Mittelschwaebische Nachrichten
Im Garten den Worten frönen
Von Fachliteratur bis Rap: Autoren stellten in Oberwiesenbach bei den Literaten Wattenweiler ihre Werke vor
Oberwiesenbach Das Treffen der „Literaten Wattenweiler“bei Josef Müller in Oberwiesenbach entfaltete ein breites Angebot an literarischem Schaffen, bei dem diesmal auch die Gäste aus dem „Literatur und Autorenverein Günzburg“gut vertreten waren. Neben Schriftdeutsch umfasste der Abend vielfältige Färbungen des Schwäbischen Dialektes. Die vorgestellten Werke reichten von schwerer Kost der Fachliteratur bis zum Rap, in dem ein Lebensschicksal verarbeitet wurde.
Nach der Erkundung seines Gartenparadieses und unter der fachkundigen Führung von Josef Müller, dem sich ein Besuch im Nachbargarten von Heidi und Hartmuth Schindlbeck mit wertvollen exotischen Pflanzen anschloss, folgten die literarischen Beiträge. Die Sammlung von landwirtschaftlichen Geräten, aber im Besonderen von Büchern in der Balkenkonstruktion, die Müller nach einem verheerenden Hochwasser, das den Ort heimsuchte, rettete und dort zusammengetragen hat, gaben dem Treffen der Literaten in der gemütlich vorbereiteten Sitzrunde eine besondere Note.
Maria Störk aus Beuren (Markt Pfaffenhofen) stellte ihre drei Bücher mit den Kostproben „Amselbrut“und „Frühling“aus ihren Schwäbischen Gedichten und Kindergeschichten vor. Im dritten Buch hat sie ihre Erinnerungen an die, von Ordensfrauen geführte Internatszeit in Obermarchtal festgehalten. Sie waren besondere und schätzenswerte Frauen, die ihr ein strukturiertes Leben vermittelten, von dem sie bis heute profitiert, unterstrich die Autorin.
Karin Schäfer aus Günzburg stellte ihr Erstlingswerk „Die Geschichte eines Schmetterlings“vor, das es demnächst im Buchhandel gibt. Mit der Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling als Symbol für den Wandel im Leben und der möglichen Entfaltung des persönlichen Potenzials. Die Kurzgeschichten sind entstanden aus Lebenserfahrung mit schwerem Schicksal. Der Untertitel „Von der wundersamen Verwandlung in ein neues Wesen“zeige, wie man daran wachsen und den Mensch als wertvolles Geschöpf erkennen kann, so Karin Schäfer.
Der Organisator der Literaten Wattenweiler, Josef Kugler, trug einige Gedichte aus seinen Werken bei und Anne-Marie Wiedemann aus Rommelsried im Landkreis Augsburg brachte schwäbische Gedichte, die sie aus der Kindheit vor rund 60 Jahren im Kopf hat, nun aufgeschrieben mit.
Von Betroffenheit berichtete Max Schwegler von den Wattenweiler Literaten über seine Recherche zum Frühlingskanon, der im Film die „Feuerzangenbowle“vorkommt. Er stammt von Erich Knauf, der 1944 wegen kritischen Äußerungen zum NS-Regime hingerichtet wurde, obwohl Schauspieler Heinz Rühmann ihn zu retten versuchte.
Max Becker aus Günzburg beeindruckte mit dem Lebensschicksal Krankheit, das prägt und verändert, in einem Rap verarbeitet. Lesestoff der gerade den Gastgeber des Abends, Josef Müller, beschäftigt, sind die Historie „Günzburg in der NS-Zeit“, die Biografie der Geschwister Scholl und englische Gärtner. Mit der schwer zu lesenden Philosophie der Pflanzen als Lebensgrundlage schloss sich mit ihm der Kreis zum Beginn des Abends mit der Pflanzenwelt. Sie seien als eigene Lebewesen und Schlüssel für das Leben von Mensch und Tier noch zu wenig erforscht, waren sich die Teilnehmer einig.