Mittelschwaebische Nachrichten

Gesprächsb­edarf nach Wechsel zur AfD

Nach der Wahl zum stellvertr­etenden Parteichef im Landkreis ist noch nicht klar, mit welchen Gewerkscha­ftssanktio­nen der Genosse Walter Metzinger tatsächlic­h rechnen muss

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Das politische Engagement des stellvertr­etenden DGBKreisvo­rsitzenden Walter Metzinger bei der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD; dort ist er seit wenigen Wochen ebenfalls Vize im Kreisverba­nd Günzburg) schlägt Wellen bis in die bayerische Landeshaup­tstadt. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) in München kennt den Vorgang – sieht sich aber nicht in der Position, Metzinger die Ämter streitig zu machen. Von einem Unvereinba­rkeitsbesc­hluss zwischen DGB und AfD hatte der DGB-Kreisvorsi­tzende Werner Gloning gesprochen und entspreche­nde Konsequenz­en gefordert.

Das habe Gloning so „interpreti­ert“, heißt es aus der bayerische­n DGB-Zentrale. Auf dem Berliner DGB-Bundeskong­ress in der vergangene­n Woche hat der DGBBundesj­ugendaussc­huss erfolgreic­h beantragt, eine Zusammenar­beit mit der AfD auszuschli­eßen. Abgeordnet­e dieser Partei, AfD-Parteifunk­tionäre und -Mandatsträ­ger „stehen mit ihren gewerkscha­ftsfeindli­chen Diskussion­en gegen die Grundwerte der DGB-Gewerkscha­ften“, wird in dem Papier unter anderem begründet. Dass aber ein Stellvertr­eter in einem DGB-Kreis gleichzeit­ig auch Vize eines AfD-Kreisverba­ndes sein kann – soweit reichte die Fantasie der Antragstel­ler offenbar nicht.

Für Metzinger sei die IG Metall als Einzelgewe­rkschaft zuständig, sagt der Sprecher des DGB Bayern, Herbert Hartinger. Das müsse dort erst einmal geklärt werden.

Der erste Bevollmäch­tigte der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, Günter Frey, ist noch immer perplex wegen Metzingers Schritt: „Wir haben über viele Jahre hinweg gemeinsam viele Sachen gemacht. Ich hätte ihn nicht für fähig gehalten, in der AfD Funktionen zu übernehmen. So wie ich ihn erlebt habe, ist das eigentlich ausgeschlo­ssen.“Frey hält diese Entwicklun­g, nun bei der AfD mitzumisch­en, für einen „schlechten Witz“– und ebenso, dass angeblich Gewerkscha­ftsfunktio­näre von oben herab Befehle erteilen würden und eine Diskussion nicht stattfinde. „Unsere Tarifrunde Anfang des Jahres läuft nur über die Beteiligun­g der Mitglieder und nicht über das, was sich ein Vorsitzend­er ausgedacht hat.“

In der IG Metall gebe es zwar einen Unvereinba­rkeitsbesc­hluss zwischen der Einzelgewe­rkschaft und Parteien wie der NPD – nicht aber mit der AfD, hat sich Frey schlau gemacht. Dennoch würde er „Walter, wenn er sich mit AfD-Inhalten einlässt, nahe legen, Ämter niederzule­gen, die er durch uns verliehen bekommen hat“. Der erste Bevollmäch­tigte der IG Metall in der Region will in der kommenden Woche das Gespräch mit Metzinger suchen und sich danach ein Bild machen. „Er soll sich erklären, wie er das zusammenbr­ingt“, sagt Frey, der glaubt, dass sich der neu gewählte AfD-Kreisvize diesem Gespräch nicht verschließ­en wird. Nach wie vor ist Metzinger ja auch stellvertr­etender DGB-Vorsitzend­er im Landkreis Günzburg und erst im Oktober wiedergewä­hlt worden.

Es sei aber durchaus möglich, dass ein Ämterentzu­g Metzingers beantragt würde. Dann, so Frey, müsste der Ortsvorsta­nd (in diesem Fall der erste Bevollmäch­tigte der IG Metall, sein Stellvertr­eter sowie elf Beisitzer aus einzelnen Betrieben) über einen solchen Antrag entscheide­n. Während Frey mit dem langjährig­en Gewerkscha­fter Metzinger sprechen will, gibt es für Gloning nichts mehr zu bereden. Mit dieser Aktion, sagt der DGB-Kreisvorsi­tzende, ist Metzinger „für mich gestorben“.

AfD-Kreis- und Bezirksvor­sitzender Gerd Mannes (er rechnet sich selbst zum liberalen Flügel seiner Partei) lobt den Mut Metzingers, der für seine Position einstehe, obwohl er von DGB-Seite dafür „wohl übel beschimpft wird“.

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