Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Tag im Grünen
Am 17. Juni will Kettershausen zeigen, wieso es eine „Naturgemeinde“ist. Die Organisatoren haben sich einiges einfallen lassen – vom Getreidefahrrad bis zum Distelwein
Kettershausen Die Besucher des ersten Naturgemeindetags in Kettershausen sollten Zeit mitbringen – denn sie können einiges unternehmen und ausprobieren. Zum Beispiel in die Pedale eines Getreidefahrrads treten oder Emmerbrot essen. Sich bei Experten über Bienen, andere Insekten und deren Zukunftschancen informieren. Oder über einen Regio-Markt bummeln. Der Aktionstag findet am Sonntag, 17. Juni, von 11 bis 17 Uhr statt. Er ist eingebettet in das Jahresprogramm der Naturgemeinde, als welche sich Kettershausen positionieren will.
Bürgermeisterin Susanne Schewetzky und Zweiter Bürgermeister Markus Koneberg freuen sich, dass die Idee auf breite Zustimmung gestoßen ist und viele Unterstützer gefunden hat. Örtliche Vereine, Betriebe und Einrichtungen ließen sich für den Naturgemeindetag begeistern. Sie werden den Regio-Markt auf dem Gemeindeplatz an der Waldstraße 15 bereichern.
Ein Kettershauser Bäcker backt extra ein Emmerbrot, das es dann dort zu kaufen gibt. Ein Landwirt aus der Gemeinde hat den Emmer – auch als Zweikorn bekannt und eine der ältesten kultivierten Getreidearten – im vergangenen Jahr angebaut. Der Emmer kommt aber nicht nur als Brot, sondern auch beim Getreidefahrrad zum Einsatz. Bei dieser Mitmachaktion heißt es: In die Pedale treten. Dadurch wird eine Mühle angetrieben, die das Korn mahlt. Das Mehl kann dann mit nach Hause genommen werden.
Vereine aus Kettershausen und den Ortsteilen, Schule und Kindergarten sorgen unter anderem für die Verpflegung der Besucher, verkaufen selbst gemachte Produkte wie Kräutersalz oder Distelwein und haben Flohmärkte, Spiele und Bastelaktionen für Kinder organisiert.
Insgesamt 30 Stände sind Anlaufpunkte auf dem Gemeindeplatz. Nachhaltige Stromnutzung ist zum Beispiel Thema beim Energie- und Umweltzentrum Kempten (eza). Auch der Unterallgäuer Kreisfachberater Markus Orf ist vor Ort, um über die Arbeit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt zu informieren. Besucher können außerdem in einem E-Auto probesitzen und sich über E-Bikes oder umweltbewusstes Bauen kundig machen. Bei einer Tombola gewinnen sie mit etwas Glück einen von 100 Preisen. Der benachbarte Raiffeisenmarkt lädt zu einem Tag der offenen Tür ein. „Wir hoffen auf passendes Wetter und viele Besucher“,
so Schewetzky und Koneberg. Vorträge und Exkursionen ergänzen das Programm am ersten Naturgemeindetag. Eine Übersicht: ● Vorträge im Schützenheim: Um 12.30 Uhr geht es um „Mehr Biodiversität im Grünland: Initiativen im Gemeindegebiet Kettershausen“. Sebastian Hopfenmüller von der Stiftung Kulturlandschaft Günztal stellt dabei das Grünlandprojekt vor, an dem sich mittlerweile 14 Kettershauser Landwirte beteiligen. Um 13.30 Uhr werden „Neue Chancen für alte Wiesen – und ihre Insektenwelt“thematisiert. Jens Franke, Geschäftsführer vom Landschaftspflegeverband Unterallgäu, spricht über Möglichkeiten, die Insektenwelt wieder mehr zu beleben. Um 14.30 Uhr startet ein Vortrag mit anschließender Diskussion unter dem Titel „Biene und Bauer – für unsere Zukunft brauchen wir beide“. Referent ist Marcus Haseitl vom Netzwerk Blühende Landschaft. Er zeigt auf, dass es für Bienen und Bauern durchaus WinWin-Situationen gibt, von denen letztlich die ganze Gesellschaft profitieren kann. Um 15.30 Uhr hält Sebastian Hartmann vom Energieund Umweltzentrum Allgäu (eza) einen Vortrag mit dem Titel „PVAnlagen für die Eigenstromversorgung im Rahmen des Projekts Energiewende Unterallgäu“. Der Bund Naturschutz bietet von 11 bis 17 Uhr Besichtigungen eines Naturgartens am Sägmühlweg an. Dieses befindet sich nur wenige Gehminuten vom Gemeindeplatz entfernt. Ein Hinweisschild an der Brücke weist den Weg. ● Exkursionen: Um 13 Uhr startet eine Fahrradexkursion mit Wilhelm Daurer vom Planungsbüro Daurer und Hasse entlang des „Glückswegs“für Wanderer und Radfahrer, der in Kettershausen entsteht. Ab 15 Uhr radeln Exkursionsteilnehmer mit Jens Franke durch das Naturschutzgebiet. Die Teilnehmer treffen sich jeweils am Gemeindeplatz. Die Exkursionen dauern ein bis eineinhalb Stunden. Ob 2019 ein zweiter Naturgemeindetag folgen wird? „Es macht sicherlich Sinn, eine solche Veranstaltung weiterzuführen“, sagt Schewetzky.