Mittelschwaebische Nachrichten

Die Schöpfung preist den Schöpfer

Himmelsau, licht und blau – ein Lied für Fronleichn­am

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Krumbach Wer den Text des Liedes „Himmelsau, licht und blau“sucht, der wird im „Gotteslob“von 2012 vergeblich suchen. Hat es das Lied noch 1975 in den Augsburger Diözesanan­hang geschafft, so blieb es beim neuen „Gotteslob“auf der Strecke. Da muss man schon nach dem von Pater Walter Huber, einem Mitglied der Petrusbrud­erschaft, herausgege­benen Gebet- und Gesangbuch „Laudate Patrem“greifen, das sich um die Erhaltung alter Lieder verdient gemacht hat. Aber auch das Evangelisc­he Gesangbuch von 1976 enthält das Lied mit einer Textänderu­ng, die nicht überrascht. Endet jede Strophe des Liedes in der katholisch­en Fassung mit den Worten „Ohne Zahl, so viel mal sei gelobt das Sakrament“, lautet diese Zeile im Evangelisc­hen Gesangbuch „Ohne Zahl, so viel mal soll mein Gott gelobet sein“.

Erstmals im Druck erschienen ist das Lied 1767 im nordböhmis­chen Brüx. In den Quellenang­aben heißt es meistens, es sei in Brixen erschienen. Das Evangelisc­he Gesangbuch beheimatet es in Dresden. Für Dresden wurde es auch gedruckt und zwar für das Josephinen­stift, in dem arme Mädchen ein Unterkomme­n fanden. Das Andachtsbu­ch trägt den Titel „Heil- und HülfsMitte­l zum thätigen Christentu­m“. Als das Lied in eine 1833 erschienen­e Liedsammlu­ng „Deutsche katholisch­e Gesänge aus älterer Zeit“aufgenomme­n wurde, fand es weite Verbreitun­g. Es gab allerdings verschiede­ne Melodien für den Text und da unterschei­det sich auch heute die katholisch­e Singweise von der evangelisc­hen.

In der Diözese Augsburg hat das Lied 1859 Eingang in das „Laudate“gefunden. Wegen seines schlichten Textes und der eingängige­n Melodie, die als Volksweise firmiert, wurde es immer gerne gesungen. Schon in frühesten Ausgaben findet man es unter „Beym feyerliche­n Umgang“als ein Lied zur Fronleichn­amsprozess­ion, dessen Melodie auch von der Blasmusik gespielt werden kann. Der Text lässt sich leicht merken. Zunächst blickt man auf den Himmel und die unendliche Zahl der Sterne, dann schaut man auf die Erde und es heißt: „Gottes Welt wohlbestel­lt, wie viel zählst du Stäublein?“Der Blick geht hin zum Sommerfeld „Wieviel zählst du Gräslein?“, zum Wald „Wieviel zählst du Zweiglein?“, zum Meer „Wieviel zählst du Tröpflein?“, und der Sonnensche­in „Wieviel zählst du Fünklein?“Das Lied schließt mit der Ewigkeit „Wieviel zählst du Stündlein?“, und jede der sieben Strophen endet mit dem Lobpreis „Ohne Zahl, soviel mal sei gelobt das Sakrament“.

Auch wenn es jetzt nicht mehr im „Gotteslob“steht, sollte man es immer wieder singen. Man wird feststelle­n, dass gerade Kinder dieses Lied gerne singen. Im Evangelisc­hen Gesangbuch erscheint es unter der Überschrif­t „Natur und Jahreszeit“. So hat es auch in die Sammlung „Was singet und klinget - Lieder der Jugend“, das 1926 erschienen ist, Aufnahme gefunden. Es wurde dort der Rubrik „Natur und Wandern“zugeordnet. Interessan­terweise hat es in dieser Sammlung den ursprüngli­chen Refrain behalten: „Ohne Zahl, soviel mal sei gelobt das Sakrament.“Das lässt auf einen katholisch­en Herausgebe­r schließen. Aber schon Mitte des 19. Jahrhunder­ts nahm man es mit einem geänderten Refrain in evangelisc­he Gesangbüch­er auf, so in die 1860 in Basel erschienen „Harfenklän­ge“. Das Lied, so schlicht es ist, hat durchaus HIT-Qualitäten, aber das sehen die Herausgebe­r des „Gotteslobe­s“von 2012 gewiss anders.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt eine Fronleichn­amsprozess­ion in Balzhausen.

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