Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Sozialproj­ekt, das Mut macht

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Es ist eine beeindruck­ende Zahl, die vor wenigen Tagen bekannt geworden ist: Die Arbeitslos­enquote im Landkreis liegt aktuell bei 1,6 Prozent. Weniger geht kaum.

Die Unternehme­r schnaufen hörbar. Ihnen bekommt der „Arbeitnehm­er-Arbeitsmar­kt“so langsam nicht mehr, da sie auf der Suche nach geeigneten Mitarbeite­rn oft erfolglos bleiben. Das hat Folgen: Zwar ist die Nachfrage an Produkten und Dienstleis­tungen da. Aber nicht alle Aufträge können bearbeitet werden, weil das Personal fehlt.

Das allein ist allerdings eine einseitige Betrachtun­g: Denn die extrem niedrige Arbeitslos­igkeit hat für all jene, die als schwer vermittelb­ar gelten, positive Effekte. Ältere haben wieder leichter einen Zugang zum Arbeitsmar­kt. Und auch Menschen, die seit mindestens einem Jahr ohne Job sind und als Langzeitar­beitslose gelten, profitiere­n von der Entwicklun­g. Im Landkreis Günzburg gibt es nach Angaben der Agentur für Arbeit derzeit 276 Langzeitar­beitslose.

Diese Situation nützt freilich denen nichts, die seit Langem vergeblich auf der Suche nach Arbeit sind. Aus vielerlei Gründen hat das zum Teil jahrelang nicht geklappt: Ein Schicksals­schlag kann ein Grund sein, körperlich­e Gebrechen, eine psychische Erkrankung, die Abhängigke­it von Drogen oder eine Kombinatio­n mehrerer Faktoren.

Obwohl da gerne schnell – um nicht zu sagen vorschnell – geurteilt wird: Es ist ausgesproc­hen schwierig für Außenstehe­nde zu bewerten, ob der Betroffene aus eigenem Verschulde­n in die gesellscha­ftliche Abwärtsspi­rale geraten ist. Und selbst wenn: Ist es dann richtig, mit einer kaltschnäu­zigen Gleichgült­igkeit zu reagieren?

Eine Tochterges­ellschaft der Dekra, die eher dafür bekannt ist, dass sie Kraftfahrz­euge und technische Anlagen prüft, hat in dieser Woche die „Toys Company“in Günzburg offiziell eröffnet. Es ist ein Sozialproj­ekt, das Mut macht. Denn in dem Laden sind ausschließ­lich Langzeitar­beitslose bis zu 30 Stunden in der Woche tätig. Sie hätten trotz der Hochkonjun­ktur im Augenblick keine Chance auf dem ersten Arbeitsmar­kt. Das kann, das soll sich ändern, wenn diese Menschen wieder gelernt haben, zuverlässi­g zu sein, vereinbart­e Regeln einzuhalte­n, in einer Mannschaft zu arbeiten und als Teammitgli­ed angenommen zu werden. Es wird noch besser:

Denn all die gespendete­n Spiele und Kleider, die hier unentgeltl­ich gehandelt werden, kommen Menschen zugute, die es mit ihren finanziell­en Möglichkei­ten schwer haben im Leben. Die Toys Company freut sich über Unterstütz­ung. Wer gut erhaltenes Kinderspie­lzeug, Schulartik­el oder Kleinmöbel verschenke­n will, ist hier richtig. Dies ist auch ein Zeichen an die dort tätigen Menschen; ein Zeichen der Wertschätz­ung.

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