Mittelschwaebische Nachrichten
Auch die Fassade kommt an die Reihe
Die Räume im Unteren Schloss in Ichenhausen werden noch bis September umgestaltet. Nun war die Generaldirektorin des Bayerischen Nationalmuseums zu Besuch
Ichenhausen Das wird ein Schmuckkästchen. Und wie das so ist: Schmuckkästchen dauern etwas länger und sind nicht ganz billig. Doch was im Schulmuseum in Ichenhausen entsteht, ist seinen Preis wert. „Ich bin begeistert“, erklärte denn auch Renate Eikelmann, die Generaldirektorin des Bayerischen Nationalmuseums, bei einem Besuch auf Einladung der CSU-Landtagsabgeordneten Alfred Sauter und Hans Reichhart. Museumsleiterin Johanna Haug präsentierte den Gästen per Animationsfotos die Pläne für die neue Dauerausstellung.
Die Museumsräume im Alten Schloss sind leer und kahl. Seit Januar wurden die Vitrinen aus- und weggeräumt, Foto- und Schrifttafeln von den Wänden genommen, die Lampen von den Decken geschraubt. Einige Bauarbeiten sind inzwischen erledigt. 350 Quadratmeter Parkettboden wurden abgeschliffen und 400 Meter Kabel neu verlegt. Demnächst machen sich die Maler ans Werk, eine neue „Lichtführung“steht ebenfalls noch an. Im September soll die neue Dauerausstellung im Schulmuseum der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden, wie Museumsleiterin Johanna Haug erläuterte.
Vor 34 Jahren ist das Schulmuseum als eine von neun Zweigstellen des Bayerischen Nationalmuseums München eingerichtet worden. „Das Beste vom Besten“sei seinerzeit für etwa zwei Millionen D-Mark in Ichenhausen eingebaut worden. Für Museen sind mehr als drei Jahrzehnte freilich eine mittlere Ewigkeit. Denn vieles hat sich seitdem geändert, nicht zuletzt die Gewohnheiten der Besucher. „Früher waren Museen sehr wissenschaftlich ausgerichtet“, erklärte Johanna Haug. Auch in Ichenhausen hingen deshalb unzählige Schrifttafeln an den Wänden, auf denen haarklein erzählt wurde, was es mit der Entwicklung des Schulwesens im Laufe der Jahrhunderte auf sich hatte. „Früher waren die Wände mit Schrifttafeln tapeziert. Die haben aber kaum einen Menschen interessiert“, musste Renate Eikelmann selbst im Münchner Nationalmuseum die Erfahrung machen.
In Ichenhausen ist aus dieser Erkenntnis die Konsequenz gezogen worden. Die Zahl der Schrifttafeln wird für die neue Dauerausstellung auf ein Mindestmaß reduziert, stattdessen haben die jungen und alten Besucher künftig reichlich Gelegenheit, an zahlreichen Mitmachstationen selbst aktiv zu werden oder sich anhand spielerischer Angebote auch mit spröderen Themen wie Mathematik verständlich und doch lehrreich zu beschäftigen.
Das „neue“Schulmuseum wird in verschiedene Abteilungen gegliedert: Schule von der Antike bis heute, Entwicklung der Schrift, Adam Riese und die Mathematik, Naturwissenschaften, die Dorfschule, Reformpädagogen, Schule und Erster Weltkrieg, Schule im Nationalsozialismus und Schule nach 1945 mit ihrer Hinwendung zu Demokratie und Europa. Geboten werden künftig weiterhin Führungen für Schulklassen und andere Besuchergruppen, aber Einzelbesucher sollen sich auch ohne Anleitung zurechtfinden und sich in Sachen Schule einst und heute weiterbilden können.
Wichtig ist bei Museen ein Macher vor Ort. Ihn verkörpert Johanna Haug als Museumsleiterin. Seit sie ihr Amt angetreten hat, sind die Besucherzahlen in Ichenhausen deutlich gestiegen. Trotzdem: Eine Dauerausstellung allein reicht nicht, um Schulklassen oder andere Besucher auf längere Sicht anzulocken. Deshalb sollen im Schulmuseum auch künftig Sonder- und Wechselausstellungen angeboten werden, wie Angelika Schuster-Fox, die beim Nationalmuseum für Ichenhausen zuständige Referentin, betonte. Solche Ausstellungen kosten zwar zusätzliches Geld, seien aber unverzichtbar, wie Renate Eikelmann betonte, für die es vor dem Ruhestand der letzte dienstliche Besuch war. Zweiter Bürgermeister Franz Zenker erklärte, der Ichenhauser Stadtrat habe für solche Zusatzausstellungen stets ein offenes Ohr gehabt – und auch in Zukunft wohl die nötigen Mittel.
Die Sanierung der Räume und die Einrichtung der neuen Dauerausstellung im Schulmuseum kosten unter dem Strich etwa 650 000 Euro. Gut 100000 Euro sind für die verschiedenen Baugewerke kalkuliert. 550000 kostet die Einrichtung der künftigen Dauerausstellung. Das Bayerische Nationalmuseum und das Kultusministerium wenden für die Einrichtung 470000 Euro auf, die restlichen 80000 Euro steuern Bezirk Schwaben, Kreis Günzburg und Stadt Ichenhausen bei. Bis die Finanzierung unter Dach und Fach war, sind etliche Jahre ins Land gegangen. Das Untere Schloss, in dem das Museum untergebracht ist, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude. In absehbarer Zeit müsse auch an der Außenfassade etwas getan werden, erklärte Landtagsabgeordneter Alfred Sauter. „Wir sind mit dem Museum noch nicht ganz fertig.“