Mittelschwaebische Nachrichten
Veilchen für den Salat
Viele Blüten sehen nicht nur hübsch aus, in ihnen steckt auch viel Geschmack. Was man beachten sollte und wie man sie selber züchtet
Zwiebelblüten in die Kräuterbutter gemischt, die Knospen von Taglilien in der Pfanne sautiert und Begonien zum Salat gereicht: Was nach Edelküche klingt, steht auch bei vielen Gartenfreunden auf dem Speiseplan. Essbare Blüten kommen frisch aus dem Garten, und der Fantasie für Rezepte sind keine Grenzen gesetzt. Angebaut wird dafür nicht die hübscheste Blüte, wie das bei den Zierpflanzen fürs Beet so üblich ist, sondern es geht um den Geschmack. „Dabei spielt es häufig eine wichtige Rolle, ob man nur die Blütenblätter verwendet oder die Blüten mit dem Blütenboden erntet“, erklärt der Profigärtner André Segler.
Im Blütenboden befinden sich der Nektar und Aromastoffe. So hat beispielsweise das Hornveilchen nur mit dem grünen Blütenboden Geschmack. „Bei anderen Pflanzen kann aber genau der grüne Teil bitter schmecken“, sagt Segler. Er empfiehlt vor allem Kräuterblüten. „Bei Kräutern wie dem Pfirsichsalbei, dem Aztekischen Süßkraut und der Limonadenpflanze ist das raffinierte Kräuteraroma auch in den Blüten vorhanden.“
Neben Klassikern wie Kapuzinerkresse und Ringelblume rät Peter Botz vom Gartencenter-Verband zum Anbau von Begonien, Dahlien und Duftgeranien. „Letztere haben ein zitroniges Aroma.“Der Kochbuchautor Frederik Deemter hat selbst gute Erfahrungen mit Zierlauch-Arten, Glockenblumen, Nelken und sogar mit Seerosen und Yucca gemacht. Auch die Blüten von Wildpflanzen wie der Wegwarte, Holunder, Weidenröschen und Wilde Möhre sind essbar. Der Autor betont, dass man sich dabei vorher genau informieren muss, ob man die Blüten gefahrlos essen kann: Giftige Pflanzen sind zum Beispiel Christrosen, Fingerhut sowie Oleander und Maiglöckchen, betont er.
Zudem macht Deemter einen Bogen um echte Wildkräuter in freier Natur: „Pflanzen, die in der Natur wachsen, sollte man auch in der Natur lassen“, betont auch Gartencenter-Experte Botz. Denn die Blütenernte nimmt zahlreichen Insekten ihre Lebensgrundlage. „Was man essen will, das wird wie Gemüse und Kräuter im Garten angebaut.“Natürlich kann man diese Pflanzen auch im Topf kultivieren.
„Für die Anzucht im Kübel ist Bioerde das Beste“, empfiehlt Profigärtner Segler. Wer das Gartenbeet vorzieht, für den gilt wie bei allen Pflanzen, die man als Nahrungsmittel zieht: Der Boden muss frei von Schadstoffen sein. Nicht selten werden diese von Pflanzen aufgenommen und verderben so den unbeschwerten Genuss.
Daneben sollte man mit viel Bedacht düngen. Dabei kann vor allem ein hoher Nitratanteil die Qualität des Erntegutes beeinträchtigen. „Es ist besser, wenn man den Boden mager hält“, sagt Gärtner Segler. So fördert eine starke Düngung beispielsweise in erster Linie das vegetative Wachstum der gesamten Pflanze. Bei einer zurückhaltenden Dosierung der Nährstoffe könne der Hobbygärtner dagegen mit einer früheren und reichhaltigeren Blüte rechnen, betont der Profi. Die Ernte lässt sich auch durch einen Trick steigern: Gärtner sollten an zum Beispiel Kapuzinerkresse, Tagetes, Peruanischem Salbei und Marzipansalbei früh die Triebspitzen entfernen – Profis nennen das Entspitzen.
Dieser Eingriff beeinflusst das Wachstum der Pflanze, die dann nicht schön brav nach oben wächst, sondern sich verzweigt – und möglichst viele Triebe mit möglichst vielen Blüten bildet. „Die Ernte der Blüten selber fördert aber auch die Neubildung“, erklärt Gärtner Segler. Wenn man die Blüten also abschneidet, werden meist automatisch neue gebildet. Denn die Pflanze verliert damit ja ihre Chance, Samen zu produzieren, was einen Überlebenstrieb auslöst – und die Pflanze erblüht rasch erneut.
Problematisch wird es, wenn Schädlinge die Pflanzen befallen. Der Einsatz von Nützlingen, die Läuse und Co. auffressen, klappe im Hausgarten sehr gut, und die Ergebnisse seien zufriedenstellend, sagte Gärtner Segler. Wer kein Geld für die Bekämpfung ausgeben möchte, sollte einfach das Erntegut gründlich im fließenden Wasser waschen oder Läuse, die an den Knospen sitzen, zerquetschen. Schon mit einer Dusche mit einem kräftigen Wasserstrahl kann man Läuse gut bekämpfen.
Kochbuchautor Deemter rät, die Blüten am besten dann zu ernten, wenn es kühl ist und die Sonne noch nicht voll darauf scheint. Und man sollte sie frisch verzehren. „Beim Trocknen verlieren fast alle Pflanzenteile sehr viel Aroma“, erklärt der Buchautor. Konservieren lassen sich Blüten aber mit Zucker für Desserts und das Backen.
Welche Blüten schmecken, und welche sind giftig?