Mittelschwaebische Nachrichten
AfD empört über Augsburger Hotels
Warum die Buchungen von mehreren Funktionären kurz vor dem Parteitag storniert wurden und welchen ungewöhnlichen Deal eine Unterkunft den Politikern anbietet
Augsburg Die einen sorgen sich um die Sicherheit ihrer Gäste, andere nennen vorrangig politische Gründe: Rund drei Wochen vor dem Bundesparteitag der Alternative für Deutschland haben mehrere Hotels in Augsburg prominenten Parteimitgliedern die Zimmer storniert. Das Vier-Sterne-Hotel „Drei Mohren“sagte nach Angaben einer Sprecherin in zehn Fällen ab. Das „Holiday Inn Express“schickte der Partei eine Liste mit Namen von elf prominenten AfD-Funktionären, die man nicht im Hotel begrüßen will.
Das „Holiday Inn Express“spielte nach Informationen unserer Redaktion in den Planungen der Partei eine wichtige Rolle. Rund 70 Mitglieder sollten dort untergebracht werden, unter anderem Alexander Gauland, Alice Weidel und Beatrix von Storch. Eine Sprecherin der Hotelkette begründet die Liste mit unerwünschten Gästen damit, dass von diesen Personen Äußerungen bekannt sind, die sich „gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung richten“. Das lasse sich nicht mit der internationalen Ausrichtung des Hotels und der multikulturellen Gästestruktur vereinen. Die bis zu 80 Betten, die für die Partei reserviert seien, stünden der AfD aber weiter zur Verfügung. Es gebe keinen generellen AfDBann. Auch den elf betroffenen Funktionären bietet das Hotel einen Deal an. Wenn diese schriftlich versicherten, sich in dem Haus nicht entsprechend zu äußern, seien sie willkommen. Es sieht aber nicht so aus, also ob sich die AfD darauf einlassen wird. Angeblich hat die Partei schon Alternativen für die Übernachtung gefunden.
Parteichef Jörg Meuthen ist nach eigener Aussage selbst nicht von den Stornierungen betroffen. In einem Hotel, das AfD-Leute zu unerwünschten Personen erklärt, werde er allerdings nicht absteigen, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der ganze Vorgang gibt Zeugnis davon, in was für einer angespannten Lage sich unser Land inzwischen leider befindet“, sagte Meuthen. Er ist empört darüber, „mit welchen Mitteln seitens daran interessierter Kreise gearbeitet wird, den freien politischen Diskurs zu behindern, die Meinungsfreiheit zu beschädigen und die politische Arbeit von missliebiger Konkurrenz auf allen möglichen Wegen zu erschweren und nach Möglichkeit verhindern zu wollen“.
Die Polizei teilt mit, dass man sich bei den Vorbereitungen auf den Parteitag auch mit der Sicherheit der Hotels befasse. Im Internet haben Linksextremisten dazu aufgerufen, auch Hotels, in denen AfDMitglieder übernachten könnten, zu attackieren. Nach Recherchen unserer Zeitung gibt es in Augsburg noch weitere Hotels, die keine prominenten Parteimitglieder aufnehmen wollen. Bei weniger bekannten AfD-Anhängern könne ein Hotel gar nicht feststellen, welcher Partei die Gäste angehören, sagt ein Branchenkenner aus Augsburg.
Im schreibt Michael Stifter, warum Deutschland dringend lernen muss, souveräner mit der AfD umzugehen.