Mittelschwaebische Nachrichten
„Das kann er nicht machen“
Hoeneß rüffelt Wagner
München Bayern-Stürmer Sandro Wagner hat sich nach dem verlorenen Pokal-Finale den nächsten Rüffel von Vereinspräsident Uli Hoeneß abgeholt. Bei der Abschlussfeier des Rekordmeisters hatte Wagner von einer „Scheiß-Woche“für sich gesprochen und damit auf die verpasste WM-Nominierung sowie die Pokal-Niederlage gegen Frankfurt (1:3) verwiesen. „Wenn er das gemacht hat, dann geht das nicht“, sagte Hoeneß dem Kicker und wurde deutlich: „Das kann er bei Bayern München nicht machen. Das war schon der zweite Fall in kürzester Zeit.“Dem Bayern-Patron war bereits die Reaktion Wagners missfallen, als dieser von Bundestrainer Joachim Löw nicht in den erweiterten Kader für die WM berufen worden war. Der 30-Jährige hatte daraufhin den Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet und dem Trainerteam indirekt vorgeworfen, nicht ehrlich zu sein. Hoeneß war davon „überrascht, so böse hätte er jetzt nicht unbedingt reagieren müssen“, sagte er bei Sky. Nach der Pokal-Enttäuschung soll Wagner seine Medaille weggeben haben. „Ich habe es nicht gesehen: Wenn das so gewesen ist, ist das auch nicht richtig“, sagte Hoeneß. Wagner war im Winter von Hoffenheim zu den Bayern gekommen und hat einen Vertrag bis 2020.
Während die Mannschaft in den USA weilte, lüftete der Verein das Geheimnis, das längst keines mehr war: Borussia Dortmund setzt beim geplanten Neuaufbau auf Lucien Favre als neuen Trainer. Wie der Fußball-Bundesligist bekannt gab, einigten sich beide Seiten auf eine Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2020. Der 60 Jahre alte Schweizer tritt damit die Nachfolge des erst im vergangenen Dezember engagierten Peter Stöger an, der unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel bei 1899 Hoffenheim vor zehn Tagen das Ende seiner nur kurzen Amtszeit verkündet hatte. Favre hatte noch bis vergangenes Wochenende mit OGC Nizza im LigaBetrieb gestanden, dass er den BVB übernehmen würde, war aber schon längst durchgedrungen.
Stöger weilte mit dem Team noch zu einem letzten Freundschaftsspiel in Los Angeles, danach gehen die Spieler in Urlaub oder zur WM. Favre wird erst im Juli in Dortmund offiziell vorgestellt. Am Dienstag gab der Verein seine Verpflichtung in einer kurzen Mitteilung bekannt. Sie sei „ein wichtiger Teil unseres sportlichen Neustarts in diesem Sommer“, ließ Manager Michael Zorc verlauten.
Favre stand bereits im vergangenen Sommer kurz vor einer Einigung mit dem Revierklub. Doch der damalige Wechsel scheiterte am Veto seines Arbeitgebers aus Nizza. Deshalb entschied sich der BVB für den Niederländer Peter Bosz, dessen Amtszeit bereits nach dem 15. Spieltag endete. Diesmal hatte die OGC-Führung wegen einer Ausstiegsklausel offenbar keine Handhabe. Dem Vernehmen nach wird für Favre eine Ablöse von drei Millionen Euro fällig. Der BVB soll sich auch für Julian Nagelsmann interessiert haben. Doch eine Ausstiegsklausel mit 1899 Hoffenheim erlaubt dem 30-Jährigen einen Wechsel erst nach der kommenden Saison. Favres Vertragsdauer geht aber nun über 2019 hinaus. Das Votum für Favre war auch eine Entscheidung gegen Stöger. Der Österreicher hatte den BVB am 10. Dezember 2017 als Tabellen-8. übernommen und noch in die Champions League geführt. Doch die Borussia konnte unter seiner Regie spielerisch nur selten überzeugen.
Derweil erklärte Kapitän Marcel Schmelzer, der unter Stöger zuletzt teilweise gar nicht mehr zum Kader zählte, aus den USA seinen Rücktritt. Favorit auf die Nachfolge ist Marco Reus.
Nicht nur auf der Trainerposition wagt der BVB einen Umbruch. Neben Favre sollen Matthias Sammer als externer Berater und Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzspielerabteilung mit Beginn der neuen Saison für frische Impulse sorgen. Zudem steht der Kader vor einem umfassenden Umbau. Gesucht werden vor allem erfahrene und führungsstarke Profis. Die leidigen Erfahrungen in dieser Saison lehrten, dass es der mit zahlreichen Talenten bestückten Mannschaft genau daran mangelt. Als einziger Neuzugang steht bisher Favres Landsmann Marwin Hitz vom FC Augsburg fest, der hinter seinem Nationalmannschafts-Kollegen Roman Bürki die Nummer zwei im Tor des BVB werden soll.