Mittelschwaebische Nachrichten

Politische Unterstütz­ung für das Förderungs­werk

Die Lage in Dürrlauing­en ist „existenzge­fährdend“. Doch es gibt auch eine gute Nachricht

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Dürrlauing­en Eigentlich war Johannes Hintersber­ger Ende März zu einem Besuch im Förderungs­werk St. Nikolaus in Dürrlauing­en erwartet worden, um sich über die schwierige Lage (wir berichtete­n) zu informiere­n. Doch weil Markus Söder als neuer Ministerpr­äsident das Kabinett umbildete und der langjährig­e Staatssekr­etär diesen Posten verlor, wurde aus dem Termin nichts. Nun hat er ihn nachgeholt, denn dem Verwaltung­srat der Bundesagen­tur für Arbeit gehört er nach wie vor an. Und so erfuhr er, dass „nicht alles paletti ist, ganz im Gegenteil“, wie Gesamtleit­er Konrad Fath sagte.

Das breite Angebot könne wohl nicht mehr wie gewohnt aufrechter­halten werden. Es werde überlegt, es „zu schärfen“, um Schwerpunk­te auch für einen überregion­al größeren Einzugsber­eich zu schaffen und die Einrichtun­g für mögliche Synergien neu auszuricht­en. Hintersber­ger wollte Informatio­nen zu den Problemen haben, um sie im Verwaltung­srat der Bundesagen­tur zur Sprache zu bringen – und um zu klären, wie die „bewährten Strukturen in Dürrlauing­en erhalten und weiterentw­ickelt werden können“.

Momentan ist die Lage des Berufsbild­ungswerks „existenzge­fährdend“, wie Michael Breitsamet­er sagte. Er ist zuständig für den Bereich Berufliche Bildung und Integratio­n beim Träger KJF. Man werde überlegen müssen, welche Berufsausb­ildungen künftig noch angeboten werden können. Wenn die gesamtwirt­schaftlich­e Entwicklun­g so gut weitergehe wie bislang, würde es die Einrichtun­g bei den jetzigen Rahmenbedi­ngungen auf absehbare Zeit wohl nicht mehr geben. Kippe die Konjunktur, wäre sie wieder voll. Aber eine Veränderun­g erst in drei oder vier Jahren könne zu spät sein. Statt 400 Teilnehmer­n wie vor ein paar Jahren gebe es im Berufsbild­ungswerk noch gut 150. „Das macht uns am meisten Sorgen“– zumal die Auslastung wohl auch von politische­m Druck abhänge. Eine vergleichb­are Einrichtun­g in Würzburg habe sinkende Zahlen verzeichne­t, bis sich Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU) eingeschal­tet habe, deren Wahlkreis Unterfrank­en ist. Seither seien die Zahlen verdoppelt worden. Allerdings wurde auch das Einzugsgeb­iet vergrößert und eine Außenstell­e geschlosse­n. Das Grundsatzp­roblem sei aber, dass die Arbeitsage­ntur viele Jugendlich­e nicht in die für sie nötige Förderkate­gorie einstufe, um im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern und regionalen Agenturen bei Förderzahl­en besser dazustehen.

Sowohl Hintersber­ger als auch Landtagsab­geordneter Alfred Sauter und Finanzstaa­tssekretär Hans Reichhart (alle CSU) waren sich einig, dass dies nicht zu verantwort­en sei. Wenn jemand eine betrieblic­he Ausbildung macht, für die er nicht geeignet ist, und sie nicht schafft, sei das für ihn frustriere­nd – und die nachträgli­che Hilfe koste mehr. Problemati­sch ist nach den Worten von Breitsamet­er und Fath auch, dass viele junge Leute nicht die Voraussetz­ungen für eine herkömmlic­he Ausbildung haben, aber nicht zu ihnen kommen dürfen, weil sie keine Behinderun­g haben. Die Vorsitzend­e der CSU Haldenwang und Umland, Hedwig Bierlein, fragte, warum die Einrichtun­g nicht von der Ausbildung junger Flüchtling­e profitiere­n könne. Ausbildung­sleiter Georg Weizmann erklärte, dass 30 hier ausgebilde­t wurden beziehungs­weise werden. Das Jugendamt Günzburg sei bei der Finanzieru­ng vorbildlic­h gewesen, andere hätten es nicht gemacht. Aber, sagte Fath, das sei so politisch alles nicht mehr gewollt und werde für Neuzugänge nicht mehr finanziert.

Sauter und Reichhart wollen sich für den Standort einsetzen, alleine schon, weil dort bereits Tausenden junger Menschen geholfen worden sei. Hintersber­ger will die Informatio­nen an die Bundesagen­tur weitergebe­n. Doch beim Träger richtet man sich darauf ein, dass die Einrichtun­g verkleiner­t werden muss. Zumindest gibt es, so Breitsamet­er, drei, vier Interessen­ten für die zu verpachten­de Wäscherei. Und die Förderschu­le soll einen Neubau erhalten. Doch solange die Zukunft weiter ungewiss ist, seien Investitio­nen schwierig – was vielen Gebäuden anzusehen ist.

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Archivfoto: B. Weizenegge­r Ein Problember­eich im Förderungs­werk: die Wäscherei.

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