Mittelschwaebische Nachrichten
Der Mensch ist das Problem
Dass sich die Meldungen über aggressive Hunde in jüngster Zeit häufen, liegt wohl in erster Linie an dem spektakulären Fall von Hannover, der die Aufmerksamkeit für derartige Zwischenfälle geschärft hat.
Die Erfahrungen der Praktiker zeigen, dass Beißattacken aggressiver Hunde im Alltag glücklicherweise doch eher selten sind. Was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die allermeisten Hundebesitzer ihre Tiere ordentlich halten und erziehen. Denn genau hier liegt der Knackpunkt.
Selbstverständlich haben auch Hunde ein unterschiedliches Naturell. Es gibt lebhafte und zurückhaltendere Charaktere. Schreckhafte und in sich ruhende. Ob ein Hund jedoch gefährlich ist, hängt von den äußeren Umständen ab, und für die ist der Mensch verantwortlich. Vor nicht allzulanger Zeit war es vor allem auf dem Land noch Usus, sich einen Kettenhund anzuschaffen, der den Hof vor unliebsamen Besuchern schützen sollte. Die Tiere wurden darauf trainiert, alles und jeden zu verbellen, der sich dem Hof auch nur entfernt näherte. Das Leben an der Kette mag mit dazu beigetragen haben, dass man einem solchen Hund lieber nicht in freier Wildbahn begegnet wäre.
Das Beispiel zeigt, wie Halter den Charakter eines Hundes beeinflussen. „Wie der Herr, so’s Gscherr“, sagt man in Schwaben und meint damit, dass sich die Untergebenen dem Verhalten ihres Leithammels anpassen. Das gilt ganz besonders für das Rudeltier Hund. Allerdings muss dann auch ganz klar geregelt sein, wer der Chef ist. Inkonsequentes Verhalten und Vernachlässigung sorgen dafür, dass Hunde zum Problem werden können. Im Grunde gilt für die Tierhaltung das Gleiche wie für die Familiengründung.
Man übernimmt Verantwortung für Lebewesen, die ihre ganz eigenen Bedürfnisse, Eigenschaften und Anliegen haben. Das ist ein Vollzeitjob ohne Pause. Auch wenn manche Menschen das so handhaben: Ein Hund ist kein Accessoire, mit dem man bei Bedarf spielt und wenn es langweilig geworden ist, zur Seite legt.