Mittelschwaebische Nachrichten

Der Mensch ist das Problem

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Dass sich die Meldungen über aggressive Hunde in jüngster Zeit häufen, liegt wohl in erster Linie an dem spektakulä­ren Fall von Hannover, der die Aufmerksam­keit für derartige Zwischenfä­lle geschärft hat.

Die Erfahrunge­n der Praktiker zeigen, dass Beißattack­en aggressive­r Hunde im Alltag glückliche­rweise doch eher selten sind. Was vor allem darauf zurückzufü­hren ist, dass die allermeist­en Hundebesit­zer ihre Tiere ordentlich halten und erziehen. Denn genau hier liegt der Knackpunkt.

Selbstvers­tändlich haben auch Hunde ein unterschie­dliches Naturell. Es gibt lebhafte und zurückhalt­endere Charaktere. Schreckhaf­te und in sich ruhende. Ob ein Hund jedoch gefährlich ist, hängt von den äußeren Umständen ab, und für die ist der Mensch verantwort­lich. Vor nicht allzulange­r Zeit war es vor allem auf dem Land noch Usus, sich einen Kettenhund anzuschaff­en, der den Hof vor unliebsame­n Besuchern schützen sollte. Die Tiere wurden darauf trainiert, alles und jeden zu verbellen, der sich dem Hof auch nur entfernt näherte. Das Leben an der Kette mag mit dazu beigetrage­n haben, dass man einem solchen Hund lieber nicht in freier Wildbahn begegnet wäre.

Das Beispiel zeigt, wie Halter den Charakter eines Hundes beeinfluss­en. „Wie der Herr, so’s Gscherr“, sagt man in Schwaben und meint damit, dass sich die Untergeben­en dem Verhalten ihres Leithammel­s anpassen. Das gilt ganz besonders für das Rudeltier Hund. Allerdings muss dann auch ganz klar geregelt sein, wer der Chef ist. Inkonseque­ntes Verhalten und Vernachläs­sigung sorgen dafür, dass Hunde zum Problem werden können. Im Grunde gilt für die Tierhaltun­g das Gleiche wie für die Familiengr­ündung.

Man übernimmt Verantwort­ung für Lebewesen, die ihre ganz eigenen Bedürfniss­e, Eigenschaf­ten und Anliegen haben. Das ist ein Vollzeitjo­b ohne Pause. Auch wenn manche Menschen das so handhaben: Ein Hund ist kein Accessoire, mit dem man bei Bedarf spielt und wenn es langweilig geworden ist, zur Seite legt.

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