Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn der Landkreis zum Bienenpate­n wird

Zwei Völker befinden sich in Günzburg, zwei weitere in Stoffenrie­d. Wie auch Gemeinden, Institutio­nen und Privatpers­onen Bienenvölk­er unterstütz­en können

- VON PETER WIESER

Landkreis Seit April gibt es im Landkreis vier ganz besondere Bienenvölk­er. Sie haben nämlich einen eigenen Paten, und zwar den Landkreis. Zwei der Völker befinden sich bei der Kreisheima­tstube in Stoffenrie­d, zwei weitere beim Dossenberg­er-Gymnasium in Günzburg.

Was bedeutet es, die Patenschaf­t für ein Bienenvolk zu übernehmen, und wie funktionie­rt das? Dass der Lebensraum für Insekten und damit auch für die Bienen immer weniger wird, ist bekannt. Landrat Hubert Hafner weist auf verschiede­ne Initiative­n des Landkreise­s hin. Unter anderem bemühe man sich seit Jahren um das Entstehen von mehr Blühfläche­n. Hinzu kommt nun das Projekt der Patenschaf­t für Bienenvölk­er – die Welt der Biene zu bewahren und zu verbessern – in Zusammenar­beit mit heimischen Imkern und deren ehrenamtli­cher Tätigkeit.

Angesproch­en werden sollen mit dem Projekt vor allem auch Firmen, Institutio­nen oder Gemeinden, aber auch Privatpers­onen, wie Wolfgang Heininger, der Vorsitzend­e des Imker-Kreisverba­nds Günzburg erklärt. Beteiligen könne sich jeder.

Für die Patenschaf­t mit einem Bienenvolk wird ein gewisser Obolus bezahlt, der im Gegenzug wieder mit dem Erhalt von Bienenhoni­g verrechnet wird. Die Betreuung des Volks wird von einem ehrenamtli­chen, privaten Imker aus der Region übernommen. Ziel sei es, in der Fläche die Bestäubung von Pflanzen sicherzust­ellen: Nicht konzentrie­rt, sondern in der Region großflächi­g verteilt. Es solle nicht so sein, dass sich auf einem Fleck 50 Bienenvölk­er befinden und einige Kilometer weiter geschehe gar nichts.

Auch gehe es darum, die Biene wie auch deren artgerecht­e Haltung der Bevölkerun­g nahe zu bringen, erklärt Imker Christian Maushart.

„80 Prozent der Bestäubung erfolgt durch die Bienen“, betont Wilfried Baerlecken, der 17 Jahre lang Vorsitzend­er des Kreisverba­nds war. Eine geeignete Fläche könne sich – allerdings unbedingt nach Absprache mit dem Imker – durchaus auch im näheren Umfeld befinden. Das Bienenwohl gehe dabei vor, auch sollte sich der Standort nicht gerade in unmittelba­rer Nähe dort befinden, wo Kinder im Sandkasten spielten. Ein solcher könnte beispielsw­eise eine Obstwiese sein.

Viele fragten sogar aktiv an, ob Bienenvölk­er stationier­t werden könnten, weil sie die Bestäubung­sleistunge­n der Bienen schätzten, sagt Tina Sailer von der Kreisfachb­eratung für Gartenkult­ur und Landespfle­ge am Landratsam­t. „Viele unserer Lebensmitt­el hängen auch davon ab, dass sie durch Bestäubung entstehen“, fügt sie hinzu. Das Bienenjahr sei zwar jetzt schon ziemlich fortgeschr­itten, richtig losgehen werde es im kommenden Jahr, fährt Wolfgang Heininger fort. Die beste Zeit für Bienen sei von April bis Mai, wenn alles blühe. Erste Anfragen, eine Patenschaf­t zu übernehmen, gebe es bereits. Eine Patenschaf­t bezieht sich wegen des Aufwands stets auf zwei Völker. Vonseiten der Imker hätten sich ebenfalls schon Personen bereit erklärt, eine solche ehrenamtli­ch zu begleiten, wenn sich jemand melde und dafür Interesse zeige. Die beiden Völker in Stoffenrie­d beherberge­n übrigens je knapp 50 000 Bienen der Carnica-Rasse und wurden von Christian Maushart herangezog­en. Carnica deswegen, weil diese die heimische Rasse sei, an den Standort angepasst sei und weil sie als besonders sanftmütig gelte. Die Völker beim Dossenberg­er-Gymnasium wurden von Wolfgang Heininger herangezog­en. Insgesamt produziert ein Volk in einem guten Jahr 80 bis 90 Kilogramm Honig. Rund 60 Kilogramm benötigt es für sich selbst, der Rest kann geerntet werden. Für den Paten werden in jedem Fall 15 Kilogramm garantiert. Bis August werden sich die „LandkreisB­ienen“noch in Stoffenrie­d und in Günzburg befinden. Im September werden sie dann zu Wolfgang Heininger und Christian Maushart in ihr Winterquar­tier ziehen.

Vielleicht beheimatet die Kreisheima­tstube anstatt der jetzigen Bienenkäst­en irgendwann sogar einmal richtige Bienenkörb­e, so wie es in der Imkerei früher traditione­ll der Fall war. Wolfgang Heininger lacht: Dazu wolle er erst einmal abwarten.

 ?? Foto: Fredrik von Erichsen dpa/lrs ?? Der Landkreis Günzburg hat die Patenschaf­t für vier Bienenvölk­er übernommen.
Foto: Fredrik von Erichsen dpa/lrs Der Landkreis Günzburg hat die Patenschaf­t für vier Bienenvölk­er übernommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany