Mittelschwaebische Nachrichten
Radelnder Senior stirbt auf der Fahrt
Landkreis Haunsheim, eine kleine Gemeinde im Landkreis Dillingen. „Wer hier stirbt, bekommt das nächste Grab“, erklärt Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Und in der Tat gibt es am Friedhof in Haunsheim keine Familiengräber, sondern nach der Reihe belegte Einzelgräber: gleich gestaltet mit einheitlichen, handbemalten Kreuzen. „Und wenn man Pech hat“, sagt Fischer mit einem Augenzwinkern, „liegt man bis in alle Ewigkeiten neben seinem Erzfeind“. Was für viele eine gruselige Vorstellung ist, soll in Haunsheim die Gleichheit im Tod symbolisieren. „Und bis jetzt“, lacht Bürgermeister Fischer, hätte sich „noch niemand beschwert“.
Ichenhausen und Günzburg wählen einen ganz anderen Weg. Hier kann zu Lebzeiten das Wunschgrab gesichert werden. In Ichenhausen komme bereits im Vorfeld eine Verschlussplatte mit Familienname an die ausgesuchte Urnenstele, erklärt die Ichenhauser Hauptamtsleiterin Katja Müller. Zu Lebzeiten reservierte Erdgräber werden mit einer Einfassung versehen. Und schon vor der Bestattung muss das Grab gepflegt werden. „Eine Frau kam zu uns, sie hatte es wirklich eilig. Denn wenn der Nächste stirbt, wäre ihre bevorzugte Urnenstele weg“, erinnert sich die Hauptamtsleiterin. Inmitten von Familie und Freunden wollte sie für sich unbedingt die nächste Urnenstele reservieren.
„Vorbild unserer Entscheidung für ein Wunschgrab war der Friedhof in Burtenbach mit der gleichen Regelung. Und immer wieder bekommen wir neue Anfragen für ein Wunschgrab“, beteuert sie.
Auch in Günzburg gibt es die Möglichkeit, sein Wunschgrab bereits auf Lebzeiten zu sichern, erklärt Pressesprecherin Julia Ehrlich. Nach Ablauf der Liegezeit könne das Grab auf fünf Jahre reserviert werden. Nur fünf Jahre? „Ja“, sagt Ehrlich. „Die meisten Menschen, die sich ihr Grab sichern, wissen, dass ihre Zeit nicht mehr lange ist“. Doch trete in der vorgeschriebenen Zeit kein Todesfall ein, könne laut Ehrlich die Reservierung verlängert werden. Und Anfragen für Wunsch- gebe es auch für den Friedhof in Günzburg viele. „Beliebt sind vor allem die Minensäulen bei den Urnengräbern“, berichtet Ehrlich. Fünf bis zehn Reservierungen würde es jährlich geben. Doch wann sollte man anfangen, sich Gedanken über seine Grabstätte zu machen? Mit 40? Mit 30? „Kein Mensch möchte sterben. Und ich selbst würde mir jetzt noch kein Grab aussuchen wollen“, sagt Thannhausens Bürgermeister Georg Schwarz.
In Thannhausen gäbe es laut Schwarz schon lange die Möglichkeit, Gräber, deren Liegezeit ausgelaufen sei, zu kaufen. Doch „zu Lebzeiten ist noch nie jemand gekommen und hat sein Grab ausgesucht“, erklärt Schwarz. Wegen den unschönen Lücken im Friedhof hätte die Stadt Thannhausen letztes Jahr begonnen, große Urnengräber zu errichten, berichtet Schwarz. Das große Urnengrab wird in bis zu sechs kleine Gräber unterteilt. Jedes einzelne Grab ist bis zu einem Meter breit. Inklusive einer Grabplatte und der Möglichkeit zur Bepflanzung. „Doch wenn heute jemand kommen würde und sagen würde: Herr Schwarz, dieses Grab steht schon seit längerer Zeit leer. Ich möchte es haben, dann würde ich es nicht verweigern.“Unter einer Bedingung, betont Schwarz: Die Liegefrist von bis zu 20 Jahren müsste abgelaufen sein. Denn „für die spätere Grabnutzung kommt es auf die Bodenbeschaffenheit an.“
Neue Möglichkeiten der Bestattung
„Vorsorge ist gut, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen“, betont Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer. Deswegen könne in Krumbach nicht bereits zu Lebzeiten ein Wunschgrab erworben werden. „Ich denke nicht, dass es die Leute glücklich macht, wenn sie sich jetzt schon Gedanken über ihre Grabstätte machen. Denn wer weiß, welche Möglichkeiten es für die Beisetzung in ein paar Jahren geben wird.“
Fischer weiter: „Wenn man sich jetzt ein Grab kauft, könnte es sein, dass man sich zum Todestag eine andere Beisetzung wünscht.“Außerdem ist sich Fischer sicher, dass mit dem vorsorglich gekauften Wunschgrab deutlich mehr Problegräber me und Kosten aufkommen als gedacht. „Die Bepflanzung zu Schließung von Friedhofslücken – das hört sich erst einmal gut an“, sagt Fischer. Doch mit einem vorsorglich gekauften Grab würden ein enormer Mehraufwand und immense Kosten anfallen. „Und das womöglich schon lange vor der Bestattung.“
Zum einen spricht Fischer die Mehrkosten für die Grabbesitzer wegen der Liegefristen an. „Auch wenn noch kein Leichnam im Grab sei, beginnt beim Kauf des Wunschgrabes die Liegezeit von 20 Jahren zu laufen.“Sterbe man erst etliche Jahre nach dem Kauf, dann müssten die Angehörigen bereits nach kurzer Zeit erneut für die Grabstätte bezahlen. Auch müsste mit einer Wunschgrab-Regelung die Größe des Friedhofes erweitert werden. Es bestehe die Gefahr neuer Lücken im Friedhof.
„Ich selbst habe keine Präferenz, wo ich später einmal liegen möchte. Und ganz bestimmt nicht muss ich vorne am Eingang sein, dass jeder an mir vorbeiläuft“, so Thannhausens Bürgermeister Schwarz. Ein 82 Jahre alter Radfahrer war am Samstagnachmittag mit seinem E-Bike in Rettenbach unterwegs. Als er die Silbermannstraße befuhr, fiel er nach Darstellung der Polizei plötzlich vom Fahrrad und blieb regungslos auf der Straße liegen. Zwei hinzukommende Verkehrsteilnehmer begannen sofort mit den Reanimationsmaßnahmen und führten diese bis zum Eintreffen des Notarztes vorbildlich durch. Trotz aller Bemühungen starb der Radfahrer noch an der Unfallstelle. Nach ersten Ermittlungen ist der Mann nicht infolge des Sturzes ums Leben gekommen. Die Polizei gab „gesundheitliche Gründe“an, die zum Tod des 82-Jährigen geführt hätten.