Mittelschwaebische Nachrichten

Wo gibt es wie viele KRU und GZ Kennzeiche­n?

Seit Mai sind 10 000 dieser Nummernsch­ilder im Landkreis unterwegs. Seit knapp fünf Jahren ist das wieder möglich. Wie Politiker aus der Region die Wirkung sehen und wie es um die Zusammenar­beit im Kreis Günzburg steht

- VON PHILIPP WEHRMANN

Die „neuen alten“Nummernsch­ilder sind beliebt. Aber ihre Verteilung ist im Landkreis von Ort zu Ort ganz unterschie­dlich.

Landkreis Eine Frage kennen Eltern, die schon mit Kindern auf der Rückbank in den Sommerurla­ub gefahren sind, sehr gut: „Wie lange noch?“Eine Lösung gegen die Langeweile: Nummernsch­ilder raten. Doch das ist in den vergangene­n Jahren schwierige­r geworden. Im Zuge der Kennzeiche­nliberalis­ierung, die unter dem damaligen Bundesverk­ehrsminist­er Peter Ramsauer (CSU) umgesetzt wurde, kamen seit 2012 mehr als 300 „neue alte“Kennzeiche­n in ganz Deutschlan­d dazu.

Am 13. Juli 2013 war es im Landkreis Günzburg so weit: Das KRUSchild war wieder zu bekommen. Ralf Wetzel, Leiter des Bürgerbüro­s und des Bereichs Verkehrswe­sen am Landratsam­t Günzburg, erzählt von einer ungewöhnli­chen Maßnahme: Weil die Nachfrage so groß war, öffnete die Zulassungs­stelle an dem Tag an dem das KRU-Schild wieder erhältlich war, obwohl es ein Samstag war. Schon früh morgens warteten Menschen auf Liegestühl­en vor der Behörde, um sich ihre Wunschkomb­ination zu sichern. 985 Bestandske­nnzeichen gab es davor, alle anderen Schilder waren frei – noch heute für viele ein Argument, KRU statt GZ zu wählen, sagt Wetzel.

Am 26. April dieses Jahres waren insgesamt 9989 zulassungs­pflichtige Fahrzeuge, darunter auch Anhänger, Traktoren und Lastwagen, mit KRU- und 114169 mit GZ-Kennzeiche­n im Kreis angemeldet. Somit sind acht Prozent aller Fahrzeuge mit KRU-Nummernsch­ild unterwegs. Außerdem fahren knapp 1500 Weitere mit einem der Kennzeiche­n, sind jedoch in einem anderen Landkreis gemeldet worden, was seit 2015 möglich ist.

Wetzel zufolge ist das KRUKennzei­chen im Vergleich zu anderen Kreisen durchschni­ttlich gut angenommen worden. Das Kennzeiche­n FÜS sei zum Beispiel beliebt, weil Füssen einen außerorden­tlich guten Ruf habe. Es stehe für Berge und Idylle, während OAL und MOD, die Kennzeiche­n für Oberallgäu und Marktoberd­orf im gleichen Landkreis, mit einem weniger schönen Teil des Kreises assoziiert würden. Das Wertinger Kennzeiche­n WER hingegen „hat es schwer, weil der ursprüngli­che Altlandkre­is und die Stadt selbst eher klein waren“.

Landrat Hubert Hafner hat eine „zwiegespal­tene Meinung“zu den Nummernsch­ildern, sagt er. Auf der einen Seite schafften sie mehr Auswahl für die Bürger, was er grundsätzl­ich begrüße. Auf der anderen Seite tragen die unterschie­dlichen Kennzeiche­n „nicht dazu bei, dass der Landkreis mehr zusammenwä­chst“, gibt er zu bedenken. Geschadet hätten sie aber auch nicht, stellt er auf Nachfrage klar. Insgesamt seien die Zusammenar­beit und der Zusammenha­lt im Kreis gut – auch wenn einige wenige „die Gebietsref­orm noch nicht ganz überwunden“hätten. Seiner Auffassung nach werde niemand benachteil­igt. „Manchmal bekommen manche sogar etwas, gerade weil sie sich benachteil­igt fühlen.“Wo die Zusammenar­beit im Kreis noch besser werden könnte? Er wünscht sich, Kommunen ähnlich schnell auf Bitten des Landratsam­tes reagierten, wie es die Behörde bei Anfragen von Kommunen tue.

Hubert Fischer, Krumbachs Bürgermeis­ter, freut sich über die gute Resonanz auf das KRU-Kennzeiche­n – im Mai wurden die 10 000 geknackt. „Es stärkt die lokale Identität.“Als spaltend nehme er es absolut nicht wahr. Die Zusammenar­beit im Kreis funktionie­re, auch wenn es bei einzelnen Themen unterschie­dliche Meinungen gebe. Eine Bevorzugun­g oder Benachteil­igung sieht er insgesamt nicht: „Wenn man alle Themen nivelliert, ist es schon einigermaß­en ausgeglich­en.“Er verweist auf den Landkreis Neu-Ulm, der wohl gespalten wird, und sagt, er wohle „nicht zurück zur Kleinstaat­erei.“Im Gegenteil, als Bürgermeis­ter Krumbachs und Kreisrat versuche er, über Kreisgrenz­en weg mit anderen Kreisen zusammenzu­arbeiten, etwa beim Verkehr. „

„GZ – OO7“: Dem Kennzeiche­n nach ist Matthias Kiermasz der James Bond unter den Bürgermeis­tern. Ein Privatauto hat er zusätzdass lich mit Krumbacher Kennzeiche­n und der gleichen Zeichenkom­bination ausgestatt­et, „damit niemand anderes mit dieser Kombinatio­n fährt“. Dass er als Kammeltale­r Rathausche­f eine Gemeinde führt, die früher teils zum Kreis Krumbach, teils zum Günzburger gehörte, sei kein Grund für ihn gewesen, beide Kennzeiche­n zu nutzen.

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig sieht das KRUKennzei­chen als „schöne Möglichkei­t, etwas Lokalpatri­otismus auszuleben“, ohne dass dieser spaltend sei. Heimat sei sehr vielfältig. Für ihn sei sie „mein Vaterland, Bayern, der Landkreis und meine Heimatstad­t“. Er sehe sich als Landkreisb­ürger. Die Zusammenar­beit der Kommunen sei gut. Jauernig verweist außerdem auf die gemeinsame Sparkasse. In der Kreispolit­ik spüre man beim „ein oder anderen noch alte Wunden“. Landrat Hafner habe aber es in den vergangene­n Jahren gut verstanden, wie er „ausgleiche­nde Politik“machen kann. „Ich muss ihm ein ehrliches Kompliment machen.“

„Das Kennzeiche­n trägt nicht dazu bei, dass der Kreis mehr zusammen wächst.“Landrat Hubert Hafner

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Grafiken: Christian Beinhofer Die Karte zeigt, wie viel Prozent der Fahrzeuge in einer Kommune mit dem KRU und dem GZ Kennzeiche­n fahren. Im nördlichen Landkreis ist es kaum vertreten. Die Ge meinde Kammeltal fiel früher in beide Altlandkre­ise. Dort findet das Nummernsch­ild etwas...
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