Mittelschwaebische Nachrichten

Was Stalking Opfer tun können und wo sie Hilfe finden

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Je früher etwas zum Schutz der Opfer getan wird, umso eher wird der Stal ker seine Nachstellu­ngen und Bedro hungen einstellen, heißt es von der Opferschut­zorganisat­ion Weißer Ring. Diese gibt folgende Tipps:

● Teilen Sie dem Stalker klar und deut lich mit, dass Sie keinen Kontakt mit ihm wünschen.

● Bleiben Sie selbst auch konsequent, lassen Sie sich auf keine Telefonate oder Treffen ein.

● Reden Sie mit der Polizei über

Sie hat erkannt, dass er gut manipulier­en kann. Doch anfangs hat sie Mitleid, ein schlechtes Gewissen. Er droht sogar mit Selbstmord.

Heute weiß sie: „Es ist der größte Fehler, auf die Nachrichte­n überhaupt einzugehen.“Allerdings: „Die Schwelle zu erkennen, wann es umkippt, ist schwierig.“Was ist noch Eifersucht, was ist schon Stalking? Das empfindet jeder individuel­l, sagt Adolf Prändl. „Die Grenze, ab wann sich jemand belästigt fühlt, ist unterschie­dlich hoch.“

Stefanie Beck nerven die Anrufe und Nachrichte­n bald so, dass sie die Handynumme­r wechselt. Doch dann bekommt sie E-Mails an den Arbeitspla­tz und noch mehr Zettel am Auto. Und er steckt jeden Tag Briefe in den Briefkaste­n ihrer Wohnung. Er füllt den Briefkaste­n randvoll mit Süßigkeite­n und Gutscheine­n. Von den Nachbarn bleibt das nicht unbemerkt. Und er kontaktier­t auch ihre zwei Kinder – die nicht von ihm sind – und ihre Freunde. Schutzvork­ehrungen, zum Beispiel die Einbruchss­icherheit Ihrer Wohnung.

● Haben Sie keine Angst, sich juristi sche, psychologi­sche oder andere Hilfe zu holen. Gemeinsam sind Sie stärker.

● Gehen Sie nach einem Vorfall zur Polizei. Bestehen Sie darauf, dass ein Protokoll aufgenomme­n wird.

● Prüfen Sie die Möglichkei­t einer An zeige gegen unbekannt, wenn Sie den Stalker nicht kennen. Ist er Ihnen bekannt, beantragen Sie eine Unter

Prändl weiß, dass Stalker sehr raffiniert vorgehen. Er betreut eine Frau, die schon die vierte Handynumme­r hat – der Täter findet sie nach kurzer Zeit immer wieder heraus. „Da steckt eine unheimlich­e kriminelle Energie dahinter“, sagt er. Stefanie Beck hat Opfer kennengele­rnt, die in eine andere Stadt gezogen sind, einen neuen Namen angenommen haben. Für sie kommt das nicht infrage. „Er hat schon genug Einfluss auf mein Leben.“

Irgendwann geht Stefanie Beck doch zur Polizei – eine Überwindun­g. Die vermittelt sie an den Weißen Ring. So lernt sie Adolf Prändl kennen, mit dem sie die weiteren Schritte abstimmt. „Wir beraten nur“, betont er. „Aber vielen hilft es, wenn ihnen jemand zuhört, sie sich ernst genommen fühlen. Bei Angehörige­n ist das oft nicht der Fall.“Die Ehrenamtli­chen begleiten auch zu Anwalt, Polizei, Gericht. Und der Weiße Ring kann finanziell unterstütz­en, zahlt zum Beispiel die anwaltlich­e Erstberatu­ng und zwei lassungsve­rfügung oder ein Belästi gungsverbo­t beim Zivilgeric­ht. (manu)

Kontakt Das bundesweit­e Opfer Te lefon des Weißen Rings ist kostenfrei unter der Nummer 116 006 erreichbar. Der Außenstell­enleiter für Stadt und Landkreis Augsburg, Adolf Prändl, hat die Telefonnum­mer 0151/55164752. Opfer können sich auch an jede Polizei dienststel­le wenden. Bei akuter Be drohung den Notruf 110 wählen.

Gespräche beim Traumather­apeuten.

Alleine etwas gegen den Stalker zu unternehme­n sei schwierig, sagt Prändl. „Es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich Hilfe zu holen.“Bei Straftaten könne man bei der Polizei Anzeige erstatten: bei Sachbeschä­digung, Hausfriede­nsbruch, Körperverl­etzung oder Verleumdun­g zum Beispiel. Vor Gericht können Opfer mithilfe eines Anwalts ein Annäherung­sverbot erwirken. „Das geht recht schnell, und in vielen Fällen hilft es auch.“Wichtig dafür sei, dass die Betroffene­n Tagebuch führen: die Vorfälle stichpunkt­artig dokumentie­ren, Zeugen benennen, Whatsapp-Nachrichte­n und Mails speichern. „Viele sind so frustriert, dass sie alles löschen“, weiß Prändl. „So kann man aber nichts beweisen. Am besten ausdrucken, dann hat man es sicher.“

So macht es auch Stefanie Beck. Sie schreibt Tagebuch. Und sie nimmt sich eine Anwältin und geht zur Polizei. Dort gibt es eine BeaufAdolf

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