Mittelschwaebische Nachrichten
„Ich habe vieles auf den Kopf gestellt“
Niederraunaus Trainer Udo Mesch zieht nach seiner ersten Saison Bilanz. Er verrät, wie sein Team im Abstiegskampf die Kurve kriegte und vor welchen Herausforderungen es nun steht
Herr Mesch, vor gut einer Woche hatten Sie mit dem TSV Niederraunau das letzte Saisonspiel in der Landesliga. Gönnen Sie sich und der Mannschaft jetzt erst einmal eine Pause? Udo Mesch: Ja, aber es wird eine relativ kleine Pause, ungefähr zweieinhalb Wochen. Dann geht es mit Athletiktraining los. Die Vorbereitung startet am 19. Juni. Wir müssen ja vor dem Ligastart im September auch im Pokal spielen.
Mit Platz sechs hat Raunau am Ende dieser Saison besser abgeschnitten, als man über weite Strecken der Saison hoffen konnte. Lag das vor allem daran, dass man zum Saisonende viele eher leichte Gegner aus dem Tabellenkeller hatte? Mesch: Das war sicher mit ein Grund. Es lag aber auch an der positiven Entwicklung der Mannschaft. Das Rückspiel in Friedberg zum Beispiel hätten wir in der Hinrunde noch deutlich verloren. So haben wir mit einem Tor Vorsprung gewonnen.
Apropos Entwicklung: Sie haben vor der Saison als neuer Trainer eine Spielzeit der „Konsolidierung“angekündigt. Ist diese Konsolidierung jetzt abgeschlossen? Mesch: Ich habe mich damals auf zwei Faktoren bezogen. Das eine war die mentale Komponente. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert, die Bayernliga-Saison im Kopf zu verarbeiten. Aber das ist jetzt abgehakt, wir sind mental auf einem ganz anderen Niveau als zu Saisonbeginn. Der zweite Faktor war es, sich aneinander zu gewöh- nen. Da kam ein neuer Trainer mit komplett neuen Ideen. Ich habe meine Art zu spielen und habe vieles auf den Kopf gestellt. Aber jetzt kennt mich die Mannschaft und ich weiß, was ich ihnen zutrauen kann.
Und wie wollen sie das Team jetzt spielerisch weiterentwickeln? Mesch: Tendenziell müssen wir aus einer stabilen Abwehr noch schneller nach vorne kommen. Dazu gehört auch gewisser Fitnessgrad, den wir noch mal steigern wollen. Deshalb auch die relativ kurze Sommerpause. Wir sind nicht die größten und stärksten, deshalb müssen wir an anderen Sachen arbeiten, die uns das Leben erleichtern.
Lautet das Ziel für die nächste Saison trotzdem – in Anführungszeichen – „nur“Klassenerhalt? Mesch: Dazu möchte mich noch nicht auslassen. Pläne sind nur so gut wie die Spieler, die sie umsetzen. Und wir haben, Stand jetzt, mit dem Abschied von Florian Gaedt und dem Rückzug von Boris Matzner und Stefan Jordan drei Riesenlücken in der Mannschaft. Wir haben nur einen Kreisläufer im Kader. Und außer den drei A-Jugendlichen, die schon diese Saison mitgespielt haben
können wir auch noch keine Neuzugänge vermelden. Was das Ziel für die nächste Saison angeht, fragen Sie mich also im Frühherbst noch mal.
Raunau ist bekanntlich ein Verein, der stark auf die eigene Jugend setzt. Sind trotzdem Neuzugänge aus anderen Vereinen geplant? Mesch: Wie gesagt, Stand jetzt haben wir keinen. Alles andere ist hypothetisch. Klar haben wir schon den ein oder anderen angesprochen. Aber noch ist nichts fix. den nächsten Jahren aus der Jugend genug nach, um den Umbruch im Team erfolgreich zu gestalten? Immerhin spielen die Raunauer A- und B-Jugend aktuell um den Einzug in die Bayernliga. Mesch: Ja, aber mit Fragezeichen. Wir haben definitiv viele gute Leute, aber du weißt nie, was die Jungs machen, Stichwort Studium. Und es gibt auch noch einen zweiten Verein in der Nähe. Wenn die alle dableiben, können wir sicher perspektivisch eine Topmannschaft aufbauen. Aber gerade Auswahlspieler wie Marius Waldmann bekommen auch immer wieder Angebote von Vereinen aus dem Leistungssport-Bereich.
Dabei ist der TSV Niederraunau ja ein Verein, bei dem der Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Verein durchaus groß geschrieben und auch von den Spielern gelebt wird. Mesch: Das stimmt. Das war ja auch ein Grund, warum ich hier hergekommen bin. Und nach einem Jahr kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Auch als es nicht so gut lief, war der Zusammenhalt da.
Können Sie sich angesichts dessen vorstellen, noch länger als Trainer zu bleiben? Mesch: Wir haben eine mündliche Verlängerung für die kommende Saison. Eine Zusage über ein Jahr hinaus wird es von mir nicht geben. Das macht aus meiner Sicht auch keinen Sinn, wir machen das ja hobbymäßig. Wir unterhalten uns dann im Winter, wie es weitergeht.