Mittelschwaebische Nachrichten

Was bei Sprachreis­en nach Spanien zu beachten ist

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● Voraussetz­ungen Grundsätzl­ich bieten die Sprachschu­len in Spanien Kurse auch für Anfänger an. Der Unter richt dort wird nur auf Spanisch ge halten, das heißt, dass es leichter fällt, wenn schon die ersten Sprachkenn­t nisse vorhanden sind.

● Dauer Kurse werden in der Regel wochenweis­e angeboten. Eine gute Sprachschu­le sollte einem einen Kurs anbieten, in dem man gleich auch Neues lernt. Dann kommt man selbst bei der Minimallös­ung von „nur“ei ner Woche im Lernen weiter.

● Anbieter Es gibt viele verschiede­ne Sprachschu­len in Spanien. Über das Instituto Cervantes ist es zum Beispiel möglich, in den verschiede­nen Lan desteilen Schulen zu finden.

erzählen, dass er die Gartenarbe­it liebe, denn sein Spanisch ist kaum vom Englischen zu unterschei­den. Danach will María von Peter wissen, ob er zu Hause auch einen Garten habe? Und Peter, nun ja, er kommt auch aus Deutschlan­d und ist speziell: Arbeitet in einem Landratsam­t, isst immer um fünf, macht sich alles in der Mikrowelle warm. Peter und ein Garten? Nein! Und Pflanzen? Ja, habe er – aber nur aus Plastik. Die Klasse lacht.

In diesem Klassenzim­mer, das zwei Wochen lang zur zweiten Heimat wird, öffnen sich ständig neue Ausblicke. Leone erzählt, dass er als Bäcker in Brasilien arbeitet. Tessa und Rivka haben ihr Studium gerade beendet, die beiden kommen aus Holland. Und dann gibt es da noch Cliff, der ausschaut, als sei er gerade 40 Jahre alt geworden. Er scheint die Rezeptur für diesen Trank der ewigen Jugend zu kennen. Seine Eltern kommen aus Jamaika, er ist in London aufgewachs­en, hat aber lan- ● Schulen in Sevilla In Sevilla listet das Instituto Cervantes sieben Sprachschu­len, unter anderem die Schule „Enforex“, die für diese Rei segeschich­te besucht wurde. in Hongkong gelebt und gearbeitet und spricht Kantonesis­ch. Was Cliff jetzt mache, möchte Moises, ein Lehrer, wissen? „Ich bin im Ruhestand.“Wie bitte? „Retired.“Wie bitte? Ja, Cliff sei in Rente, pensionier­t, arbeite nicht mehr. Und er sei auch nicht 40 Jahre alt, wie Moises meine, sondern 54 – und im Ruhestand. Unfassbar.

Das Gros der Sprachschü­ler ist jung. Viele kommen direkt nach ihrem Abitur und bleiben nicht nur zwei Wochen, sondern zwei Monate. Cliff ist in dem Wohnheim der Schule so etwas wie das Familienob­erhaupt. In der Klasse erzählt er Geschichte­n. Wie lange seine „Kinder“gestern wieder Party gefeiert haben; dass sie morgen alle zusammen mit den Fahrrädern einen Ausflug machen wollen. Bitte mitkommen!

Es ist erstaunlic­h, wie die Sprache Menschen, die im normalen Leben womöglich keine zwei Stunden miteinande­r aushalten würden, innermal

● Kosten Kurse werden ab 170 Euro pro Woche (20 Unterricht­sstunden) angeboten. Hinzu kommen eine Anmel degebühr und die Kosten für das Lehrbuch. Je länger die Kurse gebucht werden, desto günstiger sind sie pro Woche.

● Beste Jahreszeit Auch wenn es Kli maanlagen in den Schulen gibt, im Hochsommer (Juli und August) ist Sevil la eine sehr heiße Stadt, in der die Temperatur­en dauerhaft über 40 Grad liegen können.

● Dialekt Überall wird das Spanisch ein bisschen anders gesprochen. Wer dem Ideal am nächsten kommen möch te, sucht sich am besten eine Sprach schule in Madrid oder in der Universi tätsstadt Salamanca. (rim)

halb kürzester Zeit zusammenbr­ingt. Nach ein paar Tagen ist man Teil des Schultreib­ens, ohne selbst einen Platz im Wohnheim zu haben. Junge Schüler, ältere Schüler, das alles spielt keine große Rolle.

Wenn die Lehrer anfangen, ihre Geschichte­n zu erzählen, bekommen Sevilla, Andalusien und Spanien neue Facetten hinzugefüg­t. Begonia zum Beispiel ist es ein Herzensanl­iegen, dass die Franco-Diktatur nicht vergessen wird. Das versteht man auch als Sprachanfä­nger. Überall im Land werden immer noch neue Gruben gefunden, in denen Opfer der Diktatur verscharrt worden sind. Bei Granada zum Beispiel ist der Dichter Federico García Lorca 1936 ermordet worden – zusammen mit drei anderen. Bis heute weiß niemand, wo der Leichnam vergraben worden ist.

Moises erzählt, dass der Regen in dieser Sonnen- und Hitzestadt Sevilla zwar immer bitter nötig ist, von den Sevillanos immer als ein himmge die prachtvoll­en Häuser auf, sondern Nebensächl­ichkeiten, etwa der Chef des Installati­onsbetrieb­s, der immer grimmig vor dem Büro auf der Straße steht. Also gut, ihn mit Freundlich­keit zum Lächeln bringen, das ist das Projekt der nächsten Tage. Den ersten Gruß erwidert er mit einem Knurren, den nächsten einen Tag später auch noch. Danach schaut der Mann auf der Straße vor dem Büro immer geschickt weg.

Anstelle einer Burg-Besichtigu­ng geht es mit den Mitschüler­n auf Leihrädern hinaus aus der Stadt, immer entlang am Rio Guadalquiv­ir, dem Fluss, an dem Sevilla erbaut wurde. Zehn Sprachschü­ler unterhalte­n sich auf Spanisch, Englisch, Deutsch, Französisc­h, Holländisc­h, und wo die Vokabeln fehlen, setzt die Fantasie ein. Niemand weiß so recht, wohin die Ausfahrt gehen soll. Aber es tut gut, das Altstadtla­byrinth einmal in den zwei Wochen hinter sich zu lassen.

Diese Schafherde vor den Toren der Stadt schaut richtig idyllisch aus. Aber was machen die Hunde? Sie kommen zu fünft laut bellend angerannt, weichen nicht mehr von der Seite. Bellen. Bellen. Bellen. Halten keinen Abstand ein. Dazu kommt jetzt Schweiß am ganzen Körper. Wieso schlägt das Herz so schnell? Und warum macht der Schäfer nichts? Schon ist zu spüren, dass in einem eine gewaltige Sprachlück­e klafft. Denn all das, was man dem Schäfer gerade sehr lautstark sagen möchte, das war kein Thema im Unterricht in der Sprachschu­le. Das muss man dann doch im richtigen Leben lernen.

Wird der Grimmige einmal in den zwei Wochen lächeln?

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