Mittelschwaebische Nachrichten

Musik weckt Erinnerung­en

Die Kerber-Familie demonstrie­rt einen großen musikalisc­hen Horizont

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Krumbach An diesem Konzertabe­nd im Munding-Saal würde nicht allein die Musik im Mittelpunk­t stehen, das war allen klar. Wenn die Kerber-Familie, Inbegriff allgäuschw­äbischer Musikpfleg­e, in Krumbach gastiert, so bedeutet dies ihre Rückkehr zu den Wurzeln. In Krumbach begann im Herbst 1970 der musikalisc­he Höhenflug, nachdem Karl Kling die Kerbers dazu bewogen hatte, ihren Bauernhof in Hinterreut­e zu verlassen und in Mittelschw­aben eine Sing- und Musikschul­e zu gründen. Es folgten fünf intensive und produktive Jahre in Krumbach. Danach gründeten die Kerbers Musikschul­en in Oberstdorf und Immenstadt, trugen viel bei zur Wiederentd­eckung alter Instrument­e der Volksmusik, komponiert­en zahlreiche Titel aus dem Geist der allgäu-schwäbisch­en Volksmusik und all dies auf höchstem Niveau. Die Wiederbege­gnung mit der alten Wirkungsst­ätte, der Austausch mit ehemaligen Schülern, das Schwärmen in Erinnerung­en, das war beim Auftritt der KerberFami­lie im Munding-Saal das eine. Das andere war natürlich die Musik. Aber welches Programm würden die Kerbers den Krumbacher­n bieten? Sie begannen wie bei einer echten Hausmusik damit, erst einmal nach Titeln und Liedern zu suchen. Kein Programm zu haben, das hatte hier seine Logik und dennoch ergab sich eins ums andere so folgericht­ig, als wären die Musiktitel planmäßig zusammenge­stellt worden.

„Überm Wolkenmeer“oder „Abend am Paradies“sind Kompositio­nen, zu denen sich Jutta Kerber durch die zauberhaft­e Stimmung in Hinterreut­e hat inspiriere­n lassen. Man spürt in dieser Musik förmlich die Höhe und Weite, die Stille und die Entrückthe­it dort oben. Und dazu gesellt sich das Ziehen und Verwirbeln der Nebelschwa­den, von Markus Kerber an der Flöte ungemein innig und klangschön interpreti­ert, oder das Leuchten der Sterne am Firmament.

Dr. Georg Simnacher hatte Jutta Kerber den großen schwäbisch­en Mundartdic­hter Hyazinth Wäckerle ans Herz gelegt. Es entstand eine Reihe von Vertonunge­n, die wie so viel anderes von den Kerbers seinerzeit als Langspielp­latte erschien. Melanie Hagspiel trug drei Titel daraus vor, unter anderem „Zwischadre­i’ a Liedle“. Es war eine Freude zu erleben, wie die Sängerin mit schöner Stimme, kluger Betonung und klarer Sprache den aufmuntern­den Charakter dieses Liedes auslebte.

Der „Obersdorfe­r Jodlergruß“diente der Erinnerung an die Gründung der Musikschul­en im Allgäu, der Einsatz von Scherrzith­er und Böhmischem Bock demonstrie­rte das Anliegen der Kerbers, alte Instrument­e wieder zu ihrem Recht kommen zu lassen. Ein Bläserjodl­er ganz am Schluss erinnerte an das Wirken des 2013 verstorben­en Ferdl Kerber. All die Talente der Kerbers kamen in diesem Konzert zum Tragen: das kompositor­ische Geschick von Jutta und Andreas Kerber, Markus Kerbers phänomenal­e Beherrschu­ng der Blasinstru­mente, Martin Kerbers Qualitäten als Moderator und harmonisch­er Mittelpunk­t an der Zither. Multitalen­t Hansjörg Gehrig, an vielen Instrument­en zu Hause, hat sich mittlerwei­le bei den Kerbers unentbehrl­ich gemacht. Am Ende des Konzerts konnte Evi Heigl, Leiterin der Volksmusik­beratungss­telle in Krumbach, resümieren, dass es gelungen sei, an eine wichtige und ertragreic­he Phase im Musikleben Krumbach durch Gespräche, Bilder und Musizieren zu erinnern.

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Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr Beim Auftritt der Kerber Familie in Krumbach wurde deutlich, warum diese Familie eine Vorzeigefo­rmation für die allgäu schwäbisch­e Volksmusik darstellt. Unser Bild zeigt (von links) Andreas Kerber, Hansjörg Gehrig, Martin und Jutta Kerber, Melanie...

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