Mittelschwaebische Nachrichten
Unfallflucht als Kavaliersdelikt?
Die Zahl der Fälle ist seit Jahren hoch. Was die Verursacher vermutlich nicht bedenken
Günzburg In den vergangenen Tagen wurden im Bereich der Polizeiinspektionen Günzburg und Krumbach allein vier Verkehrunfallfluchten bekannt. „Es war in den letzten Monaten und Jahren eine ständig hohe Zahl“, sagt Stefan Müller, der Günzburger Inspektionsleiter am Telefon. Wenig später liefert er Zahlen für die Region in und um Günzburg nach. Noch im Jahr 2011 seien es weniger als 200 Fälle gewesen. Ein massiver Anstieg von über 100 Delikten habe die Günzburger Polizei dann vom Jahr 2012 auf 2013 verzeichnet. Damals sei bei 365 Verkehrsunfallfluchten ermittelt worden.
Warum stehen die Autofahrer nicht zu ihrem angerichteten Schaden? Da kann Müller nur mutmaßen: „Vielleicht wollen sie nicht, dass sie danach eine höhere Versicherungsprämie zahlen müssen.“Dass ein Anstoß nicht bemerkt worden sei (die häufigste Begründung von Schadensverursachern) kann der Polizeichef manchmal nachvollziehen. Häufiger aber sei das vermutlich nur eine Ausrede. Vielleicht scheint ja auch die Aussicht, nicht erwischt zu werden, verlockend? Doch das stimmt so nicht. Die Spurensuche ist zwar aufwendig, sagt Müller. Doch die Ermittlungserfolge liegen immerhin um die 40 Prozent. Wohnungseinbrüche werden deutlich weniger aufgeklärt. Das unerlaubte Entfernen vom Unfallort ist im Übrigen eine Straftat, die von der Polizei wegen ihres gemeinschädlichen Charakters als Offizialdelikt verfolgt wird. Den Strafrahmen regelt Paragraf 142 des Strafgesetzbuches, der von Geld- bis zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren reicht.
Das sind die aktuellen Fälle von Verkehrsunfallfluchten im Landkreis Günzburg: ● Günzburg Am Abend des vergangenen Freitags bog der Fahrer eines Pkw aus der Ausfahrt der A8 nach links auf die B16 in Fahrtrichtung Ichenhausen ab. Dabei kam es zu einem leichten Streifzusammenstoß mit einem auf der Bundesstraße herannahenden Wagen, der von einer 49-Jährigen gefahren wurde. Derzeit ist unklar, für welchen der beiden Fahrer die dortige Ampel „Rot“zeigte. Klar ist aber: Der auf die B 16 einbiegende Autofahrer setzte seine Fahrt nach dem Zusammenstoß ohne anzuhalten fort und entfernte sich unerlaubt von der Unfallstelle. Im Zuge der unverzüglich eingeleiteten Ermittlungen konnte ein 32-Jähriger aus dem Landkreis Günzburg als verantwortlicher Fahrer festgestellt werden. Der entstandene Sachschaden beläuft sich auf mehrere hundert Euro. ● Günzburg Am vergangenen Freitag oder Samstag wurde, wie die Polizei gestern mitteilte, in der Ulmer Straße auf dem Parkplatz eines Mehrfamilienhauses ein dort geparkter weißer BMW (3er Reihe) angefahren und beschädigt. Der Schaden beläuft sich auf mehrere hundert Euro. ● Günzburg Auf dem Busparkplatz des Legolandes parkte am vergangenen Pfingstsonntag gegen 14 Uhr ein 56-Jähriger seinen Wagen in einem Grünstreifen. Als der Mann gegen 20.15 Uhr zu seinem Auto zurückkehrte, stellte er fest, dass es angefahren und beschädigt worden war. Der Verursacher hatte sich unerlaubt von der Unfallstelle entfernt. Ein bislang unbekannter Zeuge beobachtete den Unfall und hinterließ am Fahrzeug des 56-Jährigen eine Nachricht mit seinen Beobachtungen. Deswegen sind auch weiterführende Ermittlungen zur Feststellung des Unfallverursachers möglich. Am beschädigten Auto entstand nach Angaben der Polizei ein Schaden von ungefähr 1500 Euro. ● Rettenbach Ein 34-Jähriger stellte am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr sein Auto auf dem Parkplatz am Silbersee ab. Als er später zum Fahrzeug zurückkam, bemerkte der Mann einen Schaden an der Stoßstange rechts hinten. Das Fahrzeug wurde laut Polizei scheinbar von einem anderen Pkw angefahren, der Fahrer kümmerte sich nicht um den Schaden in Höhe von circa 2000 Euro und fuhr weiter.
Zeugen Wer bei Rettenbach den Un fall beobachten konnte, soll sich bitte unter Telefon 08222/96900 bei der Poli zei Burgau melden. Bei den in Günz burg spielenden Fällen ist die Polizei in Günzburg für Zeugenhinweise dankbar (Telefon 08221/919 0).