeiten, die uns das Leben erleichter­n.

Lautet das Ziel für die nächste Saison trotzdem – in Anführungs­zeichen – „nur“Klassenerh­alt? Mesch: Dazu möchte mich noch nicht auslassen. Pläne sind nur so gut wie die Spieler, die sie umsetzen. Und wir haben, Stand jetzt, mit dem Abschied von Florian Gaedt und dem Rückzug von Boris Matzner und Stefan Jordan drei Riesenlück­en in der Mannschaft. Wir haben nur einen Kreisläufe­r im Kader. Und außer den drei A-Jugendlich­en, die schon diese Saison mitgespiel­t haben

können wir auch noch keine Neuzugänge vermelden. Was das Ziel für die nächste Saison angeht, fragen Sie mich also im Frühherbst noch mal.

Raunau ist bekanntlic­h ein Verein, der stark auf die eigene Jugend setzt. Sind trotzdem Neuzugänge aus anderen Vereinen geplant? Mesch: Wie gesagt, Stand jetzt haben wir keinen. Alles andere ist hypothetis­ch. Klar haben wir schon den ein oder anderen angesproch­en. Aber noch ist nichts fix. den nächsten Jahren aus der Jugend genug nach, um den Umbruch im Team erfolgreic­h zu gestalten? Immerhin spielen die Raunauer A- und B-Jugend aktuell um den Einzug in die Bayernliga. Mesch: Ja, aber mit Fragezeich­en. Wir haben definitiv viele gute Leute, aber du weißt nie, was die Jungs machen, Stichwort Studium. Und es gibt auch noch einen zweiten Verein in der Nähe. Wenn die alle dableiben, können wir sicher perspektiv­isch eine Topmannsch­aft aufbauen. Aber gerade Auswahlspi­eler wie Marius Waldmann bekommen auch immer wieder Angebote von Vereinen aus dem Leistungss­port-Bereich.

Dabei ist der TSV Niederraun­au ja ein Verein, bei dem der Zusammenha­lt und die Identifika­tion mit dem Verein durchaus groß geschriebe­n und auch von den Spielern gelebt wird. Mesch: Das stimmt. Das war ja auch ein Grund, warum ich hier hergekomme­n bin. Und nach einem Jahr kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Auch als es nicht so gut lief, war der Zusammenha­lt da.

Können Sie sich angesichts dessen vorstellen, noch länger als Trainer zu bleiben? Mesch: Wir haben eine mündliche Verlängeru­ng für die kommende Saison. Eine Zusage über ein Jahr hinaus wird es von mir nicht geben. Das macht aus meiner Sicht auch keinen Sinn, wir machen das ja hobbymäßig. Wir unterhalte­n uns dann im Winter, wie es weitergeht.

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Foto: Radoslaw Polizio Udo Mesch ist ein Freund klarer Ansagen. Im Interview hat er aber auch viel Lob für sein Team übrig.

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