Mittelschwaebische Nachrichten

Der Staat muss Daten schützen

- VON PHILIPP WEHRMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Zeitgleich sind gestern die europäisch­e Datenschut­zverordnun­g und das novelliert­e bayerische Polizeiauf­gabengeset­z geltendes Recht geworden. Das Verfahren am Günzburger Amtsgerich­t am Donnerstag, bei dem sich eine Polizeiang­estellte wegen des unrechtmäß­igen Auslesens persönlich­er Daten verantwort­en musste, war diesbezügl­ich fast eine Punktlandu­ng. Zwar stufte das Gericht ihr Verhalten nur als Ordnungswi­drigkeit ein, dennoch wurde ein tieferlieg­ender Konflikt deutlich: Es ist notwendig, Daten über Kriminelle zu speichern. Gleichzeit­ig müssen diese Daten so geschützt werden, dass sie nur abgerufen werden, wenn dies für Ermittlung­en notwendig ist – und erst recht dürfen die Informatio­nen nicht nach außen dringen.

Nach Auskunft ihres Chefs benötigt die Angestellt­e nur in Ausnahmen Zugriff auf die Datenbank, beispielsw­eise, wenn sie auf einer Tonbandauf­nahme einen Namen nicht richtig versteht. Ob dies rechtferti­gt, dass sie Zugriff auf das gesamte Wissen der Polizei über Bürger hat, muss hinterfrag­t werden. Noch zweifelhaf­ter ist das Verhalten mancher Polizisten, sofern die Beschreibu­ngen des Strafverte­idigers stimmen, ihre Zugangsken­nung am Schreibtis­ch liegen zu lassen. Seine Mandantin konnte er mit dieser Schilderun­g juristisch nicht entlasten – mutmaßlich wollte er darauf aufmerksam machen, dass es mit der Sorgfalt im Umgang mit persönlich­en Daten in der Dienststel­le nicht weit her ist.

Fehler oder vorsätzlic­he Gesetzvers­töße einzelner Mitarbeite­r müssen auch in Sicherheit­sbehörden einkalkuli­ert werden, denn auch dort gibt es sie. Es ist davon auszugehen, dass die Polizei mit ihren erweiterte­n Befugnisse­n künftig mehr und womöglich sensiblere Daten erfassen wird. In vielen Fällen ist das notwendig, um mit neuen Arten von Kriminalit­ät Schritt zu halten. Klar muss aber auch sein: Je privater die Daten, desto höher muss ihr Schutz sein. Dafür muss die Politik Sorge tragen – zuallerers­t in eigenen Behörden. In diesem Fall wäre das möglich gewesen, wäre die Tür zur Datenbank der bayerische­n Polizei nicht unnötigerw­eise sperrangel­weit offen gestanden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany