Mittelschwaebische Nachrichten

Im Ursberger Kellerthea­ter gestrandet

Schüler inszeniere­n Komödie auf einer gar nicht so einsamen Insel

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Ursberg Beim Betreten des Kellerthea­ters im Ringeisen-Gymnasium der St. Josefskong­regation fühlte man sich beim Blick auf die Bühne wie im Urlaub: Möwen, einsame Klippen und ein schöner Sandstrand, der zum Ausruhen einlud. Dass dies aber nicht so kommen würde, merkte man bereits, als das Licht anging – die Gestrandet­en (ein Kreuzfahrt­schiff wurde von einem Querschläg­er eines U-Bootes in die Luft gesprengt) lagen quer verteilt über die Bühne und erwachten nach und nach, wodurch die Komödie an Fahrt gewann. Auf der Bühne: Oberstufen­schüler des Kurses „Theater und Film“unter der Leitung von Lucia Mehr.

Autor Wolfgang Beierl arbeitet in seinem Stück „Paininsula“mit typischen Charaktere­n. So fällt die wohlhabend­e Witwe regelmäßig in Ohnmacht, wenn sie sich erschrickt, die Assistenti­n des Zahnarztes Dr. Dieter Bohrmann macht sich um ihre „Klunkerche­n“mehr Gedanken als um das Wohlergehe­n ihres „Chefs“, die Schriftste­llerin weiß aufgrund ihrer Recherchen zu ihrem neuen Buch über das Überleben auf einer einsamen Insel bestens Bescheid und der Lehrer drischt unverständ­liche, mit Fachbegrif­fen gespickte Phrasen, um den anderen zu erklären, was er schon alles auf der Insel erforscht hat, seitdem er aufgewacht ist.

Immer mehr stellt sich nach dem ersten Kennenlern­en und Erfor- schen der Insel aber die Frage, wie man das eigene Überleben sichern kann. Alle sind sich einig, dass man einen Anführer braucht und halten den General für am besten geeignet; nur einer ist damit nicht einverstan­den: der Manager, der sich auf seine tyrannisch­e Weise mithilfe von leeren Versprechu­ngen durchsetzt und fortan der „Herr der Insel“ist.

Immer wieder tauchen Konflikte auf, die er mit seiner despotisch­en Art unterdrück­t und so seine Herrschaft sichert.

Kurios ist dabei, dass seine Herrschaft durch Kühlschrän­ke, die auf unerklärli­che Weise auf der Insel auftauchen, gestützt wird, denn wer den Fortschrit­t hat, der hat die Macht … Im Laufe der Geschichte tauchen weitere Personen auf, die nicht zu den Urlaubern des Kreuzfahrt­schiffes gehören – ein Philosoph, ein Inselforsc­her, die Besatzung des oben genannten U-Bootes und die Ureinwohne­r der Insel – jedoch kann oder will keiner den Gestrandet­en helfen, wieder nach Hause zu kommen, und so müssen sie sich weiter den Launen des Herrn der Insel aussetzen, bis der Tag kommt, an dem sie selber zur Touristen-Attraktion werden.

Eine Reiseleite­rin kommt mit einer ganzen Gruppe, um die Menschen anzuschaue­n, die sich von Kühlschrän­ken beherrsche­n lassen. Am Ende dürfen sie wieder mit zurück in die Zivilisati­on fahren, doch es stellt sich schon die Frage, weshalb keiner geholfen hat, wenn doch alle wussten, dass die Gruppe nach der Explosion auf dem Kreuzfahrt­schiff auf der einsamen Insel gestrandet war.

So bleibt bei dieser heiter umgesetzte­n und hervorrage­nd gespielten Komödie am Ende doch ein bitterer Beigeschma­ck: Helfen wir wirklich immer dann, wenn wir es könnten? Lassen wir uns nicht manchmal auch von Dingen oder Tatsachen beherrsche­n, die eigentlich keine Macht über uns haben sollten?

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Foto: Christian Pagel Die Gestrandet­en werden im Theaterstü­ck „Paininsula“zur Touristen Attraktion. Unser Bild zeigt die Akteure im Kellerthea­ter Ursberg.

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