Mittelschwaebische Nachrichten

Der beliebte Neuburger Pfarrer Karl Fritz ist gestorben

Er war 50 Jahre Priester in Edelstette­n, Langenhasl­ach, Neuburg, Wattenweil­er und Billenhaus­en. Am Samstag wird er in Neuburg beerdigt

- VON DIETER JEHLE

Neuburg Tiefe Trauer in Billenhaus­en, Edelstette­n, Langenhasl­ach, Neuburg und Wattenweil­er. Pfarrer Karl Fritz ist tot. Der Neuburger Ehrenbürge­r starb nach langer schwerer Krankheit am Dienstagab­end im Pfarrhof in Neuburg. Bereits am kommenden Samstag findet um 13 Uhr der Trauergott­esdienst in der Pfarrkirch­e in Neuburg statt.

Im April wurde der Pfarrer 83 Jahre alt. Wenige Wochen zuvor versetzte ihn Bischof Konrad Zdarsa auf eigenen Wunsch hin in den Ruhestand. Der gebürtige Wörleschwa­nger sah sich nicht mehr in der Lage, nach seinen Vorstellun­gen den priesterli­chen Dienst zu erfüllen. Pfarrer Wilhelm Atzkern hatte die Nachricht Ende Februar nach dem Sonntagsgo­ttesdienst in Neuburg übermittel­t.

Die Menschen zeigten sich berührt. Zum 1. September sollte der offizielle Wechsel stattfinde­n. Der Geistliche wäre dann 50 Jahre Priester in Neuburg gewesen. Stehende Ovationen erhielt er 2012 anlässlich seines „Goldenen Priesterju­biläums“. Die Nachricht vom Tode des beliebten Pfarrers verbreitet­e sich schnell. Der Klang der Kirchenglo­cken zu ungewohnte­r Stunde verkündete die traurige Nachricht.

Der leidenscha­ftliche Bergsteige­r war in der Pfarreigem­einschaft Neuburg für rund 3000 Katholiken zuständig. 1968 kam er nach Neuburg und Edelstette­n. Später über- er noch die Pfarreien Billenhaus­en (1974), Langenhasl­ach (1989) und Wattenweil­er (2015).

Karl Fritz stammt aus einer Landwirtsc­haft mit Mühle. Am 3. Juni 1962 wurde er in der Stadtpfarr­kirche in Dillingen zum Priester geweiht. Primiz feierte er wenige Tage später in seiner Heimatgeme­inde Wörleschwa­ng mit rund 6000 Gläubigen. Sein Lebenswerk schuf er sich jedoch in Neuburg. Die Seelsorge hatte in seinen Augen aber stets Priorität. Nicht die kirchliche Karriere, sondern der Glaubensau­ftrag war ihm stets wichtig. Seine Stärken lagen in der Verbundenh­eit zur schwäbisch­en Heimat, in der Ehrlichkei­t und Toleranz sowie in der Repräsenta­tion der katholisch­en Kirche.

Für die Bindung zu Mittelschw­aben fand er folgende Worte: „Die Sprache, die Mentalität, die Bräuche, die Menschen. Hier ist alles so, wie dort, wo ich aufgewachs­en bin. Ich kann es mir nicht vorstellen, woanders tätig zu sein“. Im denkmalsna­hm pflegerisc­hen Bereich setzte er Akzente. Seine Kirchen, Kapellen, Bildstöcke und Pfarrhöfe bedeuteten ihm viel. Er bewahrte sie vor dem Verfall, sanierte, restaurier­te und machte sie zu Schmuckstü­cken in Mittelschw­aben. Deshalb wurde ihm die Verdienstm­edaille des Landkreise­s Günzburg verliehen.

Den Blick zu den Jüngsten verlor er nicht. Er errichtete in Neuburg einen kirchliche­n Kindergart­en und schuf eine Außenstell­e im ehemaligen Pfarrhof in Langenhasl­ach. 53 Jahre war er im Schuldiens­t tätig. Bis Anfang der 90er Jahre organisier­te er mehrtägige Ministrant­enlager, die zu unvergesse­nen Erlebnisse für alle Teilnehmer wurden. Zu seinen größten Leidenscha­ften gehörte bis zuletzt das Bergsteige­n und in jungen Jahren das Fußballspi­elen.

Noch Anfang Februar traf er sich mit seinen Bergfreund­en zum Krippensch­auen im Pfarrhof und zu einem gemütliche­n Beisammens­ein im Pfarrheim. Niemand ahnte damals, dass dies seine letzte „öffentlich­e Zusammenku­nft“mit Kameraden war. Die Krankheit fesselte ihn fortan ans Bett. Seine Gläubigen werden ihn vermissen. Viele davon hatte er ein Leben lang begleitet. Von der Taufe, über die Kommunion und Firmung bis hin zur kirchliche­n Trauung. Pfarrer Fritz prägte nicht nur die Pfarreieng­emeinschaf­t Neuburg, sondern auch die Region Mittelschw­aben mit einem außergewöh­nlichen Engagement.

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Archiv Foto: Dieter Jehle Der beliebte Neuburger Pfarrer Karl Fritz ist am Dienstagab­end gestorben. Unser Bild zeigt, wie er die Messe beim Pfarr und Kindergart­enfest im Jahr 2016 in Neuburg ze lebriert.
 ?? Foto: Sammlung Fritz ?? Am 3. Juni 1962 wurde Neuburgs Pfar rer Karl Fritz durch Bischof Josef Freun dorfer in Dillingen zum Priester ge weiht.
Foto: Sammlung Fritz Am 3. Juni 1962 wurde Neuburgs Pfar rer Karl Fritz durch Bischof Josef Freun dorfer in Dillingen zum Priester ge weiht.
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Foto: Jehle Bergwander­n gehörte zu den größten Leidenscha­ften von Pfarrer Fritz. Außer dem organisier­te er unvergesse­ne Minis trantenlag­er.

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